Der Toten tiefes Schweigen
schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenden Sie sich an Nachbarn, gehen Sie an ihre Arbeitsstelle, zur Kinderkrippe des Jungen … zu allen. Es muss doch jemanden geben.«
»Hat es auch.«
»Wie?«
»Nun ja, da war jemand, der sie umgebracht hat. Oder war es so willkürlich wie bei den anderen?«
»War das willkürlich?«
»Ich weiß nicht, Sir.«
»Ich auch nicht, Vicky, und es bringt mich um den Verstand.« Er drehte sich um. »Hören Sie bitte alle zu. Ich werde heute Nachmittag eine Pressekonferenz abhalten. Ich muss den Mistkerlen da draußen etwas an die Hand geben. Wir brauchen die Medien auf unserer Seite, und im Moment sind sie es nicht. Und wenn Sie jetzt rausgehen oder reinkommen, sagen Sie
nichts
. Seien Sie höflich und gehen Sie weiter. Ich möchte alle um vier Uhr im Konferenzraum sehen. Solidaritätsbeweis.«
Sein Handy klingelte. Cats Nummer. Er ging in sein Büro und machte die Tür hinter sich zu.
»Wo bist du?«
»Büro. Was ist passiert?«
»Chris ist im Kreiskrankenhaus Bevham. Er wird heute Nachmittag operiert. Sie glauben, es ist ein Gliom dritten Grades.«
»Das ist doch gut, oder? Ich meine, dass sie operieren.«
»Das machen sie, um den Druck zu verringern. Er ist auf einem Auge erblindet und hat höllische Kopfschmerzen. Sie werden versuchen, einen Teil herauszunehmen, aber der Tumor sitzt an einer heiklen Stelle.«
»Ach, Schwesterherz.«
»Er wird bestrahlt werden. Natürlich ist es nur palliativ.«
Cat klang kühl und mechanisch, sie schien die Tatsache zu verdrängen, dass sie über Chris sprach.
»Ich werde versuchen, heute Abend vorbeizukommen. Das dürfte nach der Pressekonferenz in Ordnung gehen.«
»Schon gut, Dad und Judith kommen, damit ich zu Chris fahren kann.«
»Ach ja? Dann brauchst du mich ja nicht.«
»Herr im Himmel! Natürlich brauche ich dich. Ich brauche jeden. Simon, sei jetzt nicht so empfindlich, damit kann ich nicht umgehen.«
Es klopfte.
»Hast du mit den Kindern gesprochen?«
»Versucht. Ich hätte nie gedacht, wie schwer es ist, es so zu erklären, dass sie es zumindest ein wenig begreifen können. Sam kann es. So einigermaßen. Aber er will nicht. Er hält sich die Ohren zu.«
Serraillers Tür ging auf. Elaine.
»Ich muss Schluss machen. Halt durch. Ich komme nachher.«
Er sah auf.
»Entschuldigung, Sir, aber Chief Constable Devenish ist hier. Ich dachte, Sie könnten eine Vorwarnung gebrauchen.«
»Danke.«
Noch ein Kopf schaute zur Tür herein. Vicky.
»Die Polizei aus Spanien hat angerufen. Foster Munday, Bethan Doyles Partner … hat vor fünf Wochen seine Stelle in der Bar gekündigt. Seine Wohnung hat er auch aufgegeben.«
»Und?«
»Hat einen Flug nach Birmingham gebucht.«
»Wann?«
»Zwei Tage, bevor Melanie Drew erschossen wurde.«
»Gut, wir brauchen Fotos, volle Beschreibung, fahren Sie zum Flughafen, befragen Sie Taxifahrer, überprüfen Sie Bahnverbindungen, Leihwagen. Ich möchte ihn gestern hierhaben.«
Vicky drehte sich um und prallte mit Chief Constable Devenish zusammen. Simon erhaschte einen kurzen Blick auf ihre Gesichter, Vicky hochrot und erschrocken, Paula wütend.
»Ma’am. Ich organisiere Ihnen einen Tee.«
»Ich brauche keinen Tee. Ich brauche einen winzigen Beweis dafür, dass Sie in dieser Ermittlung weitergekommen sind.«
[home]
Zweiunddreißig
D S Whiteside hämmerte an die Tür des Landhauses. Drinnen bellten Hunde.
Als Craig Drews Vater öffnete, wirkte er erschrocken, sagte aber sogleich: »Gibt es etwas Neues?«
»Können wir reinkommen?« Whiteside schob sich bereits zur Haustür hinein. DC Louise Kelly, die bei ihm war, zögerte verlegen.
»Was ist passiert?«, wandte sich Alan Drew an sie.
Sie schüttelte den Kopf.
»Okay, wo ist er?«
»Craig? Oben, glaube ich. Was ist passiert?«
»Rufen Sie ihn herunter, ja?«
Der DS streifte durch das Wohnzimmer, schaute sich ein Bild an, nahm ein Foto in die Hand, drehte die Ecke der Fußmatte mit der Zehenspitze um.
Louise stand an der Tür. Er war Sergeant, sie stand noch im ersten halben Jahr als Detective Constable, wusste aber, dass sein Verhalten nicht in Ordnung war. Sie wollte etwas sagen, doch wenn sie es tat, würde er es später an ihr auslassen. Einen Rüpel erkannte sie schon von weitem und wusste, wie mit Rüpeln umzugehen war, fühlte sich in dieser Situation aber machtlos. Whiteside stieß sie beiseite und trat an die Treppe. »Drew! DS Whiteside hier. Ich will kurz mit Ihnen sprechen.«
»Was ist denn los?
Weitere Kostenlose Bücher