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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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konnte er schlafen. Gut schlafen. Sogar auf dem versifften Teppich mit den vielen Flecken.
    Er betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe.
    Stolz war er auf seine gelb-violette Igelfrisur, die zerlöcherte Jeans und die abgewetzte Lederjacke. Darunter trug er nichts, schließlich sollte man das grelle Tattoo mit dem aufgerissenen Wolfsrachen, das seinen Bauch zierte, sehen können. Auch das kleinere Tattoo mit demselben Motiv am Hals war so gut zu sehen. Cool, dachte Andy und gab der Tür einen Tritt. Klirrend zersprang das Glas.
    ***
    Bertaluise Nürnberger stand regungslos am Fenster. Ihre Hand ging automatisch in ihre Jackentasche. Zog Gummibärchen heraus. Lena betrachtete die Kommissarin aufmerksam. Auf einmal drehte sich Frau Nürnberger um, sodass ihr Zopf durch die Luft flog. Sie stützte sich auf ihrem Schreibtisch auf und sah Lena fest in die Augen.
    »Ich bin nicht besonders erfreut darüber, dass Sie sich in die Polizeiarbeit einmischen, Frau Wälchli.«
    »Sie glauben doch auch, dass es Mord war, oder, Frau Kommissarin?«, unterbrach Lena.
    »Hören Sie, Frau Wälchli, Ihr Engagement in Ehren, aber das ist wirklich Sache der Polizei.«
    Lena starrte die kleine Frau an. Ihr gefiel die resolute Person. Unter anderen Umständen hätten sie vielleicht sogar Freundinnen werden können.
    »Und was meinen Sie zu den Hundespuren an der Stelle, an der der Reporter ins Wasser gegangen ist?«, bohrte Lena weiter. Ein Gummibärchen flog in die Höhe und verschwand im Mund der Kommissarin.
    »Am Dutzendteich gibt es unzählige Hunde, die da Gassi geführt werden.«
    »Glauben Sie mir, Frau Nürnberger, Hunde haben einen guten Instinkt, die gehen nicht an einen See, der den Tod bringt.«
    Mit Nachdruck setzte sie hinzu. »Es sei denn, man gibt ihnen den Befehl dazu.«
    Nun lachte die Kommissarin. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Suser aus Angst vor einem Hund ins Wasser gegangen ist. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Oh doch. Wenn der Hund gefährlich genug ist, würde sogar ich ins Wasser rennen.«
    Belu schwieg, sah Lena eindringlich an. Ein weiteres Gummibärchen verschwand in deren Mund.
    Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch mehr, als sie sagte: »Danke für Ihre Mithilfe, aber nun muss ich weiterarbeiten, mein Schreibtisch quillt über.«
    Lena erhob sich und reichte der Kommissarin die Hand.
    »Werden Sie darüber nachdenken?«
    Belu schüttelte den Kopf. Ihre großen Ohrringe klimperten. »Sie lassen wohl nie locker, was? Sind alle Schweizer so stur?«
    Nun grinste auch Lena. »Vor allem die Berner. Und ich bin waschechte Bernerin!«
    »Raus mit Ihnen! Wenn sich was tut, melde ich mich. Zufrieden?«
    Lena strahlte sie an.
    Die Kommissarin sah der Schweizerin nach.
    »Dass sich Leute immer berufen fühlen, der Polizei ins Handwerk zu pfuschen! Die halten uns wohl für blöd.«
    Sie ging ins angrenzende Büro ihrer beiden Mitarbeiter. Pia und KPM waren beide auf einer Fortbildung. Das hatte sich leider nicht anders machen lassen. Nun saß sie mit der ganzen Arbeit da. Ihr fehlten die beiden, obwohl sie erst zwei Tage weg waren.
    »Dann gehört wenigstens der Kaffee mir ganz alleine«, hielt Belu ein Selbstgespräch. Sie nippte an ihrer Kaffeetasse und ging in ihr eigenes Büro zurück, da das Telefon läutete.
    »Grüß Gott, Herr Richter! Ja natürlich habe ich von der Leiche im Silbersee gehört.
    Ja, die Akte liegt auf meinem Schreibtisch.«
    Belu hörte interessiert zu, kicherte ein bisschen, als der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung ein Witzchen machte.
    »Mit Ihnen essen gehen? Aber Herr Richter!«
    Sie plauderten noch eine Weile, dann legte Belu auf.
    »Du bist ein alter Schwerenöter, Richter. Du meinst wohl, dich jetzt an dem Kommissariat Zwei austoben zu können, nachdem du die anderen Dezernate abgegrast hast.«
    Sie schmunzelte, warf sich diesmal ein Brausestäbchen in den Mund und meinte zu sich selbst: »Aber Charme hat er, das muss man ihm lassen. Und gut sieht der Kerl aus, einfach unverschämt.«
    Ihre Gedanken kreisten um den Toten im Silbersee. Auf ihr Bauchgefühl konnte sie sich immer verlassen. Es gefiel ihr auch nicht, dass als Todesursache » Tod durch nächtliches Schwimmen in schwefelverseuchtem Wasser « in dem Protokoll stand. Die Nürnbergerin nahm einen Schnellhefter und schrieb »Friedhelm Suser« darauf. Es steckte bestimmt mehr dahinter. Sie hatte von dem Journalisten schon einiges gehört und auch gelesen. Er machte einen bodenständigen

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