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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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in
Altenheimen erinnert, schlägt Völxen entgegen, als er gegen halb sieben sein
Heim betritt. »Gibt’s Spargel?«, fragt der Kommissar.
    Â»Wettberger Spargel und neue Kartoffeln«, bestätigt Sabine.
    Â»Und?«
    Â»Und was?«
    Â»Schinken, Steak … es muss doch was dazu geben.«
    Â»Kräutersoße auf Joghurtbasis und grünen Salat.«
    Völxen pfeffert die Aktentasche unter die Garderobe und seufzt. Er
mag das blasse Gemüse nicht, er hat noch nie verstanden, warum alle Welt so ein
Gedöns darum macht und horrende Preise für die faden Stängel zahlt.
    Â»Ein gewisser Ewald Osterholz hat vorhin angerufen«, sagt Sabine. Er
lässt ausrichten, wenn du mit ihm heimlich trainieren willst, dann sollst du um
sieben beim Parkplatz sein. Du wüsstest dann schon, wo.«
    Osterholz? Ach ja, der pensionierte Hauptkommissar, sein
Walking-Leidensgenosse. Angesichts des heimischen Speiseangebots erscheint der
Vorschlag durchaus überlegenswert, ja geradezu verlockend. Man könnte ein
Stündchen gemütlich durch die Wälder tappen und dann in ein Wirtshaus gehen, in
dem es was Anständiges zu essen gibt.
    Â»Worum geht es denn dabei?«, fragt Sabine neugierig.
    Â»Walking«, sagt Völxen und verschwindet im Schlafzimmer. Wenige
Minuten später tritt er in seinem Sport-Outfit und den Stöcken in der Hand aus
der Tür. In eine Plastiktüte hat er klammheimlich ein frisches Hemd und eine
Jeans gepackt, für danach.
    Â»Ihr müsst mir nichts aufheben«, ruft er Sabine zu. »Und lüftet dann
mal.«
    Odas Magen hat sich wieder beruhigt, und auch Veronika
isst mit gutem Appetit von der Lasagne.
    Â»Das war cool heute«, sagt sie zu ihrer Mutter.
    Â»Hat es dich denn kein bisschen geekelt?«
    Â»Na ja, das mit dem Magen war schon der Hammer. Wenn ich das in der
Schule erzähle, dass mir eine Leiche über die Schuhe gekotzt hat …«
    Oda schüttelt sich bei der Erinnerung daran.
    Â»Der eine Arzt war nett«, sagt Veronika.
    Â»Dr. Bächle? Ja, der ist schon ein Original.«
    Â»Ich meine den anderen.«
    Â»Diesen affigen Assistenten? Der ist ja doppelt so alt wie du!«, regt
sich Oda auf.
    Â»Ich will ihn ja nicht gleich heiraten«, beruhigt Veronika ihre
Mutter. Sie nimmt sich noch eine Portion Lasagne und sagt: »Ich glaube, ich
werde auch Gerichtsmedizinerin.«
    Â»Soso.«
    Â»Ist ein cooler Job.«
    Â»Das war noch eine angenehme Leiche«, gibt Oda zu bedenken. »Aber
dort landen Leichen in recht verschiedenen Zuständen und Verwesungsstadien.«
    Â»Welche, die schon Fäden ziehen«, grinst Veronika und zerrt mit der
Gabel am geschmolzenen Käse ihrer Lasagne. »Und auf denen es überall asselt.«
    Â»Zum Beispiel.«
    Â»Und verbrannte Leichen, und Wasserleichen«, fügt Veronika kauend
hinzu.
    Â»Das riecht dann auch nicht mehr so gut«, ergänzt Oda.
    Â»Dafür gibt’s doch so eine Paste.«
    Â»Was für eine Paste?«
    Â»Die man sich unter die Nase schmiert, das habe ich bei Das Schweigen der Lämmer gesehen.«
    Â»Für Medizin brauchst du einen Notendurchschnitt um die eins fünf.«
    Â»Das krieg ich schon hin«, meint Veronika lässig.
    Â»Bei deiner Faulheit?«
    Â»Ab jetzt strenge ich mich an.«
    Dann hat die Aktion ja wenigstens einen Nutzen gehabt, denkt Oda,
wenn auch nicht den beabsichtigten. Sie legt ihre Gabel hin. Sie hat keinen
Hunger mehr, ein Zigarillo ist ihr jetzt lieber.
    Jule stapft müde die Treppe hinauf. Natürlich haben die
Befragungen dann doch so lange gedauert, dass es für das Training nun zu spät
ist. Und dass Fernando urplötzlich wortkarg und sehr schlecht gelaunt gewesen
ist, hat die Sache auch nicht angenehmer gemacht.
    Sie will gerade die Tür zu ihrer Wohnung aufschließen, als es durch
das Treppenhaus zischelt: »Frau Wedekin!«
    Jule fährt erschrocken herum. Eine dürre Gestalt in rosa
Hauspantoffeln schleicht die Treppe herunter.
    Â»Guten Abend, Frau Pühringer.«
    Â»Pscht. Guten Abend«, wispert die. »Seien Sie leise, er darf uns
nicht hören.«
    Â»Wer darf uns nicht hören?«, flüstert Jule zurück.
    Die Finger der Pühringer deuten nach oben. »Der Herr Elbers, mein
Nachbar.«
    Â»Was ist denn mit ihm?«
    Â»Wissen Sie, neulich war ich im Haus gegenüber, da habe ich eine
Katze versorgen müssen. Und von da aus

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