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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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habe ich auf den Balkon von denen
gesehen. Die pflanzen da Haschisch an. Eine ganze Rauschgiftplantage haben die
da. Ich habe es genau gesehen, durch das Opernglas. Das wollte ich Ihnen nur
melden, weil Sie doch bei der Kripo sind.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Na von ihrem Herrn Vater. Ein sehr netter Mensch. Er ist sehr stolz
auf Sie.«
    Â»Tatsächlich?«, entschlüpft es Jule. Ebenso neu ist ihr, dass ihr
Vater ein Tratschweib ist.
    Â»Und? Was werden Sie nun unternehmen?«, flüstert Frau Pühriger und
sieht sie erwartungsvoll an.
    Â»Haben Sie schon jemandem davon erzählt?«
    Â»Nein. Nur meinem Heinz. Das ist mein … äh … Bekannter. Aber der
hält dicht.«
    Unweigerlich ist Frau Pühringer in einen Gangsterjargon gefallen,
registriert Jule amüsiert. Vermutlich ist ihr »Bekannter« dieses grauhaarige
Männchen, das ihr schon einige Male im Treppenhaus begegnet ist. »Ganz wichtig:
Sagen Sie zu niemandem ein Wort«, raunt sie verschwörerisch. »Ich werde die
Kollegen vom Rauschgiftdezernat informieren. Die werden dann verdeckt
ermitteln. Wir wollen ja auch an die Hintermänner heran, verstehen Sie?«
    Frau Pühringer nickt heftig. »Aber sagen Sie denen nicht, dass Sie
den Tipp von mir haben«, bittet sie, noch immer im Flüsterton.
    Â»Natürlich nicht«, versichert Jule.
    Â»Ich bin froh, dass jetzt jemand von der Polizei im Haus wohnt«,
bekennt Frau Pühringer. »Und grüßen Sie Ihren Herrn Vater.« Leise einen guten
Abend wünschend schleicht Frau Pühringer wieder die Treppe hinauf.
    Jule schließt die Tür auf. Drinnen läuft Abba, Professor Wedekin und
der Rauschgiftplantagenbesitzer befinden sich im Wohnzimmer. Auf dem neuen
Ikea-Tisch steht eine Flasche Brunello neben zwei bauchigen Gläsern … und über
allem schwebt süßlicher Rauch.
    Völxen schiebt seinen Teller von sich und lehnt sich mit
einem wohligen Knurren zurück. »Currywurst ist doch immer wieder lecker.«
    Ewald Osterholz stimmt ihm da ohne Einschränkung zu. »Bist du an
dieser Serienmordgeschichte dran?«, fragt er Völxen.
    Â»Serienmord!«, erregt sich Völxen sogleich. »Es sind zwei Morde nach
identischem Muster, ja. Aber gleich Serienmord …«
    Â»Ja, die Zeitungen übertreiben halt gern«, meint Ewald Osterholz.
»Das war schon immer so.«
    Â»Eine unserer Spuren führt sogar nach Gehrden, in dein altes
Revier«, sagt Völxen.
    Â»Tatsächlich?« Die Augen des Ex-Kommissars leuchten auf.
    Â»Eine Mitarbeiterin hat heute geprüft, ob es Anfang der Neunziger
bei euch Fälle von Belästigung oder Vergewaltigungen mit unbekanntem Täter
gegeben hat. War aber nichts.«
    Â»Ja, bei uns hält sich die Schwerkriminalität noch einigermaßen in
Grenzen. Ich hatte zu meiner Zeit gerade mal fünf Totschlagsdelikte und einen
Mord. Alles aufgeklärt«, fügt er hinzu.
    Â»Das lobe ich mir«, grinst Völxen. Er winkt der Bedienung: »Noch ein
kleines Pils.«
    Â»Anfang der Neunziger, sagst du …«, brummt Osterholz. »Da bin ich
gerade Chef der Kripo geworden. Ich erinnere mich noch an eine seltsame Sache.
Irgendwann im Spätsommer ’90
kommen eine Mutter und ein Vater ganz aufgeregt auf die Wache und melden ihre
Tochter vermisst. Das Mädel war fünfzehn oder sechzehn. Soll immer brav und
zuverlässig gewesen sein – kein Streit, gute Schülerin, angeblich kein Anlass
abzuhauen. Wir natürlich alle Hebel in Bewegung gesetzt. Freundinnen,
Schulkameraden, alles wurde befragt. Streifen fuhren durch die Gegend, doch das
Mädchen war wie vom Erdboden verschwunden. Drei Wochen lang haben wir gesucht
und ermittelt, die Wälder mit Hundestaffeln durchkämmt, dann, plötzlich, ruft
die Mutter an und sagt, die sei wieder da. Sie sei weggelaufen, habe sich in
Berlin herumgetrieben und sei jetzt eben wieder da. Mir war klar, dass da was faul
ist. Ich habe das Mädchen dann gegen den Willen der Eltern vernommen, aber
meinst du, die hätte was gesagt? Kein Wort. Nicht, wo sie drei Wochen über war,
nicht, was passiert ist. Nichts herauszukriegen, auch aus den Eltern nicht. Das
große Schweigen. Heutzutage würde man eine Schar Psychologen auf sie ansetzen,
aber damals haben wir die Sache dann irgendwann auf sich beruhen lassen. Außer
Spesen nichts gewesen.« Osterholz schiebt Völxen das Bier

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