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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Er kam ihm nicht bekannt vor. Penner? Spinner? Schwer zu sagen. Von beidem etwas, dachte er. Das Telefon klingelte.
    Eine halbe Stunde später saß der Mann noch immer da, schloss hin und wieder die Augen, wurde aber jedes Mal wach, wenn sich die Türen öffneten, und sah genau hin, wer kam und ging.
    »Sie werden lange warten müssen, Sir – warum soll ich denn niemanden aus dem Kriminaldezernat holen? Sie können mit denen sprechen, und wenn es wichtig ist, geben sie es an den Chef weiter. Nur, wie Ihnen vielleicht bekannt ist, läuft bei uns gerade eine große Sache – wie Sie sagten, Sie haben ihn in den Nachrichten gesehen, deshalb können Sie sich vorstellen, dass er ziemlich viel zu tun hat …«
    Er unterbrach sich. Der Mann schaute ihn ohne großes Interesse an. Dann wieder zu Boden, ohne überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, was man ihm gesagt hatte.
    Zwei Stunden später war er noch immer da. Zweieinhalb Stunden. Drei. Schließlich ging der Diensthabende zu ihm hinüber.
    »Hören Sie, Sie können nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht hier sitzen. Es kann Stunden dauern, bis er zurückkommt. Wenn Sie mit keinem anderen sprechen wollen, muss ich Sie bitten, zu gehen. Was soll es sein?«
    »Eine Tasse Tee?«
    »Werden Sie nicht übermütig. Gut, abgemacht – eine Tasse Tee, und Sie sprechen mit einem anderen oder verschwinden.«
    »Mit wem muss ich dann sprechen?«
    »Mit einem vom Kriminaldezernat. Wer gerade zur Verfügung steht. Falls jemand zur Verfügung steht, sonst mit jemandem vom Streifendienst.«
    Der Mann saß lange still da und wog es ab. Dann nickte er.
    Zehn Minuten später, einen Tee vor sich, saß er im kleinen Warteraum DS Graham Whiteside gegenüber.
    »Schön. Name?« Whiteside wirkte gelangweilt.
    Der Mann hob die Hand an den Nacken, berührte ihn aber nicht. »War zwei Wochen im Krankenhaus«, sagte er. »Nicht gut. Hat mich als tot liegen lassen.«
    »Worum geht es denn hier überhaupt? Fahrerflucht? Wie dem auch sei, wenn es so lange her ist, warum haben Sie es nicht früher gemeldet?«
    »Weil ich im Krankenhaus war, vielleicht? War die ersten vier Tage nicht bei Bewusstsein.«
    »Lassen Sie uns der Reihe nach vorgehen. Name, sagte ich.«
    »Matty.«
    »Oh, jetzt kommen Sie schon, helfen Sie mir, ich bin schlecht im Raten. Matty
wer?
«
    »Lowe.«
    »Na bitte, geht doch … Und wann war das?«
    »Wann war was?«
    »Die Fahrerflucht, oder haben wir uns das verdammte Zeug bloß ausgedacht – Sir?«
    »Ich erfinde nichts. Warum sollte ich?«
    »Oh, Sie würden sich wundern. Wann war es denn? Datum und Uhrzeit. Falls Sie das zustande bringen.«
    »Wann es passiert ist, oder wann ich ihn gesehen habe?«
    Graham Whiteside strich sich mit der Hand über die Stirn und wischte sich imaginären Schweiß ab.
    »Ich hab ihn auf dem Jahrmarkt gesehen. Er hat mich für tot gehalten und ist gegangen, verstehen Sie, und es heißt, man erinnert sich an nichts mehr, nachdem man einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Aber ich schon. Nicht an alles, wohlgemerkt, aber ein bisschen weiß ich noch. Genug, um zu wissen, wo ich war, und dass mich jemand mit Licht geblendet hat und mir dann eins über den Hinterkopf gezogen hat, hier, und mich als tot liegen gelassen hat. Ich wurde mit Schädelbruch und einer Menge Prellungen ins Krankenhaus eingeliefert. Ich wusste nur noch, dass ich geblendet worden war. Zuerst. Viel mehr weiß ich immer noch nicht.«
    »Wenn Sie sich an nichts erinnern, verschwenden Sie meine Zeit, Herzchen.«
    »Das hab ich nicht gesagt. Ich hab gesagt, ich erinnere mich nicht an alles. Ich war auf dem alten Flugplatz in einem Hangar … Ich hab ein bisschen gepennt, mich verlaufen. Da draußen ist es ganz gut. Besser als in Ladeneingängen.«
    Drogen? Wahrscheinlich. Der Sergeant tippte mit der Fußkante ans Tischbein. »Fahren Sie fort.«
    Der Mann schlürfte seinen Tee. »Das Krankenhaus hat mir einen Platz verschafft, das Wohnheim in der Biggins Road. Kennen Sie es?«
    »Ja.«
    »Nicht übel. Könnte schlimmer sein. Könnte besser sein. Also. Also kam ich auf die Beine und lief ein bisschen herum. Das dauerte. Schädel gespalten, Schmerzen im Bein. Zwei Wochen sind eine lange Zeit, da schwinden die Muskeln. Bevor es passierte, hätte ich zwanzig Kilometer laufen können. Hab ich oft gemacht. Aber ich kam zurecht. Deshalb dachte ich mir, ich wandere mal zum Jahrmarkt raus.«
    »Was hat der Töpfermarkt mit Ihrer Fahrerflucht zu tun?«
    »Gut. Schöner Abend, hab ein Pfund

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