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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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alles war, und ich bin einfach außer mir, wenn ich nur daran denke. Es ist so ungerecht, dass jemand ...«
    »Moment mal«, bat Moreno. »Jetzt komme ich nicht mehr ganz mit. Was hat Inspektor Baasteuwel mit der Sache zu tun?«
    Mikaela Lijphart putzte sich mit der Serviette die Nase und erzählte weiter.

    »Wir kamen also aus Kopenhagen zurück«, sagte sie. »Haben meinen Vater in der Nähe des Heims abgesetzt, und dann sind meine Mutter und ich nach Aarlach gefahren. Haben zwei Tage im Haus meiner Tante Vanja verbracht, die war verreist, aber meine Mutter hatte die Schlüssel. Wir wollten besprechen, wie wir weiter vorgehen sollten. Bei Helmut zum Beispiel, ob wir ihn ins Vertrauen ziehen sollten oder nicht. Am Ende haben wir beschlossen, keinem Menschen etwas zu sagen. Es war einfach unmöglich ... und dann kamen wir nach Hause, das war ein Montagabend, und am nächsten Morgen stand dieser Baasteuwel bei uns vor der Tür. Helmut war glücklicherweise nicht zu Hause, denn er brauchte nur eine Stunde, um die ganze Geschichte aus uns herauszuholen ... und dann hat er uns das Schlimmste erzählt.«
    »Das Schlimmste?«
    »Ja. Dass er im Sidonisheim mit meinem Vater gesprochen hatte ... als meine Mutter und ich in Aarlach waren, meine ich. Ich weiß nicht, wie er das aus Papa herausgeholt hat, aber bei uns hat er es ja auch geschafft, also ist er wohl ziemlich tüchtig in dieser Hinsicht.«
    »Dafür ist er bekannt«, sagte Moreno. »Aber was hat dein Vater ihm denn erzählt?«
    Mikaela Lijphart biss die Zähne zusammen und verdrängte einige Tränen.
    »Dass er geglaubt hat, Mama hätte Winnie Maas umgebracht. Dass er deshalb geschwiegen hat. Um uns zu retten.«
    Sie verstummte. Morenos Augen brannten plötzlich, und sie stürzte als Gegengift ihr Mineralwasser hinunter. Ist es denn die Möglichkeit?, dachte sie.
    Gleichzeitig wusste sie, dass es das war.
    Nicht nur möglich. Es war logisch und ergab einen Sinn.
    »Aber das hat ihn dann den Verstand gekostet«, fügte Mikaela hinzu. »Er ist wirklich durchgedreht. Aber er hat geglaubt, es sei Mama gewesen. Die ganze Zeit. Sie hat in jener Nacht den Anruf von Winnie entgegengenommen ... und alles erfahren.
Sie war wütend und lief von zu Hause weg. Als Papa dann nachher die tote Winnie gefunden hat, dachte er ... ja, du verstehst, oder?«
    »Ja«, sagte Moreno. »Ich verstehe.«
    Und Van Rippe wurde vom Polizeichef beschützt, dachte sie. Weil der ein Verhältnis mit seiner Mutter hatte.
    Das hatte Selma Perhovens ihr nachmittags am Telefon erklärt. Und dass die Ermittlungen, wenn sie das richtig verstanden hatte, wohl nicht mehr mit besonderer Sorgfalt betrieben würden.
    Aus gewissen Gründen.
    »Gewissen Gründen?«, hatte sie gefragt, aber mehr wusste Selma Perhovens auch nicht.
    Jetzt sah sie alles deutlich vor sich. Glasklar. Die Gleichung ging endlich auf. Baasteuwels Gleichung.
    Das Stinktier kam ungeschoren davon.
    Aber auch Mikaela Lijphart kam ungeschoren davon.
    Und Winnie Maas’ Mörder war endlich zur Rechenschaft gezogen worden.
    Moreno merkte, dass sie ihre Fäuste so hart geballt hatte, dass es fast schon wehtat und dass ihr Mund halb offen stand. Sie machte ihn zu und versuchte, sich zu entspannen.
    O verdammt, dachte sie. Sind die Götter jetzt fertig mit diesem Spiel? Ja, so ungefähr kam es ihr vor, und das Ergebnis wirkte wie eine Art Remis, das konnte sie wohl sagen. Zumindest hätte Van Veeteren das so gesagt, da war sie sich sicher ... eine Art salomonisches Remis.
    »Ich möchte meinen Vater wieder auf die Beine bringen.« Damit riss Mikaela Lijphart sie aus ihren Gedanken. »Ich möchte es jedenfalls versuchen.«
    »Gut«, sagte Moreno. »Das ist richtig so. Aber zuerst musst du selber wieder auf die Beine kommen. Es ist hart, so viel herumtragen zu müssen. Du brauchst sicher Hilfe, um das alles zu verarbeiten ... aber wie soll das gehen?«
    »Das weiß ich schon«, lautete Mikaelas überraschende Antwort.
»Ich werde einmal die Woche hier in der Stadt mit einem Geistlichen sprechen, mit Inspektor Baasteuwels Bruder.«
    Moreno starrte sie an.
    »Heißt das, dass es hier in Maardam einen Geistlichen namens Baasteuwel gibt?«
    Mikaela schüttelte den Kopf und brachte ein schwaches Lächeln zu Stande. »Er hat seinen Namen geändert. Fand den alten nicht passend für seinen Beruf. Er heißt jetzt Friedmann, das macht sich viel besser.«
    »Zweifellos«, sagte Moreno. »Hrrm. Wollen wir darum bitten, dass unser Essen noch einmal

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