Der Tote vom Silbersee (German Edition)
noch ganz andere Dinge. Ein gutes Team ist da Gold wert.«
»Und ein ausgeglichenes Privatleben sollte man haben«, fiel Lena ein. »Sie wollten mir erzählen, wie Ihr Nachname zustande kam.«
»Na gut. Er ist wirklich nicht spektakulär. Es gibt schätzungsweise 1.900 Personen, die in ganz Deutschland leben und diesen Namen tragen. Der Name geht natürlich auf die Stadt Nürnberg zurück, ist also ortsbezogen. Hier in Bayern ist er sehr häufig. Er ist der Geburtsname meines Vaters, der leider viel zu früh verstorben ist. Ich habe ihn als gutherzigen Menschen in Erinnerung. Ihm zu Ehren habe ich den Nürnberger behalten – selbst während meiner Ehe. Meine Mutter und ich lebten bei meinem Großvater; dort bin ich aufgewachsen. Aber das ist eine andere Geschichte.«
Lena entging es nicht, dass die Kommissarin die Lippen aufeinander presste, sie kurz zusammenzuckte. Es war nur ein kleiner Moment.
Belu lächelte und meinte: »Ein Polizeiwagen wird Sie ins Hotel zurückbringen.«
Es gelang Lena nicht gleich, die schrecklichen Bilder zu verdrängen. An Schlaf war kaum zu denken. Ruhelos wälzte sie sich hin und her. Was für ein kranker Mensch fand seine Befriedigung darin zuzuschauen, wie Hunde einander zerfleischten? Es konnte nicht nur der lockende Gewinn sein, nein, irgendwo im Innern dieser Menschen war ein schwarzer Abgrund. Und Andy? Hatte er zusehen müssen, wie Lord qualvoll gestorben war, bevor man die Hunde auch auf ihn hetzte? Dass es mehrere Hunde gewesen sein mussten, da war sich Lena sicher. Hatte Andy die Szene verlassen wollen? War er eine Gefahr für diese schrecklichen Menschen geworden? Plötzlich schoss sie im Bett hoch. Was hatte Andy gesagt?
Faustus lässt sich das nicht gefallen. Er wird mich umbringen, wenn er erfährt …
Hieß der Mann im Hintergrund Faustus? War das ein Pseudonym? Lena griff nach dem Telefonhörer. Ein Blick auf ihre Armbanduhr. Fast halb vier Uhr morgens. Egal, sie musste mit der Kommissarin sprechen.
»Polizeipräsidium Nürnberg.«
»Könnten Sie mir die Privatnummer von Frau Kommissarin Nürnberger geben? Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es nicht dringend wäre.«
»Nein, ihre Nummer kann ich Ihnen nicht geben«, sagte der Polizist in der Zentrale.
»Es geht um einen Mordfall!«, rief Lena aufgebracht. »Dann verbinde ich Sie mit der zuständigen Nachtschicht!«
Wütend knallte Lena den Hörer auf die Gabel. Dann fuhr sie ihren PC hoch, gab Telefonbuch ein und siehe da, es gab ja nur 191 Eintragungen mit dem Namen Nürnberger. Lena scrollte mit der Maus nach unten, überflog sämtliche Nürnberger Versicherungen und blieb dann bei dem Begriff Nürnberger B. hängen. Das musste die Kommissarin sein.
Es klingelte eine ganze Weile, ehe sich jemand mit verschlafener Stimme meldete.
»Ich weiß, wer der Chef der Hundekampfbande ist«, platzte Lena heraus.
»Wer spricht denn? Ach, ich weiß, nur Sie bringen es fertig, mich mitten in der Nacht anzurufen.«
Der Klang ihrer Stimme sagte Lena, dass Frau Kommissarin im Moment nicht zu ihren Freunden zählte.
»Also, wer ist der große Unbekannte?«
»Faustus!«
»Faustus – und wie weiter?«
»Das weiß ich nicht, doch das finden Sie sicher heraus!«
Eine Weile blieb es ruhig, dann hörte Lena ein Gähnen. »Morgen, nein heute früh um sieben bin ich im Büro, dann sehen wir weiter. Und jetzt möchte ich weiterschlafen, gute Nacht, Frau Wälchli!«
16
»Taugt er was?« Der gepflegte Mann mit der schlanken Statur sah auf den muskulösen schwarzen Hund mit dem breiten Kopf, der in einem Käfig im Lieferwagen saß.
Der Fahrer des Wagens deutete auf das vernarbte Gesicht des Hundes. »Der hat bisher jeden Kampf bestanden!« Ein schmieriges Grinsen flog über sein Gesicht. »Darum hat er ja auch einiges gekostet. Der wurde nicht mit Katzen trainiert, sondern mit echten Hunden. Das ist eine wirkliche Killermaschine.«
Der schlanke Mann öffnete seine Brieftasche und zog mehrere Scheine heraus. Gierig griff der Fahrer danach.
»Bring den Köter in meine Anlage.« Dann sah er den Fahrer an. »Ich hoffe, der Hund ist das Geld wert!«
Dem Fahrer kroch eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Er wusste, was mit Lieferanten geschah, die diesen Mann hintergehen wollten. Der Letzte, der das versucht hatte, war mit Bleifüßen in der Pegnitz gelandet. Der Täter wurde nie ermittelt.
***
Der Himmel weinte, als der Punk Andreas Wimmscheider zu Grabe getragen wurde.
Dicke, graue Wolken regneten sich aus. Trotzdem
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