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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zurück. Es folgt
ein Duell der Blicke, das Fernando, wie immer, verliert.
    Â»Dieses Mal ist es was Ernstes«, verkündet er.
    Â»Sicher. Du hast Torschlusspanik, weil die Frau Mama einen Verehrer
hat.«
    Â»Ich will jedenfalls nicht so ein Typ werden, der auf Ü-Partys
geht und dort die Reste zusammenkratzt.«
    Â»Und die Fender ist die Richtige, was?«
    Fernando begnügt sich mit einem schwärmerischen Blick zur Decke und
einem verklärten Lächeln. Noch immer meint er, den Duft ihrer Haare zu riechen
und die Zartheit ihrer Haut zu spüren, wenn er die Augen schließt.
    Wenn er wüsste, wie dämlich er gerade aussieht, denkt Oda und fragt:
»Macht sie’s besser als deine Friseusen?«
    Fernando platzt der Kragen. »Es ist wirklich kein Wunder, dass es
mit dir keiner aushält!«
    Â»Hier geht es jetzt um dich, mon amour . Es
ist unprofessionell, was du da treibst. Die Frau ist eine Verdächtige in einem
laufenden Ermittlungsverfahren in zwei Mordfällen.« Raffiniert, denkt Oda, wie
die Fender Völxen am Samstag gefragt hat, ob er ihr Alibi nicht hören möchte.
Das war ein Test, ob Fernando dichtgehalten hat. Bestimmt hat sie ihn über den
Fall ausgehorcht. Merkt dieser brünstige Gockel denn nicht, dass er nach allen
Regeln der Kunst ausgenutzt wird?
    Â»Ist sie eben nicht«, widerspricht Fernando gerade trotzig, als sein
Handy klingelt – »Rodriguez.«
    Eine aufgeregte Frauenstimme: »Sind Sie Herr Rodriguez?«
    Â»Sag ich doch.«
    Â»Sie müssen sofort herkommen.«
    Â»Mit wem spreche ich, bitte?«
    Â»Melanie Kusch. Ich bin hier in der Praxis von Dr. Offermann … äh,
ich meine, von Dr. Fender. Bitte kommen Sie schnell her, es ist etwas
Scheußliches passiert.«
    Frau Cebulla klopft leise an Völxens Tür. Als sie
eintritt, hat sie in der einen Hand einen Becher Hagebuttentee, in der anderen
eine Zeitschrift. »Hier, zur Beruhigung«, sagt sie und lächelt wissend, während
sie den Tee vor Völxen auf den Schreibtisch stellt. »Und das wollte ich Ihnen
mal zeigen.«
    Es ist der angekündigte Artikel von Boris Markstein über Michael
Strauch, dessen Entwurf Völxen bereits am Gilde-Bierstand überflogen hat. Er
beginnt zu lesen, während er abwesend mit dem Löffel in seinem Tee rührt. Nach
einem kurzem Abriss über Strauchs Lebensumstände und seine Taten folgt ein
Interview zwischen dem Reporter und dem Häftling:
    Strauch: Meine Mutter habe ich gehasst,
weil sie mir nie geholfen hat, wenn mein Vater mich geschlagen hat. Es war ihr
auch egal, wenn ich von zu Hause abgehauen bin. Zwei Mal haben mich die Bullen
zurückgebracht, da war ich neun oder zehn. Da gab’s natürlich wieder Prügel.
Die haben mich schon als Kind wie einen Verbrecher behandelt.
    Markstein: Wann begannen Sie sich für junge
Mädchen zu interessieren?
    Strauch: Ich habe immer schon gerne Frauen
beobachtet, so durch Fenster. Das ist ja nicht verboten, ich meine, wenn die
sich ausziehen und das Licht anlassen. Na ja, manchmal bin ich auch in einen
Hinterhof geschlichen. Und ich hatte immer einen Schraubenzieher dabei, mit dem
konnte ich die Jalousien auseinander drücken. Hin und wieder habe ich versucht,
mit denen Kontakt aufzunehmen, per Telepathie. Wenn ich nur lang genug und fest
genug gedacht habe: Los, mach dies oder mach das, dann hat die das manchmal
gemacht.
    Markstein: Was hat sie gemacht?
    Strauch: Sich ausgezogen, zum Beispiel.
    Markstein: Aber irgendwann hat es Ihnen nicht
mehr gereicht, die Frauen nur zu beobachten.
    Strauch: Ich war aber nie gewalttätig. Die
wollten das. Die haben mich angemacht.
    Markstein: Sie meinen die junge Frau, die Sie in
Ihrem Wagen in ein Kornfeld verschleppt haben.
    Strauch: Quatsch, verschleppt. Die ist freiwillig
mit. Dann ist ihre Stimmung plötzlich umgeschlagen, und ich bin wütend geworden
und dachte: Ich lass mich doch von so einer nicht behandeln wie Dreck.
    Markstein: Sie waren danach in einer
Jugendhaftanstalt. Hat Sie das nicht geläutert?
    Strauch: Nein. Ich hätte damals eine Therapie
gebraucht. Aber die haben mich stattdessen mit Typen zusammengesperrt, die mich
wieder wie Dreck behandelt haben. Ich bin ja kein Hüne, ich war dort in der Hierarchie
nicht sehr weit oben. Einmal bin ich auch vergewaltigt worden. Ich weiß also,
wie das ist. Dadurch ist meine Wut nur noch viel größer geworden.
    Markstein:

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