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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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auf. »Sie hören von meinem Bekannten«,
drohte er jetzt offen und kehrte zum Tisch seiner Freunde zurück.
    »Ich werde den Hollerhansi durchleuchten«, sagte Große
Jäger auf dem Rückweg zum Parkplatz. »Für mich ist der Mann ein Zuhälter, der
Edelnutten vermarktet. Das war kein Zufall, dass er am Morgen nach der Tat bei
Laipples Villa aufgekreuzt ist. Der Bursche wollte das Hermelincape abholen.
Für so einen Pelz muss sich auch eine First-Class-Dame öfter langmachen.«
    »Und wenn es sich um eine Dame der Gesellschaft
handelt, die Gruenzweig aufgesucht hat?«, gab Lüder zu bedenken. »Was ist mit
Frau Laipple? Schließlich gab es bei den Eskimos früher den Brauch, dass einem
Gast des Hauses die eigene Frau oder Tochter für die Nacht angeboten wurde.«
    Große Jäger schüttelte den Kopf. »Seltsame Sitten.«
    »Das hatte einen tieferen Sinn«, erklärte Lüder. »Ein
Gast war in der polaren Weltabgeschiedenheit lange unterwegs gewesen und hatte
eine beschwerliche Reise hinter sich. Und wenn dann nicht nur die kalten
Knochen, sondern auch die Hormone wieder am Feuer des Gastgebers durchwärmt
waren, umging man die Gefahr, dass der ausgezehrte Gast sich etwas mit Gewalt
nahm, eben dadurch, dass man ihn einlud.«
    »Und Sie glauben, dass die Bräuche der Eskimos auf die
Gesellschaftsschichten durchgeschlagen sind, denen Laipple und Gruenzweig
angehören?«
    »Es ist die Aufgabe der Polizei, Fakten zu beschaffen,
und nicht, Vermutungen anzustellen«, wich Lüder aus.
    Sie saßen gerade im Auto, als sich Große Jägers Handy
meldete. Der Oberkommissar informierte Christoph Johannes über den Stand der
Ermittlungen. Er unterließ es auch nicht, vage Vermutungen zu erwähnen und die
noch nicht abgesicherten Gedanken der beiden Polizisten vorzutragen.
    Nach dem Gespräch sagte er: »Na so was«, und
schüttelte den Kopf, bevor er Lüder berichtete: »Ich erwähnte, dass Christophs
Vermieterin heute Nacht verstorben ist. Die alte Dame ist friedlich in ihrem
Bett eingeschlafen. Bereits wenige Stunden später ist ihr Neffe aufgetaucht und
hat Christoph erklärt, dass er es gern sehen würde, wenn sich Christoph eine
andere Wohnung suchen würde, da der Neffe das Haus möglichst schnell verkaufen
will. Da würde ein Mieter im Hause nur stören. Und ich habe gedacht, dass die
Geldgier nur ein Symptom der oberen Zehntausend sei.«
    Sie fuhren zur Westerländer Polizeistation.
    Hauptkommissar Paulsen empfing sie und berichtete
zunächst, dass es noch keine Resonanz auf das heute früh in der Sylter
Rundschau veröffentlichte Foto des Hermelincapes gegeben habe. Er hatte aber
gehört, dass Oberstaatsanwalt Brechmann eine Erklärung für die Presse abgegeben
habe. In wenigen Minuten werde im Dritten Fernsehprogramm des Norddeutschen
Rundfunks das Schleswig-Holstein-Magazin beginnen.
    Eingebettet in eine bunte Mischung aus Informativem
und Kuriosem nahm der Mord an Gruenzweig im Nachrichtenteil naturgemäß einen
größeren Raum ein. Man zeigte das Haus, die Umgebung, erwähnte, dass der
Vorstandssprecher des bedeutendsten Kreditinstituts des Landes Eigentümer des
Anwesens sei, und brachte auch einen Ausschnitt der Pressekonferenz, die der
Kieler Staatsanwalt heute abgehalten hatte. Brechmann hielt sich sehr bedeckt
und deutete an, dass die Sonderkommission eine Vielzahl von Spuren verfolge.
Die Ermittlungsbehörden würden dringend eine Person suchen, die in Verbindung
mit der Tat stehen könnte, deutete Brechmann an. Dann wurde das Bild eines
Mannes eingeblendet.
    »Es ist ein Phantombild«, erklärte Hauptkommissar
Paulsen, »das wir aufgrund der Aussagen des Seglers am Anleger in Rantum
angefertigt haben. Es könnte sich um den Mann handeln, der die Segelleine auf
dem Boot des Nordstrander Seglers gekappt hat.«
    »Oke Petersen«, sagte Große Jäger.
    »Ist das der Gesuchte?«, fragte Paulsen erstaunt.
    »Nein. So heißt der Eigentümer des Motorseglers, dem
man das Großfall an seinem Mast gekappt hat.«
    Im Tenor gleich, nur in geraffter Form, wurde die
Meldung in der kurz darauf folgenden Tagesschau ausgestrahlt. Auch dort zeigte
man das Bild.
    »Sagt Ihnen ›Hollergschwandtner‹ etwas?«, fragte Lüder
den einheimischen Hauptkommissar.
    Paulsen schüttelte den Kopf. »Auf Sylt treibt sich
viel A-Prominenz herum, und noch mehr B-Prominenz tummelt sich hier.
Hollergschwandtner fällt mir noch nicht einmal in der Kategorie der C-Prominenz
ein.«
    »So einen wollen sie nicht einmal im Dschungelcamp

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