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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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gegeben?«
    »Nein.«
    »Und hattest du irgendeinen Eindruck? War er betroffen von ihrem Verschwinden?«

    Vegesack starrte eine Weile aus dem Fenster.
    »Ich glaube schon«, sagte er. »Ja, ich glaube sogar, dass es ihn auf irgendeine Weise zum Schweigen gebracht hat ... vielleicht hätte er doch etwas gesagt, wenn ich das mit Mikaela nicht sofort erzählt hätte. Aber Himmel, wissen kann ich das nicht. Ich war nur zwanzig Minuten bei ihm. Meinst du, dass er sich auf die Suche nach ihr gemacht hat? Bist du zu diesem Schluss gekommen?«
    Moreno trank einen Schluck Wasser.
    »Ich bin zu gar keinem Schluss gekommen«, gab sie zu. »Ihm kann genauso gut etwas zugestoßen sein. Du hast am Mittwoch mit ihm gesprochen, aber er ist erst am Samstag aus dem Heim verschwunden. Warum hat er so lange gewartet? Es kann ja auch noch etwas anderes passiert sein — am Donnerstag oder am Mittwoch —, das ihn dazu veranlasst hat. Ich hätte mich genauer erkundigen sollen, als ich da oben war, aber das ist mir viel zu spät eingefallen.«
    »Heute ist Montag«, sagte Vegesack. »Was bedeutet, dass er schon seit zwei Tagen verschwunden ist. Er ist nicht daran gewöhnt, öffentlich aufzutreten. Unter Leute zu kommen. Ist es da nicht doch seltsam, dass er niemandem aufgefallen ist?«
    Moreno zuckte mit den Schultern.
    »Und woher weißt du, dass er niemandem aufgefallen ist?«
    Vegesack gab keine Antwort.
    »In dieser Geschichte gibt es viele Seltsamkeiten«, sagte Moreno dann. »Deshalb kann ich nicht wirklich Ferien machen. Ich habe jetzt zwei Nächte hintereinander von Mikaela geträumt. Ich habe sogar meinen Freund in die Wüste geschickt. . . ich weiß nicht, ob das als Berufskrankheit bezeichnet werden kann oder nicht. Was meinst du?«
    Warum erzähle ich Vegesack das alles, überlegte sie, als sein leichtes Erröten und seine gehobenen Augenbrauen ihr zu verstehen gaben, dass er nicht so recht wusste, wie er mit dieser Vertraulichkeit umgehen sollte.
    »Ach je«, sagte er diplomatisch.

    »Du sagst es«, erwiderte Moreno. »Ich habe mich viel zu sehr in diese Sache hineingesteigert, aber jetzt haben sich immerhin gewisse Befürchtungen bestätigt. Ich weiß, dass ich nicht ganz daneben liege. Du hast bei deinem Besuch wohl nicht den Eindruck gewonnen, dass Maager mit Fluchtgedanken spielte?«
    Vegesack schüttelte den Kopf.
    »Und wie er auf das Verschwinden seiner Tochter reagiert hat, steht sicher in den Sternen?«
    »Wenn überhaupt irgendwo«, sagte Vegesack. »Aber das ist ja alles auch einfach schrecklich ... für Maager, meine ich, auch wenn wir nicht vergessen wollen, dass er ein Mörder ist und überhaupt. Zuerst taucht sie nach sechzehn Jahren auf, dann vergehen einige Tage, und dann ist sie unerreichbarer als je zuvor. Das muss doch hart für ihn sein.«
    »Hart«, bestätigte Moreno. »Würdest du mir noch einen Gefallen tun?«
    »Natürlich«, sagte Vegesack und sah ungeheuer dienstfertig aus. »Was denn?«
    »Erkundige dich, ob Maager zwischen Mittwoch und Samstag noch mehr Besuch hatte oder telefoniert hat.«
    »Alles klar«, sagte Vegesack. »Ich rufe an und erkundige mich. Aber wie kann ich dir dann Bescheid geben? Schaust du hier vorbei?«
    »Ich lasse auf jeden Fall von mir hören«, seufzte Moreno.
    »Auf die Vermisstenmeldung von Mikaela sind wohl keine weiteren Meldungen eingelaufen?«
    Vegesack wühlte eine Weile in den Papieren auf seinem Schreibtisch herum.
    »Zwei«, sagte er. »Eine können wir sicher abschreiben, sie stammt von einem gewissen Herrn Podager, der der Polizei in solchen Fällen immer behilflich sein möchte. Er ist hoch in den Achtzigern und sieht ungeheuer viel, obwohl er seit zwanzig Jahren blind ist.«
    »Alles klar«, sagte Moreno. »Und die zweite?«
    »Eine Frau oben in Frigge«, teilte Vegesack mit und las von
einem Zettel ab. »Frau Gossenmühle, sie hat gestern Abend da oben auf der Wache angerufen und behauptet, ein Mädchen gesehen zu haben, das mit dem Foto von Mikaela Lijphart übereinstimmte. Im Bahnhof. Die Kollegen wollten heute Vormittag mit ihr sprechen, danach sagen sie uns sicher Bescheid.«
    Moreno dachte eine Weile nach.
    »Wie weit ist es von hier bis Frigge?«
    »Ungefähr hundertfünfzig Kilometer.«
    Moreno nickte.
    »Dann können wir nur abwarten. Aber was ganz anderes, kennst du hier in der Stadt eine Reparaturwerkstatt?«
    »Reparaturwerkstatt?«
    »Ja. Nicht zu teuer. Es geht um einen Trabi.«
    »Um einen Trabi? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du

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