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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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merkte, wie der Seminarteilnehmer sie ansah und die Lippen bewegte. Sie verstand kein Wort.
    »Entschuldige bitte«, unterbrach Lena ihr Gegenüber, »ich muss mal eben weg.«
    Irgendetwas zog sie magisch ans Ufer des Sees. Dorthin, wo die Taucher gestern den toten Reporter gefunden hatten. Am Ufer sonnte sich eine Herde Gänse. Trixi jagte sie mit Gebell in den Teich. Schnatternd ruderten sie auf dem Wasser hin und her. Der Silbersee war noch abgesperrt. Bunte Bänder hingen schlaff herunter. Am Ufer sah Lena Abdrücke. Eswaren die Flossen der Polizeitaucher. Etwas erregte ihre Aufmerksamkeit.
    ***
    »Ach, mir fällt noch was ein. Um eure Versetzung macht euch mal keine Sorgen, ich beliefere euch weiter mit den Prüfungsresultaten.«
    »Waaas? Warum tust du das?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Weil es mir Spaß macht, die Lehrer auszutricksen. Die sind ja wirklich zu blöd.«
    »Und wenn wir dich verraten?« Das Flachgesicht versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu geben.
    Der Junge zuckte gleichmütig die Schultern. »Ich sage nur eins: Bilder! Außerdem kann ich mir leichter eine Sechs erlauben, als ihr beiden, oder? Ihr fliegt dann von der Schule. Das Jugendamt hat euch doch auf dem Kicker. Das Heim ist euch sicher. Und noch was: Denkt dran, wer mein Alter ist. Dem fällt sicher was ein, um diese Familienschande unter den Teppich zu kehren. So gesehen kann mir nichts passieren!«
    Flachgesicht und Knollennase sahen sich an. So viel am Stück hatte ihr Opfer noch nie geredet. Selbst dem Jungen, der mehr mit den Fäusten, als mit dem Kopf dachte, war die wundersame Wandlung aufgefallen.
    Flachgesicht nickte resigniert. »Okay!« Dann spuckte er aus.
    Knollennase sah den Jungen blöde an. Er bekam von seinem Kollegen einen Stoß. Dann deutete auch er ein Nicken an.
    »Gut, dass wir uns einig sind, Freunde !« Der Junge fühlte, wie er im Innern immer stärker wurde. Als die beiden gehen wollten, hielt er sie zurück. Leise sagte er: »Halt, Jungs. Ich habe noch etwas für euch. Die Olle schreibt morgen eine Ex in Englisch. Das sind die Vokabeln, die sie abfragen wird.«
    Hastig griff Knollennase nach dem Papier. Der Junge hatte damit gerechnet und zog es mit einem kleinen Schwenker zurück.
    »Zuerst küsst ihr mir die Schuhe!«
    »Verdammtes Schwein!«, heulte Flachgesicht auf. Gleichmütig wandte sich der Junge ab und schickte sich an, wegzugehen.
    »Dann halt nicht. Habe ich euch eigentlich erzählt, dass ich ein Dutzend Kopien eurer Klautour gemacht habe? Sie liegen in Umschlägen. Ein Kuvert ist natürlich an die Polizei adressiert, ein anderes an die Presse. Eure Eltern werden sich freuen, wenn sie ihren Namen in der Zeitung wiederfinden.«
    »Halt, warte!« Der Junge blieb stehen und sah zu, wie die beiden Jungs mit sich kämpften. Als beide seine Schuhe geküsst hatten, nickte der Junge.
    »Gut, nun könnt ihr gehen!«
    Mit eingezogenen Schultern verließen die beiden den Hinterhof.
    Dieser Punkt ging eindeutig an ihn. Wie schnell sich doch ein Blatt wenden konnte. Und das nur, weil er zufällig seinen neuen Fotoapparat in der Tasche trug und die beiden Unterbelichteten beim Klauen gesehen hatte.
    »Du musst den anderen immer einen Schritt voraus sein und etwas über sie wissen«, flüsterte er. Langsam trottete er nach Hause. Er beschloss, dass ihn nie mehr jemand einschüchtern dürfte. Seine Hand griff in die Hosentasche, fühlte und umklammerte fest das Messer, das zur Sicherheit darin steckte.

8
    Lena sah sich nach allen Seiten um. In großer Entfernung bewegte sich ein Nordic Walker. Die Spitze seiner Stöcke schlugen rhythmisch auf den Weg. Schnell hob sie das Absperrband an und schlüpfte hindurch. Trixi nahm sie an die Leine.
    »Ist der Polizei aufgefallen, dass hier Spuren von vielen Hundepfoten sind?«, murmelte sie. »Von wegen ein nächtlicher Schwimmer. Dass ich nicht lache!«
    Sie bückte sich und betrachtete nachdenklich die Abdrücke der Hundepfoten, die sogar bis an den See reichten. Es musste sich um ein großes Tier handeln. Waren die schon gestern Nacht da gewesen?
    »Sicher«, beantwortete sie sich die Frage selber, »die waren heute Nacht auch schon da. Ich habe sie nur nicht gesehen. Pah, ich glaube nicht daran, dass dieser Reporter bei Dunkelheit schwimmen ging. Nie und nimmer«, murmelte sie. Plötzlich knurrte Trixi. »Was ist los mit dir?«
    Mit gesträubten Haaren schnüffelte der Hund am Schilf und sprang dann mit gebleckten Zähnen zur Seite.
    »Meine sonst

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