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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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auch das möglich machen.«
    Lüder hatte Hollergschwandtner entdeckt, der mit zwei
Männern und einer Frau am Ecktisch saß und jetzt auch auf die beiden Polizisten
aufmerksam geworden war. Er sagte etwas zu seinen Begleitern, stand auf und kam
den Beamten entgegen.
    »Ist schon recht, Josef«, sagte er zum Kellner. »Die
Herren wollen nur kurz mit mir plaudern.« Er zeigte auf einen Tisch mit dem
Schild »reserviert«, auf dem wie auf allen anderen ein Leuchter mit einer brennenden
Kerze stand.
    Als sie allein waren, legte der Mann allerdings jede
Höflichkeit ab.
    »Sagen Sie, was soll das Ganze? Wollen Sie mich jetzt
ständig verfolgen? Haben Sie einen Verdacht gegen mich?« Er blies die Wangen
auf und pustete hörbar die Luft über den Tisch. »Darf man nicht in Ruhe seinen
Sundowner genießen?«
    Große Jäger pustete ebenso ungeniert in
Hollergschwandtners Richtung zurück. Der zog angewidert die Stirn kraus. Lüder
konnte sich lebhaft vorstellen, dass der nikotingeschwängerte Atem des
Oberkommissars in der Nase eines Parfumeurs kein Wohlgefallen auslösen würde.
    »Sie machen auf mich den Eindruck eines weltgewandten
Mannes.« Große Jäger schaffte es, seine Stimme nahezu säuseln zu lassen.
    Hollergschwandtner sah ihn fragend an.
    »Waren Sie schon einmal in Schweden?«
    »Was soll das? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Mitnichten. Kennen Sie den dortigen
Einrichtungsstil?«
    »Wollen Sie mich veräppeln?« Die Frage war an Lüder
gerichtet, der nur wortlos die Schultern hob und in Große Jägers Richtung wies.
    Als auch der Oberkommissar schwieg, antwortete
Hollergschwandtner: »Das wird mir langsam zu dumm. Sie glauben doch nicht, dass
die skandinavische Bretterwelt meinem Stil entspricht.«
    »Ich dachte weniger an das Möbelhaus als an die
Gardinen, die man in Schweden vor gewissen Räumlichkeiten anbringt.«
    Der Mann wollte aufstehen, aber jetzt bedeutete ihm
Lüder, sitzen zu bleiben.
    »Es würde sicher unerwünschtes Aufsehen bereiten, wenn
wir Sie jetzt zur örtlichen Polizeidienststelle mitnehmen würden«, sagte er.
    »Was wollen Sie von mir?« Die Nervosität, die den Mann
erfasst hatte, konnte er nicht mehr verbergen.
    »Es gibt einen Zeugen, der bestätigt hat, dass Sie am
Vorabend arbeiten waren. Das war der Tag, an dem Lew Gruenzweig ermordet
wurde.«
    »Das ist absurd. Das ist lächerlich.«
    »Nein, Herr Hollergschwandtner. Der gewaltsame Tod
eines Menschen ist nie lächerlich«, sagte Lüder. Seine Tonlage klang jetzt
verbindlicher.
    »Wer hat das behauptet?« Ein Zucken huschte über das
Gesicht des Mannes. »Ah, ich verstehe. Sabine hat das gesagt.« Er ließ ein
gekünsteltes Lachen hören. »Da hat sie etwas missverstanden. Was soll ich denn
arbeiten?«
    »Das würden wir gern von Ihnen wissen«, sagte Große
Jäger.
    »Muss ich meine Einkommensverhältnisse vor Ihnen
ausbreiten?«
    »Sicher. Geld ist eines der häufigsten Tatmotive bei
Tötungsdelikten«, stellte Große Jäger fest.
    »Sie behaupten nicht im Ernst, dass ich dort im Haus
war und diesen – wie heißt er noch gleich? – ausgeraubt habe.«
    »Haben Sie nicht?«
    Hollergschwandtner hatte das Reservierungsschild in
die Hand genommen und spielte nervös damit.
    »Sie haben am Mordtag mehrfach versucht, in Laipples
Villa anzurufen. Bei einem Versuch hat es geklappt, und Sie haben eine Weile
gesprochen.«
    Jetzt sah man Hollergschwandtner deutlich das
Erschrecken an.
    »Wie kommen Sie darauf?«, stammelte er.
    »Wir sind die Polizei«, erwiderte Große Jäger
ungerührt. »Mit wem haben Sie gesprochen? Was wollten Sie von Lew Gruenzweig?«
    »Ich … ich …« Er brach ab und fixierte an den beiden
Polizisten vorbei einen imaginären Punkt im Hintergrund.
    »Ich habe mit dem Personal gesprochen. Ich kenne dort
jemanden. Wie man sich auf Sylt halt kennt.«
    »Name?«
    Hollergschwandtner blickte von einem zum anderen. Dann
lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »I red jetzt
nimmer was«, verkündete er und verfiel dabei in seinen bayerischen
Heimatdialekt. Plötzlich straffte sich sein Körper.
    »Man kennt sich auf Sylt. Dazu gehört auch ein hoher
Polizeibeamter aus Schleswig-Holstein, der in meinem Freundeskreis verkehrt.
Sie sollten also überlegen, wie Sie vorgehen.«
    »Soll das ein Einschüchterungsversuch sein? Oder gar
eine Drohung?« Lüder hatte leise gesprochen. Da Hollergschwandtner sich dadurch
auf die Worte konzentrieren musste, verstärkte es deren Wirkung.
    Der Mann stand

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