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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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drückte. »Ich habe den Bullen nichts gesagt, weil du dich immer im Hintergrund gehalten hast. Du wirst jetzt mein Beschützer sein.« Klar und deutlich konnte man drei Jugendliche erkennen, wie sie einen Zigarettenautomaten knackten.
    ***
    Bernhard Leimer alias Flachgesicht und Knollennase sahen betreten zu Boden, als sie vor dem Jugendrichter standen. Sie hatten den Jungen auf dem Flur gesehen, an der Seite seines Vaters. Der Fall sorgte für Gesprächsstoff in der Schule. Die Jungs waren bereits auffällig geworden und der Polizei bekannt. Bisher waren sie immer mit Verwarnungen davongekommen. Wie der Junge später erfuhr, wurden sie diesmal zu einer ungewöhnlich harten Strafe verurteilt.
    Als sich die Tür des Gerichtssaales öffnete und Knollennase und Flachgesicht an der Seite ihres Anwalts auf den Flur traten, sahen sie in das zufriedene Gesicht des Jungen. Beide wussten in diesem Moment: Sie hatten ihn unterschätzt und einen großen Fehler gemacht.

11
    Die Straßenbahn ratterte Richtung Dutzendteich. Lena streichelte Trixi, die es sich auf ihren Knien bequem machte, und hing ihren Gedanken nach. Warum befragte die Kommissarin die Leute aus der Redaktion? War es wohl doch kein Unfall? Lena lenkte ihre Schritte statt ins Hotel in den Dutzendteichpark hinaus. Sie hatte Glück. Nachdem sie eine Weile suchend durch die Grünanlage marschiert war, sah sie Andy auf einer Parkbank liegen. Lord war wieder an der Bank angebunden und döste. Als sie sich näherte, stand der Hund auf und ein tiefes Knurren kam aus seiner breiten Brust. Auf dem Weg zu den Nürnberger Nachrichten war Lena an einer Metzgerei vorbeigekommen. Kurz entschlossen hatte sie zwei Knochen besorgt. Den Kleinen sollte Trixi bekommen, der Große war für Lord. Lena nahm den Knochen aus der Tasche und warf ihn dem Hund hin. Dann setzte sie sich neben Andy. Trixi hatte sie vorsichtshalber in sicherer Entfernung angebunden. Auch die kleine Kampfameise bekam ihren Knochen.
    »Hey, alte Frau«, murmelte Andy und richtete sich schwerfällig auf. Sein Blick war verschwommen. Lena zog die Thermoskanne aus der Tasche, goss ein und reichte dem Jungen den Becher. Er schlürfte hörbar. Als Lena ihm ein Sandwich geben wollte, schüttelte er den Kopf. Sie legte es zurück.
    »Vielleicht später«, sagte Andy heiser. »Meine Kumpels kommen bald, wir gehen auf Tour.« Er lächelte sein entrücktes Lächeln. Dann richtete er seinen Blick gegen den Himmel. »Hast du schon mal gemerkt, wie viele Gesichter sich da oben befinden? Die glotzen dich an, den ganzen Tag, nur glotzen, glotzen, glotzen.«
    Andy stand auf und fuchtelte wild mit den Armen. Mit einem Seufzen ließ er sich wieder auf die Bank fallen und starrte in den Himmel.
    »Andy, sagt dir der Name Friedhelm Suser etwas?«
    »Blöder Penner!«, murmelte Andy. Lena wartete eine Weile, bevor sie weitersprach. »Warum blöder Penner?«
    Er hob den Arm, zeichnete Figuren in die Luft und flüsterte: »Die sehen mich an!«
    »Ist auch Friedhelm Suser da oben?«
    Ein ersticktes Lachen kam aus Andys Brust. »Der glotzt von allen am blödesten!«
    »Sag mal, Andy, könntest du dir vorstellen, dass wir uns jeden Tag treffen und ein bisschen miteinander quatschen?«
    »Warum willst ’n das?«, nuschelte er.
    »Ich bin auch nach Nürnberg gekommen, weil ich meine Doktorarbeit fertig schreiben möchte. Du könntest mir dabei helfen«, sagte Lena, vorsichtig bedacht, nur ja kein falsches Wort zu gebrauchen.
    »Ich dir helfen? Du spinnst!«
    »Ich frage dich einfach was, mache mir Notizen und wir könnten auch ein bisschen über diesen Suser sprechen. Was meinst du?«
    »Und was springt für mich raus?« Andy sprach nun klar und deutlich.
    »Was möchtest du denn?«
    »Mäuse, Zigaretten und was zu saufen. Okay, frag! Vielleicht gebe ich dir eine Antwort, vielleicht auch nicht. Wenn ich dir keine Antwort geb‘, habe ich keine Lust, verstanden?«
    Lena nickte und zog ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Tasche. Geschickt fing Andy die Schachtel auf, nahm eine Zigarette, inhalierte tief. Dann pustete er den Rauch in kleinen Kringeln aus dem Mund.
    Vorsichtig fragte sie Andy: »Was ist mit diesem Suser?«
    »Der wollte über die Szene einen Bericht schreiben, dieser abgefuckte Arsch.«
    »Welche Szene?«, fragte Lena vorsichtig.
    »Na, über uns, die Punks und unsere Hunde.«
    Andys Blick verschleierte sich wieder. Dann ballte er die Faust gen Himmel. Er schrie unbeherrscht: »Ich hab dich ja gewarnt, du blöder Arsch!

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