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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sollte.«
    »Das ist töricht. Niemand ist befugt, einen anderen
Menschen zu verletzen oder gar zu töten.«
    »Aber diese Dinger, die Heuschrecken …«
    »Jonas!« Lüder hatte seine Tonlage verschärft.
»Darüber sprechen wir in Ruhe. Von Angesicht zu Angesicht. Nun möchte ich gern
Viveka sprechen.«
    »Wieso die denn?«
    »Muss ich dir alles erklären?«
    »Ja«, behauptete der Junge kühn, bequemte sich aber
doch, laut »Viiveekaa!« durchs Haus zu brüllen. Dann hörte Lüder ein Knacken,
und kurz darauf meldete sich das Mädchen.
    »Hi, was gibt’s?«, fragte sie.
    »Du siehst dir doch im Fernsehen die tägliche Soap
an?«
    »O Manno. Da gibt es viele. Welche meinst du?«
    »Mit Katja von Mühl.«
    »Ach die. Mensch, die ist vielleicht süß. Warum fragst
du?«
    »Was weißt du über die?«
    »Die spielt doch die Bianca. Und die liebt Benny, aber
der nutzt sie nur aus. Das finde …«
    »Darf ich dich unterbrechen? Ich meine nicht die
Rolle, sondern die Schauspielerin.«
    »Ohne die wäre die ganze Serie nichts. Katja hat sich
von Metallic Tom getrennt. Aber schon lange.«
    »Wer ist das?«
    »Du hast aber überhaupt keine Ahnung«, sagte Viveka in
gespielter Entrüstung. »Der ist der Frontmann einer Boygroup.«
    »Und mit wem ist sie jetzt liiert?«
    Einen Augenblick war es still in der Leitung.
    »Das weiß ich nicht«, gestand Viveka dann.
    »Und mir unterstellst du, ich hätte keine
Ahnung«, lästerte Lüder. »Danke. Und grüß die anderen.«
    »Mach ich.« Dann war die Leitung unterbrochen.
    »Schade«, sagte Große Jäger. »Sonst hätten wir
vielleicht in Erfahrung bringen können, wie das Hermelincape in Laipples Haus
gelangt ist. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ein Date zwischen Gruenzweig
und Katja von Mühl kein Thema für die ›Bravo‹ ist.«
    Die gewundene Dorfstraße in Keitum mit den
anheimelnden Häusern und kleinen Geschäften war stellenweise so eng, dass sich
begegnende Fahrzeuge auf den Bürgersteig ausweichen mussten.
    Große Jäger zeigte auf eine Seitenstraße. »Da müssen
wir links abbiegen.«
    Der Ingiwai, wie die Straße hieß, lag am
entgegengesetzten Ende des Dorfs. Auch diese Wegstrecke war in einem schlimmen
Zustand.
    »Ich sag’s ja«, kommentierte Große Jäger die Straße,
als hätte er Lüders Gedanken erraten.
    Es war das letzte Haus auf der rechten Straßenseite,
bevor sich der schmale Weg durch die Marsch schlängelte. Lüder warf einen Blick
auf das reetgedeckte Gebäude, dessen Dach mit dichtem grünem Moos bedeckt war,
soweit es der obligatorische Friesenwall mit seiner bepflanzten Krone und die
im Garten stehenden Krüppelkiefern zuließen. Zwei wuchtige, aus dem Dachfirst
wachsende Schornsteine und mehrere Gauben mit Sprossenfenstern zeigten schon
von außen, dass in dem Haus mehrere Wohneinheiten untergebracht waren.
    »Abgesehen davon, dass wir uns selbst so etwas
nicht leisten können, gibt es doch große Unterschiede zum Anwesen des
Bankmanagers«, stellte Große Jäger fest.
    An der Haustür fand sich kein Namensschild. Es dauerte
ewig, bis ihnen geöffnet wurde.
    »Ja?«, fragte ein verkatert aussehender Glatzkopf in
einem chinesischen Hausmantel. »Von welcher Zeitung kommen Sie?«, schob er die
nächste Frage nach.
    »Von ›Land und Leute‹ aus Kiel. Wir sind der führende
Informationsdienst in Schleswig-Holstein und haben im Land zwischen den Meeren
eine absolute Monopolstellung«, antwortete Große Jäger, bevor Lüder etwas sagen
konnte.
    Der Glatzkopf öffnete die Tür ganz. »Kommen Sie rein«,
sagte er. »Da durch.« Er wies den Weg in einen sehr spartanisch möblierten
Raum, in dem ein weißes Ledersofa, zwei passende Sessel und ein Regal aus Glas
und Chrom stand. »Ich hole Katja«, sagte er und verschwand.
    Sie mussten fast eine Viertelstunde warten, bis der
Glatzkopf zurückkehrte. Er war in Begleitung einer schlanken Frau mit langen
offenen Haaren, die in einen Bademantel gehüllt war, unter dem die
wohlgeformten Fesseln ihrer Waden hervorlugten. Sie hatte sich in aller Eile
Schminke ins Gesicht geschmiert, was aber nur bedingt als gelungen bezeichnet
werden konnte.
    »Das ist Katja von Mühl«, stellte der Glatzkopf vor.
»Ich bin Enzo von Burzlaff, ihr Manager. Aber das wissen Sie wahrscheinlich.«
    »Ich bin Wilderich von Husum«, knurrte Große Jäger.
»Dann sind wir alle von Adel. Bis auf ihn da.« Er zeigte auf Lüder, ohne ihn
vorzustellen.
    »Was sagten Sie, Herr von Husum, von welchem Magazin
kommen Sie?«
    »Ich

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