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Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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würdest. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass du ziemlich sauer bist, weil ich mich nach Sevis Erkrankung nicht wieder gemeldet habe.«
    Eindeutig Neles Stimme. Sie war tiefer als die von Anne. Oder war sie erst durch Severins Geburt anders geworden? War so etwas möglich? Aber es hatte sich seitdem so vieles geändert, dass er sich kaum mehr daran erinnern konnte, wie es zuvor gewesen war, zumindest was Nele und ihn anging. Die Schwierigkeiten, die mit Severins Geburt begonnen hatten, rückten ihre gemeinsame Vorgeschichte als Paar in eine unendlich weite Ferne. »Entschuldige.« Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. »Ich hatte mit einem anderen Anruf gerechnet.«
    »Hörte sich so an, als hättest du sehr mit diesem Anruf gerechnet.« Misstrauen lag in ihrer Stimme, und gegen seinen Willen spürte er eine gewisse Genugtuung.
    »Nichts weiter«, sagte er, so oberflächlich wie möglich. »Wie geht es Sevi? Ist er wieder gesund? Ist er gerade bei dir?«
    »Er ist wieder absolut fit, krabbelt durch die Wohnung und staubsaugt perfekt in jeder Ecke und in jedem Winkel, wie meine Mutter es ausdrückt. Ich bin voll und ganz damit beschäftigt zu verhindern, dass er alles in den Mund steckt und Vasen und Garderobenständer umwirft.«
    »Gut zu hören. Heißt das, dass ich am Wochenende kommen kann?«
    Sie schwieg. Er spürte, wie sie einatmete, und sofort baute sich in ihm eine Aggression auf, wie ein Boxer, der sich in Position brachte, um einen Schlag abzuwehren und danach zu kontern. Wenn sie nur anruft, um mir auch den nächsten Besuch zu verbieten …
    »Eigentlich wollte ich fragen, ob ich kommen kann. Ich meine, mit Sevi natürlich.«
    Er war zu perplex, um zu antworten.
    »Passt es dir nicht?«
    »Doch. Natürlich. Ich bin da. Natürlich könnt ihr kommen. Ich bin nur etwas überrascht. Mir ist nicht ganz klar, warum du …«
    »Weil ich dich sehen will«, beantwortete sie seine Frage. Sie sprach sehr schnell, als hätte dieser Satz wie auf einer Feder gespannt gelegen. Ihr Tonfall war sehr weich, verletzbar, durchsichtig, und das nahm ihm alle Kraft, ihr irgendetwas entgegenzusetzen.
    »Am Freitag also?«
    Erneut holte sie tief Luft. Im Hintergrund hörte er Stimmen, die seiner Schwiegereltern. Vermutlich war Severin gerade wieder auf seiner Entdeckungstour durch die Wohnung und ertastete eine Steckdose oder etwas Ähnliches.
    »Ich wollte eigentlich heute schon kommen. Du hast ihn doch über zwei Wochen nicht gesehen.«
    »Natürlich«, sagte er kleinlaut. »Wir stecken nur gerade mitten in einem komplizierten Fall. Ich weiß nicht, ob ich früher gehen kann, um euch abzuholen.«
    »Ich habe ja immer noch meinen Wohnungsschlüssel, falls du dich erinnerst.«
    Als er kurz darauf in sein Büro zurückkehrte, musterte Batzko ihn misstrauisch. Gerald tat so, als bemerkte er es nicht. Er schaltete den Computer ein und suchte im System nach der Telefonnummer von Wilfried Scharnagl.
    »Das war Nele, oder?«
    »Bist du ein Hellseher?«
    »Ich muss nur hinsehen . Deine eingezogenen Schultern, dein schleichender Gang, der gesenkte Kopf. Hat sie das nächste Wochenende wieder platzen lassen?«
    »Schlimmer. Sie kommt nach München.«
    »Oh.« Batzko pfiff die Melodie aus »Spiel mir das Lied vom Tod«. Es war so ziemlich die einzige Musik, die er pfeifen konnte. »Plan A und Plan B treffen plötzlich aufeinander. Ich wünsche gutes Gelingen. Wann kommt sie? Samstag?«
    Gerald sah auf die Uhr. »In knapp fünf Stunden.« Nele hatte bereits gepackt, als sie angerufen hatte. Sie war schon immer diejenige gewesen, die den ersten Schritt gemacht und die Entscheidungen gefällt hatte. Sie hatte Gerald damals angesprochen, sich Monate später für ein Kind und für den Zeitpunkt der Schwangerschaft entschieden, und sie war auch diejenige gewesen, die vor knapp einem halben Jahr gemeinsam mit Sevi die Wohnung verlassen und nichts als einen Zettel auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte.
    »Gibt es eigentlich schon eine Rückmeldung vom LKA ?«, fragte Gerald, um von seinen privaten Problemen abzulenken.
    »Richtig, gestern hat mich ein Kollege angerufen. Ich habe vergessen, es dir zu sagen. Sie stehen noch am Anfang ihrer Untersuchungen, sehen aber keinerlei Verbindung zu bekannten extremistischen Gruppen der linken Szene. Auch ihre V-Leute stehen vor einem Rätsel. Es muss sich um eine vollkommen neue Gruppierung handeln.«
    »Es ist zumindest unwahrscheinlich, dass es sich bei dieser Art von Brief um einen

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