Der Toten tiefes Schweigen
Dankes und der Verehrung. Und sei KÜHN – die Worte, die du hörst, sind der Beweis, dass Jesus lebt und wohlauf ist und dass du es auch sein wirst – immerdar! Ihn hat es das Leben gekostet, damit du Gott auf diese wunderbare Weise loben und preisen kannst, also fang an!
Wieder schloss er die Augen, doch nun war der Pastor auf den Beinen, schwenkte seine Bibel und rief ihnen zu, damit sie die Worte Jesu hörten.
»
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.
Wer von euch hier arbeitet schwer, um die Miete zu bezahlen, die Hypothek abzutragen, die Kleinen zu ernähren, Kleidung zu kaufen, den Wagen zu unterhalten? Wer von euch steht vor dem Morgengrauen auf und trottet zu einer Arbeit, die ihm nicht am Herzen liegt, und bleibt den ganzen Tag da und trottet abends wieder nach Hause, vollkommen erschöpft? Wer von euch? Ich vermute, ihr alle hier, die alt genug sind, einer Arbeit nachzugehen. Und diejenigen unter euch, die zu jung sind, nun, ich vermute, ihr geht zur Schule, nicht wahr, ihr sitzt im Unterricht und macht eure Hausaufgaben, Tag für Tag. Ihr tragt eine schwere Last. Und was sagt Jesus Christus, unser Herr? Sagt er, ich werde euch einen Haufen Reichtümer schenken, damit ihr aufhören könnt zu arbeiten, nach Florida fliegen und den ganzen Tag am Pool liegen könnt? Sagt er, schön, ich werde dafür sorgen, dass ihr die Schule verlasst und den ganzen Tag Spaß habt und nie wieder Rechtschreibung oder eine chemische Formel lernen müsst, Amen? Nein das sagt er NICHT . Er sagt: ›Ich werde euch erquicken‹, aber bedeutet das Müßiggang? NEIN ! War Jesus müßig? Waren die Jünger müßig? Nein, sie waren es NICHT ! Die Worte Jesu müssen überdacht werden. Erquicken. Ich werde euch erquicken …«
Füße scharrten. Jemand nieste heftig. Der Junge im blauen Fleeceshirt kniff den Jungen im roten. Die Frau neben Tom lehnte sich an ihn. Er rückte ein Stück von ihr ab, und sie kam näher. Sie roch nach Fisch.
Er lungerte noch im Gebetsraum herum, nachdem alle gegangen waren, bis der Pastor wieder hereinkam, um aufzuräumen.
»Tom? Schade, dass du heute Abend nicht mit oben warst und für uns gespielt hast – ist alles in Ordnung?«
Er kam näher und betrachtete Tom eingehend. Setzte sich neben ihn.
»Du siehst nicht gut aus. Hörst du jetzt gerade die Worte Gottes? ›Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid‹? Was dich auch bedrückt, nimm dir die Worte zu Herzen.«
»Ich versuche es. Nur – es fällt mir schwer.«
»Ich bin für dich da, wenn du reden willst, aber wenn nicht, versuch es mit Jesus. Er ist immer für dich da.«
»Ja. Ich weiß.«
»Also … Ich mache einfach mal mit dem Aufräumen weiter, du machst, wozu du dich entscheidest, Tom. Wir sind beide bei dir.«
»Danke.«
Er senkte den Kopf. Die Bodendielen waren verschrammt und schmutzig. Tausende Füße, dachte er, Tausende Füße.
Er wusste nicht, ob er mit dem Pastor sprechen wollte oder nicht, aber er konnte nicht mit Gott reden, und überhaupt, warum sollte er, er wusste, wie es tief in seinem Herzen aussah, er wusste, was ihn bedrückte.
Er sollte etwas unternehmen, um sich darüber klarzuwerden, mehr nicht, er sollte es unterbinden.
Er konnte diese Heirat nicht gutheißen, Helen Creedy mit einem militanten, arroganten Atheisten, der Jesus verspottete und sein Bildnis auf einem von Toms Flugblättern einmal mit einer Brille geschändet hatte. Seine Mutter war noch nicht wiedergeboren, aber sie war ein guter Mensch, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie das Licht sah und Jesus in ihr Leben aufnahm, doch für Phil Russell bestand keine Hoffnung, und wenn sie ihn heiratete …
Nein, man konnte nicht sagen, dass keine Hoffnung bestand. Hoffnung gab es für jeden, sich Jesus zuzuwenden, bevor es zu spät war. Nur gerade jetzt sah Tom nicht, wie das bei Phil jemals der Fall sein sollte. Stolz und halsstarrig, dachte er. So war er. In der Bibel fanden sich immer die richtigen Ausdrücke.
Der Pastor knallte die Holzkiste zu, die mit Gesangbüchern vollgestopft war, und hielt inne.
»Tom, ich muss gehen.«
Tom stand auf.
»Wenn du etwas zu bereden hast, ruf mich an. Ich bin nachher wieder da, ruf mich an, ja? Quäl dich nicht, okay?«
»Okay. Danke.«
»Bist du mit dem Motorrad da? Die Dinger erschrecken mich zu Tode.«
Tom lachte und folgte ihm ins Freie. Das Motorrad war im Schulhof nebenan abgestellt, und als er es ans Tor gerollt und sich den
Weitere Kostenlose Bücher