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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Entschluss geblieben. Sie wollte das Kind bekommen.
    V : Und was war mit dem Geld?
    H : Ich weiß nicht.
    V : Das wissen Sie nicht?
    H : Nein.
    V : Na gut. Als Sie erfahren haben, was passiert ist, als das Mädchen tot auf den Bahngleisen gefunden wurde, wie haben Sie da reagiert?
    H : Ich war natürlich entsetzt.
    V : Ja, natürlich. Wir waren alle entsetzt. Aber waren Sie auch überrascht?
    H : Natürlich war ich überrascht. Das war doch ein grauenhaftes Ende.
    V : Sie hatten also nicht damit gerechnet?
    H : Nein, das hatte ich natürlich nicht. Er muss total die Beherrschung verloren haben. Es ist furchtbar.
    V : Überrascht es Sie, dass er die Beherrschung verloren hat? (Keine Antwort.)
    V : Ich wiederhole: Angesichts Ihres Wissens um die näheren Umstände, überrascht es Sie, dass Arnold Maager die Beherrschung verloren hat?
    H : Ich weiß nicht. Vielleicht nicht.
    V : Danke, Herr Heller. Das ist für den Moment alles.

25
    19. Juli 1999
     
    Für einen kurzen Moment — für den hastig verfliegenden Bruchteil einer Sekunde — glaubte sie, er werde sie schlagen. Doch nichts geschah. Er bewegte nicht einmal die Hand. Aber dass dieses Bild sich vor ihrem inneren Auge überhaupt entwickeln konnte, musste etwas bedeuten. Nicht notwendigerweise, dass er von der Sorte war — einer, der die Fäuste benutzte, wenn ihm die Worte ausgingen —, sondern noch etwas anderes. Eine Ahnung? Eine Warnung?
    Oder war es einfach ein krankhaftes Fantasieprodukt? Eine Projektion ihres eigenen unentschiedenen Gefühlslebens?
    Auf jeden Fall blieb dieses Gefühl haften. Und würde haften bleiben, das wusste sie bereits, als der Augenblick noch nicht verstrichen war.
    »Du hast was getan?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich habe es da oben stehen lassen und mir ein Taxi genommen«, sagte sie.
    »Du hast mein Auto oben im Wald stehen lassen? Ohne dafür zu sorgen, dass jemand sich darum kümmert?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Er hat nicht Unrecht, dachte sie. Ich wäre auch nicht begeistert, wenn ich an seiner Stelle wäre.
    »Trabi«, sagte sie. »Ich dachte, es lohnt sich nicht, dafür auch noch Geld auszugeben.«
    Er ignorierte diese Bemerkung. Trommelte mit den Fingern
auf dem Tisch herum und schaute über ihre Schulter ins Leere. Seine Wangenhaut straffte sich.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    »Ich bring das schon in Ordnung«, seufzte sie. »Wenn das für dich so verdammt wichtig ist, ein Auto zu haben, dann miete doch einfach eins. Ich bezahle. Leider ist allerlei passiert, deshalb habe ich im Moment keine Zeit für solchen Kleinkram.«
    Er ließ einige Sekunden verstreichen, dann fragte er:
    »Was ist denn passiert?«
    »Maager ist verschwunden. Deshalb hatte ich es so eilig und mochte mich einfach nicht auf die Suche nach einem Abschleppdienst machen.«
    »Verschwunden? Wieso das denn?«
    »Was weiß ich. Aber seit Samstag ist er nicht mehr im Heim.«
    »Also sind jetzt Vater und Tochter verschwunden?«
    »Sieht so aus.«
    »Weiß die Polizei schon davon?«
    Moreno leerte ihr Saftglas und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Wenn ja, dann haben sie jedenfalls noch nichts unternehmen können. Diese Schlaffis oben im Sidonis haben das erst vor zwei Stunden gemeldet. Obwohl es zwei Tage her ist. Nein, ich muss mit Vrommel und Vegesack darüber reden, die müssen jetzt endlich aufwachen.«
    Mikael Bau ließ sich zurücksinken und betrachtete sie mit verkniffenem Lächeln. Sie konnte dieses Lächeln nicht deuten.
    Bei seinen nächsten Worten fiel ihr das schon leichter.
    »Die Frau Inspektor ist jetzt also wieder voll im Dienst?«
    Ewa Moreno erwiderte sein Lächeln und dachte kurz nach.
    »Ich ziehe heute Abend aus«, sagte sie. »Und vielen Dank für die schönen Tage.«
    Sein Lächeln schien zu erstarren, doch ehe er etwas sagen konnte, war sie schon aufgesprungen und hatte den Tisch verlassen.
    »Und das mit dem Traktor bring ich auch in Ordnung«, rief
sie über ihre Schulter zurück. »Nimm dir einen Mietwagen und fahr so lange an den Strand.«
    Warum tut er mir nicht mal Leid?, dachte sie, als sie um die Ecke gebogen war. Weil ich mich gerade zum Miststück entwickele?
     
    »Doch, das habe ich gehört«, sagte Polizeianwärter Vegesack mit düsterer Miene. »Nur haben sie so verdammt viel Zeit verstreichen lassen, ehe sie uns informiert haben. Ich weiß ja auch nicht, was wir tun sollen, aber dass wir zwei Tage im Rückstand liegen, macht die Sache nun wirklich nicht besser.«
    »Die wichtigste Frage ist

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