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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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ziemlich viele Preise bekommen«, warf Lena ein.
    »Ja, stimmt. Seine Artikel waren spitze. Immer gut recherchiert. Bevor ein Artikel nicht hieb- und stichfest war, hat er keinem Menschen ein Sterbenswörtchen verraten. Und dann ließ er die Bombe platzen. Ja, war schon ein ganz besonderer Mensch. Leider auch etwas verrückt. Dass er nachts im Silbersee schwimmen geht, passt zu ihm. Er war einer, der bis an die Schmerzgrenze ging. Und manchmal hat er übertrieben.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Lena neugierig.
    »Nun ja«, Nüsslein tippte sich an die Stirn und machte eine eindeutige Handbewegung, »er war mal in der Klapse, war ein bisschen überkandidelt.«
    »Sie meinen, er war in einer psychosomatischen Klinik?«
    »Ja, so ähnlich. Jedenfalls haben sie ihn da wieder hingebogen. Seine Artikel waren danach noch brillanter.«
    Einer Eingebung folgend fragte Lena: »Hat er vielleicht an einer Reportage über Hunde gearbeitet?«
    Das Gesicht von Hannes tauchte nun ganz hinter seinem Bildschirm auf. Ein einziges Fragezeichen. »Ja, hat er, doch woher wissen Sie das?«
    Zweifelnd schüttelte Hannes den Kopf, ohne auf eine Antwort zu warten. Dann sagte er: »Friedhelm wollte diese Reportage nur machen, um sein Hundetrauma zu bekämpfen.«
    »Hundetrauma?«
    »Okay, liebe Frau Wälchli, eigentlich sind Sie es, die interviewt werden soll«, griente Nüsslein, »wenn nur der verdammte Computer endlich täte, was ich ihm befehle.«
    »Letzte Frage, Herr Nüsslein, Ehrenwort. Warum hatte Suser ein Trauma? Das interessiert mich sehr, denn ich bin ein absoluter Hundefreak.«
    Wie zur Verstärkung begann Trixi leise zu winseln. Sie wedelte und lief um Lenas Stuhl herum, bis die ausziehbare Leine abgewickelt war.
    »Wenn der nur einen Hund aus der Ferne sah, brach ihm schon der Schweiß aus allen Poren. Ist als Kind mal übel gebissen worden.«
    »Und mit dieser Reportage wollte er den Stier bei den Hörnern packen.«
    »Genau! So, endlich, mein Computer geruht seine Arbeit aufzunehmen. Ich bin an der Reihe und stelle jetzt die Fragen, gnädige Frau!«
    ***
    Nachdem Lena das Interview durchgelesen hatte, begleitete der Reporter sie und Trixi zum Ausgang.
    Lena sah sie schon von Weitem. Heute in Rot. Sie rauschte auf Lena zu, und ihre Augen blitzten. »Was tun Sie denn hier, Frau Wälchli?«
    »Sie hat mir ein Exklusivinterview gegeben.«
    Hannes Nüssleins Mund verzog sich unter seinem Wikingerbart zu einem breiten Lächeln.
    »Aha«, sagte die Kommissarin. Sie musterte Lena kritisch. Ihr Blick ärgerte Lena.
    »Ich hatte recht, Frau Nürnberger. Suser hatte Angst vor Hunden, der wäre also …«
    Eine steile Falte zeichnete sich auf Belus Stirn ab.
    »Frau Wälchli, treiben Sie meine Geduld nicht auf die Spitze!«, schnappte sie, und ehe sich Lena verteidigen konnte, klapperte sie davon.
    Juni 1969
    Es war still im Zimmer. Füllfederhalter kratzten über Papier. Gesichtsfarben wechselten von rot zu blass. Die Lehrerin sah gelangweilt aus dem Fenster.
    »Noch fünf Minuten, dann ist die Zeit um.«
    Ein kurzes Klopfen unterbrach die Stille. Ohne Aufforderung traten drei Herren in grünen Uniformen in das Zimmer. Es war ohnehin still gewesen, doch nun hörte man die Luft knistern.
    »Es liegt eine Anzeige vor. Ladendiebstahl, Körperverletzung. Wir müssen zwei Ihrer Schüler mitnehmen. Bernhard Leimer und Albert Spitz?«
    Alle Blicke richteten sich auf Flachgesicht und Knollennase. Albert Spitz respektive Knollennase sah erschreckend grünlich-weiß aus.
    »Ist es wirklich so schlimm, dass Sie gleich mit drei Mann in Uniform in die Schule kommen müssen?«, meinte die Lehrerin tadelnd. Und zu dem einen Jungen gewandt sagte sie: »Ich werde deine Eltern anrufen, das ist sicher ein Missverständnis.«
    Langsam stand Bernhard auf, blieb kurz vor dem Jungen stehen, ging dann aber, ohne ein Wort zu sagen, an ihm vorbei.
    Der Junge hielt den Blick gesenkt. Erst als die Polizisten mit den beiden Buben das Klassenzimmer verlassen hatten, schaute er langsam hoch. Seine Mitschüler sahen geschockt aus.
    »Gebt nun eure Arbeiten ab. Dann könnt ihr in die Pause gehen.«
    Artig standen die Schüler auf und legten im Hinausgehen ihre Proben auf das Pult. Der Junge war einer der Letzten. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen.
    »Eh Kumpel, du hast was verloren«, sagte er zu einem großen Mitschüler. Der stutzte, blieb stehen. Langsam zog er ein Bild aus der Jackentasche, das er seinem Klassenkameraden Richard Ditzner in die Hand

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