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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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hin, das die
Bedienung gerade gebracht hat.
    Völxen stürzt es fast in einem Zug hinunter und sieht sein
grauhaariges Gegenüber mit hellwachem Blick an.
    Â»Weißt du noch, wie das Mädchen hieß?«
    Osterholz schüttelt bekümmert den Kopf. »Ich grüble schon die ganze
Zeit, aber ich komme nicht drauf.«
    Â»Liliane Fender?«
    Â»Fender … Fender …« Das könnte sein. Aber ich kann’s nicht
beschwören.«
    Â»Meinst du, du könntest es rauskriegen?«
    Â»Klar. Ich kann im Archiv nachsehen und mit den Kollegen reden.
Vielleicht hat einer von denen ein besseres Gedächtnis als ich.«
    Â»Kannst du das vielleicht gleich morgen machen?«, fragt Völxen.
    Â»Klar. Das ist wichtig, oder?«
    Â»Es könnte der Durchbruch sein.«
    Â»Ich krieg das raus«, verspricht Osterholz und strahlt über das
ganze Gesicht. »Ist mir doch eine Ehre, Herr Kollege. Gleich morgen früh fahr
ich zur Dienststelle.«

Dienstag, 24. April
    Die Zusammenkunft am nächsten Morgen ist recht unergiebig.
Die Überprüfung der Pro-victim -Mitglieder hat keinen
dringenden Verdacht ergeben, allerdings wurden vier Frauen noch nicht
angetroffen.
    Â»Wir versuchen es heute noch mal«, sagt Fernando. Er sieht nicht gut
aus. Das Hämatom ist zwar verschwunden, aber er hat tiefe Ringe unter den Augen
und ist nachlässig rasiert. Er meidet Völxens Blick wie ein Hund, der den
Sonntagsbraten verschlungen hat.
    Schlechtes Gewissen, vermutet der Hauptkommissar. Geschieht ihm ganz
recht, diesem Weiberhelden. Sich mit verheirateten Frauen einzulassen, das
gehört sich einfach nicht.
    Die Spurensicherung hat Faserspuren entdeckt, die nicht von Frau
Dillings Kleidung stammen. Immerhin. Allerdings nützen diese ohne einen
Verdächtigen wenig.
    Nach den Angaben von Frau Schröder ist im LKA ein Phantombild
von der Frau angefertigt worden, mit der Offermann auf der Straße eine
Auseinandersetzung gehabt haben soll. Keiner der Anwesenden kann mit der
Zeichnung etwas anfangen. Der Zeichner hat ausrichten lassen, die Angaben der
Schröder seien sehr vage gewesen.
    Â»Wir sollten es trotzdem Dr. Fender zeigen«, meint Völxen.
    Dieses Mal schreit Fernando nicht sofort Hier! ,
dafür erbietet sich Jule Wedekin, diese Aufgabe zu übernehmen.
    Hauptkommissar Völxen beendet das Morgenmeeting nach einer halben
Stunde mit der rätselhaften Anweisung an seine Mitarbeiter, die Dienststelle
vorerst nicht zu verlassen. Als alle weg sind, erledigt er lustlos seine Post und
lauert auf den Anruf von Ewald Osterholz. Wer weiß, was so ein Pensionist unter
»gleich morgen früh« versteht? Das Warten wird ihm verkürzt durch ein Fax aus
der JVA.
Bei der Durchsuchung des Haftraums von Michael Strauch wurde heute Morgen ein
Brief gefunden. Der Direktor hat ihn gleich an Frau Cebulla gefaxt. Das
Original ist per Bote unterwegs.
    Â 
    Herr Strauch,
    ich nehme an, dass Sie sich noch an mich
erinnern, ich bin das Mädchen, das Sie im Sommer 1990 in Ihrem Auto
mitgenommen und dann im Keller festgehalten haben. Vielleicht wundern Sie sich,
dass ich Ihnen jetzt schreibe und dass ich Sie damals nicht angezeigt habe. Das
war, weil ich mich so sehr geschämt habe. Ich konnte nicht einmal meinen Eltern
erzählen, was passiert war. Aber die haben es wohl geahnt. Sie sagten, es wäre
das Beste, nicht mehr darüber zu sprechen und die Sache so schnell wie möglich
zu vergessen. Das habe ich versucht, aber es ging nicht. Ich wurde in der
Schule nur noch schief angesehen, sie haben mich gemieden wie eine Aussätzige.
Ich kam mir so schmutzig vor, das müssen sie gespürt haben. Und ich hatte auch
immer Angst, dass Sie mir irgendwo auflauern und mich wieder einfangen oder
mich sogar töten würden. Wir sind dann sehr bald umgezogen. Mein Vater ist zwei
Jahre später gestorben.
    Inzwischen habe ich viel nachgedacht und mich
mit dem Thema beschäftigt. Ich weiß, dass Sie im Grunde auch nichts dafür
können, dass Sie so geworden sind, wie Sie sind. Bestimmt haben Sie viele
schlechte Dinge in Ihrem Leben erlebt. Aber Sie sollen wissen, dass das, was
Sie mir angetan haben, mein Leben und das meiner Eltern zum Schlechten
verändert hat. Es fällt mir bis heute schwer, anderen Menschen zu vertrauen,
ich fürchte mich vor der Dunkelheit, bekomme noch immer Angstzustände, wenn ich
mir einbilde, dass mir auf der Straße ein

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