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Der Tote vom Kliff

Der Tote vom Kliff

Titel: Der Tote vom Kliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zuzutrauen, dass er die Inder und die Chinesen
gegeneinander ausspielen will. Damit treibt er den Preis in die Höhe. Und den
Profit teilt er mit Hundegger junior.«
    Das ist eine denkbare Konstellation, überlegte Lüder.
Und wenn Dr. Buurhove die gleiche Absicht gehegt haben sollte, wäre dem agilen
Unternehmensberater aus Düsseldorf mit Lew Gruenzweig ein unbequemer
Mitbewerber erwachsen. Schließlich handelte es sich um Millionenbeträge, und es
wurde schon für kleine Summen gemordet.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Große Jäger.
    Balzkowski zuckte resignierend mit den Schultern. »Ich
werde nach Hause fahren. Meine Mission hier ist gescheitert.«
    Der Oberkommissar nahm die Personalien auf. Lothar
Balzkowski war sechsundvierzig Jahre alt und wohnte in Gelsenkirchen.
    »Wir müssen Ihr Auto vorübergehend sicherstellen«,
schloss Große Jäger die Vernehmung und ließ sich die Fahrzeugschlüssel geben.
    Balzkowski fragte nicht nach dem Grund. Deshalb
unterließ es der Oberkommissar, ihm zu erläutern, dass die von Große Jäger
angeforderte Spurensicherung im Kofferraum des VW -Passats
nach Mikrospuren des Segeltaus fahnden würde, das als Tatwaffe benutzt wurde.
    »Es verdichten sich die Hinweise, die auf den
Selbstmörder Hubert Fixemer deuten«, sagte Große Jäger, als sie wieder im Auto
saßen. Dann zog er die Stirn kraus. »Mir ist aber noch etwas aufgefallen.«
    Lüder kannte Große Jäger mittlerweile gut genug und
war nicht über den Scharfsinn des Oberkommissars erstaunt, als dieser die
Vermutung äußerte, die Lüder selbst hegte: Es könnte auch ein Machtkampf
zwischen Dr. Buurhove und Lew Gruenzweig gewesen sein. Schließlich war
Hundegger-Industries ein lukrativer Leckerbissen. Und wenn Dr. Buurhove
wirklich die Interessen der Chinesen vertrat …?
    Die beiden Beamten waren sich einig, als Nächstes Dr.
Gisbert Hundegger zu befragen. Das Dorint Resort Söl’ring-Hof war mit fünf
Sternen ausgezeichnet. Es lag direkt in den Dünen am Meer.
    »Das ist eine noble Herberge«, erklärte Lüder. »Dort
zahlst du für das Zimmer fünfhundert Euro und mehr.«
    »Das ist günstig für eine Pauschalwoche«, griente
Große Jäger zurück und zählte an seinen Fingern wie ein Kleinkind ab. »Dann
müsste ich die letzten fünfundzwanzig Tage des Monats im Büro schlafen.«
    »Und damit die Vorurteile der Bevölkerung nähren, dass
Beamte dort schlummern. Ähnlich verhält es sich mit der Küche. Der international
bekannte und ausgezeichnete Johannes King führt dort das Kommando. Unter einem
Trüffelseminar läuft in seinen Kochkursen kaum etwas.«
    Große Jäger gähnte herzhaft und unternahm gar nicht
erst den Versuch, die Hand vor den Mund zu halten. »Für mich kocht Baba Khan.«
    »Wer ist das?«, fragte Lüder.
    Erneut grinste der Oberkommissar. »Der hat so einen
komischen Hut auf und bedient in der Hamburger-Bude in der Flensburger
Chaussee.«
    »Habe ich es mit einem kulinarischen Kulturbanausen zu
tun?«
    »Nee, nur mit einem Realisten, der sich von seinem
mageren Polizistensalär nichts anderes leisten kann.«
    Die Lobby war von schlichter Eleganz. Die dominierende
Farbe Weiß unterstrich in Kombination mit den hellen Fliesen das freundliche
Ambiente, das sorgfältig zusammengestellte Interieur zeigte die Hand eines
guten Innenarchitekten. Selbst das dezente Licht wirkte so, als würden die
Gäste persönlich eingeladen sein und nicht in einer Herberge logieren.
Lediglich die dunklen Türen und die ins Obergeschoss führende ebenfalls dunkle
Treppe kontrastierten nach Lüders Meinung ein wenig zu hart mit der übrigen
Gestaltung.
    Die junge Frau an der überraschend kleinen Rezeption
musste nicht nachsehen. »Herr Dr. Hundegger ist nicht im Hause«, sagte sie.
    »Er hat aber noch nicht ausgecheckt?«, fragte Große
Jäger.
    Sie bewegte ein klein wenig ihren Pagenkopf und
lächelte den Oberkommissar gekonnt an. »Herr Dr. Hundegger ist noch Gast in
unserem Haus.«
    »Wissen Sie, wo wir ihn sprechen können?«, fragte
Lüder.
    Als Antwort bekam er ein zauberhaftes Lächeln
geschenkt. »Ich bedaure sehr.«
    »Haben Sie seine Mobilfunknummer?« Große Jäger
versuchte auch, charmant zu lächeln. Lüder registrierte den misslungenen Ansatz
mit einem Schmunzeln.
    »Die habe ich leider nicht«, sagte die junge Dame,
ohne nachzusehen. Beiden Beamten war klar, dass die Hotelangestellte ebenso
höflich wie diskret war und nicht bereit, Informationen über die Hotelgäste zu
erteilen.
    »Das ist

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