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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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die Augen.
    »Ich habe gerade die Schlüssel abgeben müssen«, sagte sie und legte eine Hand über die Augen. »In meinen Tüten ist alles, was von über fünfzehn Jahren in der Kanzlei übrig geblieben ist. Ich habe ja gewusst, dass es so kommen würde, aber ich habe nicht gewusst, wie. Die Frau Baumann war in den letzten Tagen schon da, und wir haben alles besprochen, was sie für die Abwicklung wissen muss. Alle offenen Fälle, wo die Unterlagen sind für die Steuer, noch offene Rechnungen, Mahnungen und das alles. Sie war eigentlich ganz freundlich und nett zu mir. Aber das war nur aufgesetzt. Heute Morgen, als alles Geschäftliche besprochen war, kam sie ganz früh und hat wortlos die Kündigung mit sofortiger Freistellung auf meinen Schreibtisch gelegt. Wortlos, das müssen Sie sich vorstellen, und ist ins Nebenzimmer gegangen, während ich unterschrieben und meine Sachen in die Tüten gepackt habe. Dann kam sie zurück, hat nachgesehen, ob ich auch wirklich unterschrieben und die Schlüssel dazugelegt habe, und ist wieder aus dem Zimmer gegangen. Ich habe mich rausschleichen müssen wie eine Dienstmagd, die den Sohn des Hauses verführt oder den Schmuck geklaut hat. Gehört sich das so, frage ich Sie? Macht man das, nach über fünfzehn Jahren?«
    Batzko vertiefte sich in den Ordner, der geöffnet auf seinem Schreibtisch lag.
    »Aber deshalb komme ich ja nicht, um Ihnen die Zeit zu stehlen mit diesen privaten Geschichten. Sie müssen doch den Irrsinnigen schnappen, der Herrn Baumann auf dem Gewissen hat. Aber wenn es kein Irrsinniger ist, sondern doch jemand, den er gekannt hat? Das denke ich immer wieder, dass es doch eine Art Rache sein könnte. Es ist nämlich so – vorgestern war ein Anwalt da, ein Herr Dr. Werner Claussen. Mit C am Anfang und zwei S in der Mitte. Das Gericht hat ihm den Fall Scharnagl übertragen, Sie wissen schon, der Schreinermeister, der bei uns im Büro so ausgerastet ist und ihn bedroht hat. Damals habe ich gar nicht verstanden, wieso eigentlich. Jetzt schon. Ich habe dem Herrn Dr. Claussen nämlich geholfen, die Unterlagen zusammenzustellen. Und da habe ich eine Aktennotiz gefunden von Herrn Baumann, eine Gesprächsnotiz, genauer gesagt, handschriftlich. Deshalb wusste ich nämlich noch nichts davon, weil er mir normalerweise alles aufs Band spricht und ich es dann in den Computer tippe. Es muss also ziemlich aktuell gewesen sein. Notiert hatte er jedenfalls, dass Herr Scharnagl eine Riesendummheit begangen hat, einen Versicherungsbetrug. Er hatte seinen Wagen als gestohlen gemeldet, obwohl er das nicht war, und Herr Baumann ist dahintergekommen. Fragen Sie mich nicht, wie. Jedenfalls hat er Herrn Scharnagl gesagt, dass er es melden muss. Er sei eben nicht sein persönlicher Anwalt, sondern vom Gericht beauftragt, und deshalb könne er nicht anders handeln. Deshalb ist der Herr Scharnagl so außer sich geraten, er hat wohl abwechselnd gedroht und gefleht, aber vergebens. Herr Baumann hat es als Panikreaktion hingestellt – dieser Ausdruck stand jedenfalls in der Aktennotiz.«
    »Haben Sie zufällig eine Kopie dieser Notiz gemacht?«, fragte Batzko und klappte den Ordner wieder zu.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es zuerst nicht als so wichtig betrachtet. Aber dann hat mich der Gedanke daran nicht mehr losgelassen. Und jetzt – also da ich nie wieder in das Büro zurückkehren werde, sondern meinem Mann zu Hause zuschauen muss, wie er die Zimmerdecke anstarrt, da habe ich gedacht, ich komme besser zu Ihnen. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn Sie den Mörder nicht finden und ich Ihnen womöglich den entscheidenden Hinweis vorenthalten hätte. Aber das müssen Sie ja beurteilen.«
    »Wir danken Ihnen, das war zweifelsfrei richtig von Ihnen, dass Sie zu uns gekommen sind. Sie haben uns sehr geholfen«, sagte Batzko und stand auf.
    Regine Weinzierl sah fragend zu Gerald.
    »Wenn Sie uns den Namen und möglicherweise auch die Adresse von Herrn Claussen notieren würden«, sagte Gerald und reichte ihr einen Zettel und einen Stift.
    Sie ließ sich Zeit damit und erläuterte weitschweifig, dass sie die Hausnummer nicht hundertprozentig wüsste, sich jedoch bei der Straße ganz sicher sei, weil ihr ja ein Bericht vom Amtsgericht vorgelegen hätte und sie sich deshalb an die Straße ganz genau erinnerte, wohingegen die Nummer … nun ja, man könnte das natürlich nachschlagen.
    »Ich begleite Sie hinaus«, sagte Gerald und griff nach ihren Taschen. Sie errötete, strich

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