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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Herr Strauch, Sie haben zwei Jahre
nach Ihrer Entlassung ein sechzehnjähriges Mädchen zwei Wochen lang in Ihrer
Werkstatt in einem Kellerloch festgehalten und sie sexuell missbraucht.
    Strauch: Ich habe der ja nicht aufgelauert, die
ist von selbst da reingekommen. Ich war zu diesem Zeitpunkt wie ein Ballon kurz
vor dem Platzen. Mein Leben war gerade wieder dabei, aus dem Ruder zu laufen:
Ein fetter Auftrag war mir flöten gegangen, meine Freundin hatte mich betrogen.
Als die dann vor mir stand, da ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt. Ich
wollte die erniedrigen. Ich wollte, dass die sieht, wie es ist, wenn man
behandelt wird wie Dreck. Das wollte ich in dem Moment: mich überlegen fühlen,
Macht haben. Hinterher habe ich dann eingesehen, dass das falsch war. Es hat
mir leid getan, wirklich, denn dieses Mädchen hatte ja keine Schuld. Aber zu
der Zeit, da hat es mir nicht leid getan, da war die bloß ein Blitzableiter.
Ich habe das, was man mir angetan hat, einfach weitergegeben.
    Markstein: Haben Sie mit dem Mädchen gesprochen?
    Strauch: Nur Befehle.
    Markstein: Und wie kam sie zu Tode?
    Strauch: Das war ein Unfall. Wenn sie gejammert
hat, habe ich sie geknebelt. Das konnte ich nicht haben, das Gejammer. Und so
ist es halt passiert. Als ich am Morgen in die Kiste schaute, da war sie tot.
    Markstein: Hatten Sie während der Zeit, als Birte
L. in Ihrer Gewalt war, sexuellen Kontakt mit Ihrer Freundin?
    Strauch: Das war ja das Komische. Ja, es war die
beste Zeit mit Sonja. Wir hatten drei, vier Mal am Tag Sex. Guten Sex, keine
Gewalt und so. Wenn ich dabei an das Mädchen im Keller gedacht habe, dann hat
mich das richtig angeturnt. Das war mein Geheimnis. Und umgekehrt auch, wenn
ich bei dem Mädchen war, dann musste ich an Sonja denken und dass die von
nichts eine Ahnung hat. Und das war dann … ja, das war dann … irgendwie
berauschend …
    Markstein: Haben Sie heute noch Gewaltphantasien?
    Strauch: Heute? Nein. Ich sehne mich nach Ruhe.
Wenn ich rauskomme, werde ich meine Verlobte heiraten. Das andere, das ist
alles lange her. Ich habe eingesehen, wie sinnlos das war. Ich bin heute ein
anderer Mensch.
    Markstein: Waren Sie in Therapie?
    Strauch: Ich habe mich selbst therapiert. Ich
brauche diese Psychotypen nicht, ich kenne mich selbst am besten. Wissen Sie,
es macht mir keine Freude, anderen Menschen wehzutun. Ich werde mich nie wieder
dazu hinreißen lassen, egal, was mit mir passiert. Es ändert ja nichts, das
habe ich kapiert. Ich habe mich selbst kaputt gemacht, ich war schwach, aber
ich habe mich selbst auch wieder aufgebaut. Ich weiß, wozu ich imstande bin,
aber ich habe mich zum Guten entwickelt. Ich kenne jetzt meine Grenzen. Das
habe ich anderen Menschen voraus.
    Völxen löst seinen Blick von dem Artikel. Er spürt einen
schalen Geschmack im Mund, den auch ein Schluck vom inzwischen lauwarm
gewordenen Hagebuttentee nicht wegspült.
    Frau Cebulla streckt den Kopf zur Tür herein. »Herr Hauptkommissar,
der Herr Vizepräsident möchte Sie sprechen. Und die Frau Holzwarth hat auch
schon angerufen.«
    Â»Ich komme.«
    Jetzt werden sie ungemütlich, jetzt schwingen sie die Peitschen,
erhöhen den Druck. Das war abzusehen, nachdem heute sämtliche Tageszeitungen
Hannovers ganzseitig von Irene Dillings Tod berichtet haben und dabei einige
Male der Begriff Serienmörder zu lesen war.
    Fernando fühlt, wie der Schweiß seinen Körper
hinunterläuft. Wenn ihr etwas zugestoßen ist, warum ruft die Frau dann nicht
den Notdienst, sondern auf seinem privaten Handy an? Wer ist die überhaupt,
eine Patientin? Aber sie kann seine Handynummer doch nur von Liliane haben.
Also heißt das, dass sie am Leben ist. Dios santo ,
bitte mach, dass ihr nichts geschehen ist!
    Er hat sie seit Samstagmorgen nicht mehr gesehen oder gesprochen.
Sie habe viel zu tun, sie würde sich melden, hat sie gesagt. Fernando war das
gar nicht so unrecht, denn er wollte ja ursprünglich zum Fußballspiel, und die
Samstagabende gehören seiner Pokerrunde. Er hat Metin vom Dönergrill und seinen
Schulfreund Antonio ordentlich gerupft. Über hundert Euro hat er gewonnen, und
sein Kumpel Carlos immerhin fünfzig. Dabei hätte er doch Pech im Spiel haben
müssen, wenn man dem Sprichwort glauben darf. Auch am Sonntag hat sie sich
nicht gemeldet, und als Fernando sie gegen Abend angerufen hat, war niemand zu
Hause oder sie wollte nicht abnehmen. Er

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