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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Inspektorin wiederzusehen«, sagte Van Veeteren. »Traurig nur, dass es unter diesen Umständen passiert.«
    Moreno nickte.
    »Wie hat er es gemacht?«, fragte sie.
    »Strick«, sagte Münster.
    »Ach, Strick«, sagte Moreno.
    »Ja, er hat sich aufgehängt. Man kann sich natürlich fragen, warum er nicht die Dienstwaffe genommen hat, aber vielleicht gibt es da eine Art Respekt oder mentale Sperre ... egal wie, es ist eine schreckliche Geschichte.«
    »Hat er einen Brief hinterlassen?«
    »Nein. Nichts. Aber wir kennen seine Gründe ja. Das heißt, wir kennen sie. Wir drei und dieser verdammte Journalist. Und er wird wohl nichts verraten. Oder?«
    Er lugte zu Van Veeteren hinüber, der mit seiner unerschöpflichen Zigarettenmaschine beschäftigt war.
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht«, sagte der Kommissar
und schaute für einen Moment seine ehemaligen Kollegen an. »Wir könnten uns vielleicht wünschen, er hätte ein paar Zeilen hinterlassen, aber wir haben gut reden. Er hatte doch immerhin eine geschiedene Frau und eine Tochter. Ich meine nicht, dass er den wirklichen Grund hätte nennen sollen, aber wenn man keinen Brief hinterlässt, sind den Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Und uns ist ja wohl allen daran gelegen, dass der Dreck nicht an die Öffentlichkeit kommt. Wenn wir an die Tochter denken, zum Beispiel?«
    »Genau«, sagte Münster, nachdem er zuerst auf einen Blick von Moreno gewartet hatte. »Ich will das jedenfalls nicht.«
    Er zog einen braunen Briefumschlag hervor und legte ihn auf den Tisch. »Du willst vielleicht die fraglichen Unterlagen sehen, ehe wir sie verbrennen?«
    Aber er berührte den Umschlag nicht, ebenso wenig wie Van Veeteren. Moreno zögerte einen Moment, dann öffnete sie ihn und nahm ein Foto heraus. Es handelte sich offenbar um eine Vergrößerung, schwarzweiß, im Format zwanzig mal dreißig Zentimeter. Es war nicht schwer, die Abbildung zu deuten.
    Ein Restauranttisch. Im Freien, abends oder nachts, der Fotograf hatte offenbar Blitzlicht verwendet, der Hintergrund war pechschwarz. Nur zwei Personen waren klar zu sehen, in der rechten unteren Ecke jedoch gab es noch einen verschwommenen weißen Gegenstand, bei dem es sich möglicherweise um ein Hosenbein oder einen Schuh handeln konnte, die einer dritten Person gehörten. Auf dem Tisch — Bambus mit Glasplatte, so, wie es aussah — zwei Gläser; eines mit Trinkhalm und einem kleinen Papiersonnenschirm, das andere ein fast leeres Bierglas. Das war alles, jedenfalls auf der auf dem Bild sichtbaren Tischhälfte.
    Zwei Sessel, in dem einen saß Kriminalkommissar deBries. Zurückgelehnt, in weißem kurzärmeligem Hemd und hellen Shorts. Sonnengebräunt. Auf dem anderen ein Mädchen mit südostasiatischem Aussehen. Schmächtig. Dunkel. Zehn bis zwölf Jahre alt.

    Das Mädchen schaut mit leicht aufgerissenen Augen direkt in die Kamera. Lippenstift und Schminke können ihr geringes Alter nicht verstecken. Der weiße Mann hat den Arm um ihre schmächtigen Schultern gelegt und betrachtet sie von der Seite her. Auf seinen Lippen liegt die Andeutung eines Lächelns. Sie trägt ein sehr kurzes, helles, geblümtes Kleid. Ihre rechte Hand liegt auf Kommissar deBries’ linkem Oberschenkel. Ziemlich weit oben. Er hat die Beine ein wenig gespreizt, seine Hose steht offen, und ihre Hand verschwindet in der Dunkelheit. Das Bild ist unmissverständlich.
    »Thailand?«, fragte Moreno.
    Münster nickte.
    »Phuket im Januar. Er war früher schon einmal dort.«
    Moreno dachte nach und konnte sich daran erinnern.
    »Fotografiert von?«
    »Freier Journalist. Kannte ihn offenbar. Hat ein Teleobjektiv benutzt, deBries hat nichts gemerkt. War ja auch anderweitig beschäftigt ...«
    »Wie alt ist seine Tochter?«, fragte Moreno und steckte das Foto wieder in den Umschlag.
    Van Veeteren räusperte sich.
    »Zwölf. Ungefähr wie die Kleine da.«
    Er zeigte auf den Umschlag.
    »Sie hatten nicht viel Kontakt«, sagte Münster. »Ich habe mit Maria gesprochen, seiner Exfrau. Seit der Scheidung ist es mit ihm bergab gegangen, meint sie ... ehrlich gesagt, besonders überrascht schien sie nicht zu sein. Obwohl sie von dieser Sache hier nichts weiß.«
    Bergab?, dachte Moreno. Das kann man wohl sagen. Sie merkte, dass sie ihre eigenen Gefühle kaum im Griff hatte. Es fiel ihr schwer, sie abzuwägen und ins Gleichgewicht zu bringen. Das war schon so, seit Münster sie morgens angerufen hatte. Einerseits widerte deBries’ Verhalten sie an, andererseits

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