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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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der
Krawallsender sehen«, kommentierte Große Jäger.
    »Ist der Laipple eigentlich verheiratet?«, war Lüders
nächste Frage, auf die er sich keine Antwort erhoffte.
    Doch Paulsen wusste auch hierzu Bescheid.
    »Glauben Sie nicht, dass ich beim Frisör die falschen
Illustrierten lese, aber wenn Sie hier auf der Insel Dienst tun, bekommen Sie
viel mit. Dr. Laipple ist geschieden. Sein Privatleben taucht fast nie in den
bunten Gazetten auf. Daher weiß ich auch nicht, ob er eine neue Liaison
eingegangen ist. Die Exfrau lebt übrigens auch auf Sylt, nur ein paar Straßen
von Laipples Anwesen entfernt. Sie ist wieder verheiratet und heißt jetzt
Karoline Freifrau zu Schwichtenberg.«
    »Doch nicht der Schwichtenberg?«
    Paulsen grinste. »Das ist eine ganze Dynastie.
Ferdinand Baron von Schwichtenberg gehört zur Erbengemeinschaft, die das
Industrie-, Versicherungs- und Tourismusimperium geerbt hat. Als das vor
fünfzehn Jahren verkauft wurde, haben die Erben ordentlich Kasse gemacht.
Ferdinand hat wohl in Immobilen investiert und lässt seine Latifundien
professionell verwalten. Er selbst lebt zurückgezogen, widmet sich den schönen
Künsten und leidet seit Jahren unter einer argen Erkrankung. Immerhin ist er
fast achtzig.«
    »Dann war diese Eheschließung von Laipples Ex wohl
keine Liebesheirat«, überlegte Große Jäger laut. »Nee. Wie gut, dass ich nicht
in diesen Kreisen leben muss.« Er spitzte die Lippen. »Andererseits – man hätte
dann vielleicht ein Treuhandkonto in Liechtenstein und nicht ein überzogenes
Girokonto bei der Nord-Ostsee Sparkasse.«
    Lüder hatte beschlossen, an diesem Abend nicht mehr
nach Kiel zurückzukehren. Begeistert schloss sich Große Jäger an. Mit Paulsens
Hilfe hatten sie ein kleines, gemütliches Hotel in der Johann-Möller-Straße,
gleich gegenüber dem Appartementhaus, in dem Hollergschwandtner untergekommen
war, gefunden.
    Vom Hotelzimmer aus rief Lüder zu Hause an, um seine
Abwesenheit anzukündigen. Natürlich war Jonas als Erster am Apparat.
    »Was machst du gerade?«
    »Ich bin auf Sylt.«
    »O geil. Jagst du den Mörder von diesem Typen aus dem
Fernsehen?«
    »Ich suche den Strolch, der zweimal täglich den
Stöpsel zieht, damit der Husumer Binnenhafen leerläuft. Ein erster Zeuge meint,
es könnte sich um einen gewissen Ebbe handeln.«
    Jonas lachte und beschloss dann, den Hörer an Margit
weiterzureichen, damit er sich weiter dem Fernsehen hingeben konnte.
    Margit war nicht begeistert davon, dass Lüder auswärts
übernachten würde.
    »Du wolltest dich doch nicht mehr in diese heiklen
Fälle einmischen«, sagte sie in deutlich vorwurfsvollem Ton.
    Obwohl Lüder zu dementieren und zu beschwichtigen
versuchte, ließ er eine deutlich frustrierte Margit am Ende des Gesprächs
zurück.
    Dann ging er mit Große Jäger die wenigen Minuten zum
Stadtzentrum und überquerte die Strandstraße, neben der Friedrichstraße die
zweite Fußgängerzone.
    »Ich persönlich finde die Strandstraße
ursprünglicher«, sagte Lüder. »Leider hat man in der Friedrichstraße nicht mehr
viele der reizvollen alten Häuser erhalten, die mit einem besonderen Flair
ausgestattet sind. Es schmerzt im Auge des Betrachters, wenn zwischendurch
seelenlose Betonbauten eingepflanzt wurden.«
    »Eingepflanzt?«, tat Große Jäger erstaunt.
    Lüder nickte. »Wie ein Stiftzahn, der eine Lücke
füllen soll und aus blankem Edelstahl den Gesamteindruck des Gebisses stört.«
    »Blühende Phantasie«, murmelte Große Jäger und wurde
von Lüder am hinteren Saum seiner Lederweste festgehalten, als er eine
Hamburger-Braterei mit dem golden »M« ansteuerte.
    »Wir können dort zu Abend essen«, sagte Lüder, als
sich der Oberkommissar erstaunt umsah. »Aber dann musst du den Rest des Abends
›Papi‹ zu mir sagen.«
    Große Jäger hob ratlos eine Augenbraue.
    »Ich habe nichts gegen den Frikadellentempel. Meistens
suche ich den aber in Begleitung meiner Kinder auf.«
    Große Jäger war stehen geblieben. »Ich habe aber keine
Krawatte um«, maulte er.
    Lüder schmunzelte. »Das ist auch nicht erforderlich.
Saubere Fingernägel reichen.«
    Instinktiv vergrub der Oberkommissar seine Hände tief
in den ausgebeulten Taschen seiner Jeans. »Von mir aus, wenn’s nicht so’n
piekfeiner Laden sein muss.«
    Sie landeten im gutbürgerlichen Restaurant Münchener
Hahn, das trotz des für diese Region ungewöhnlichen Namens mit
handgeschriebenen Kreidetafeln vor der Tür für Kabeljau, Matjes nach
Hausfrauenart mit

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