Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
in der Liste der eingegangenen Gespräche.
    »Hallo, Dittert«, sagte er, nachdem sich der Reporter
des Boulevardblattes mit einem saloppen »Hi« gemeldet hatte.
    »Ich kenne Ihre Abneigung gegen eine freie Presse.
Aber könnten Sie nicht doch ›Herr Dittert‹ sagen?«
    »Jemand wie Sie ist kein Herr. Und das ›freie‹ bei Ihrem
Presseerzeugnis bezieht sich auch nur auf das freie Erfinden und nicht auf die
sorgfältige Recherche einer ausgewogenen Berichterstattung. Trotzdem: Ich habe
eine Story für Sie. Die Chinesen horchen deutsche Unternehmen aus. Nach Telekom
und Lidl haben wir einen weiteren Abhörskandal.«
    »Lüders. Was ist nun los? Das gab es noch nie, dass
Sie sich bei der Presse melden.«
    »Noskemeier in Neumünster ist ein mittelständischer
Maschinenbauer. Dort hat man den Betrieb verwanzt, um die Reaktion der
Mitarbeiter auszuforschen.«
    Dittert pfiff ins Telefon. »Und weiter? Was will man
wissen?«
    »Der Laden soll an eine Heuschrecke gehen und dann
zerlegt werden. Das kostet ein paar tausend Arbeitsplätze.«
    Lüder hatte keine konkrete Zahl genannt und bewusst
übertrieben.
    »Mann. Das ist ein dickes Ei. Woher haben Sie die
Information?«, fragte der Reporter.
    »Sie haben das nicht von mir, Dittert. Ist das klar?
Wenn auch nur ein Wörtchen herauskommt, wird Ihr Auto jede Woche zweimal
abgeschleppt. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Ich bin verschwiegen wie ein Grab«, wisperte der
Reporter durch die Leitung.
    Lüder hätte Dittert gern geantwortet, dass er ihn für
einen schleimigen und windigen Typen hielt. Aber heute war er auf den
Zeitungsmann angewiesen. »Es reicht, wenn Sie mit Ihren Artikeln immer aus dem Grab berichten.«
    »Sie waren schon origineller, Lüders. Die Phrase mit
›sprach zuerst mit dem Toten‹ kannte schon mein Großvater.«
    »Und seitdem haben Sie nichts dazugelernt. Es geht
aber noch weiter. Ich kann Ihnen noch zwei Namen nennen, die vermutlich
dahinterstecken.«
    »Dafür haben Sie einen gut bei mir. Wenn es wahr ist.«
    »Ich gehe davon aus, dass Sie es nachrecherchieren.
Die Abhöraktion ist von einem Dr. Buurhove initiiert worden. Für solch
schmutzige Aktionen bedient sich der Unternehmensberater gern der Dienste von
Willi Kwiatkowski. Das ist ein sogenannter Privatdetektiv aus Mülheim an der
Ruhr.«
    »Wie authentisch ist das, was Sie da von sich geben?«,
fragte Dittert nach.
    »Finden Sie es heraus.« Damit beendete Lüder das
Gespräch.
    Der Oberkommissar sah ihn mit großen Augen an. Er
holte zweimal Luft, bevor er sprach: »Das haut mich um. Lernt man das beim LKA ?«
    Lüder schüttelte vergnügt den Kopf. »Das ist die
Methode Lüder. Manchmal wende ich unkonventionelle Mittel an, wenn der formelle
Weg nicht aussichtsreich erscheint.«
    »Wie kommen Sie auf die beiden Namen Buurhove und
Kwiatkowski?«
    »Der Name des Unternehmensberaters fiel im Gespräch
bei Noskemeier in Neumünster. Der Geschäftsführer berichtete, dass dort ein
Unternehmensberater und ein Dritter aufgetaucht und mit ausdrücklicher
Zustimmung von Hundegger junior im Betrieb herumgeschlichen sind. Und unsere
beiden Gesprächspartner haben sich beklagt, dass nichts mehr vertraulich
geblieben ist. Den Rest habe ich mir zusammengereimt.«
    »Das macht ja richtig Spaß, mit Ihnen
zusammenzuarbeiten«, sagte Große Jäger und klatschte sich vergnügt auf die
Schenkel.
    Das Gebäude sah von außen weniger einladend aus als
viele andere Beherbergungsbetriebe. Im Putz klaffte ein notdürftig verschmierter
Riss, die Farbe blätterte ab, auf den Dachziegeln hatte sich Moos angesiedelt,
und die Fenster bedurften auch eines neuen Anstrichs.
    Der Empfang war nicht besetzt, und erst nachdem Große
Jäger mehrfach »Hallo« gerufen hatte, schlurfte aus dem Hintergrund ein älterer
Mann herbei.
    »Alles besetzt«, sagte er mürrisch ohne weitere
Begrüßung.
    »In solch einem Haus möchten wir auch nicht
übernachten«, gab Große Jäger zurück. »Wir suchen Lothar Balzkowski.«
    Der Mann stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem
Empfangstresen ab. »Was wollen Sie denn von dem?«
    Der Oberkommissar näherte sich dem Gesicht des Mannes,
bis sich die Nasenspitzen fast berührten. »Wie oft haben Sie im letzten Quartal
mit Ihrer Frau gebumst?«, fragte er.
    Der ältere Mann wich zurück. Empörung zeigte sich in
seinem Gesicht. »Was fällt Ihnen ein? Wie können Sie solche Fragen stellen?«
    »Sie werden mir sicher keine Antwort geben«, erwiderte
Große Jäger gelassen. »Also? Was ist?

Weitere Kostenlose Bücher