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Der Toten tiefes Schweigen

Der Toten tiefes Schweigen

Titel: Der Toten tiefes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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an.
    »Einer von der anderen Einheit muss hier draußen gewesen sein«, sagte er, als er zurückkam. »Dachte, der Riegel würde klemmen, aber er ließ sich anheben wie geschmiert.«
    »Die Feuerwehr kommt hier raus zum Üben.«
    »Gut. Das sollten wir überprüfen, wenn wir zurückkommen, um sicherzustellen, dass sie morgen keine Übung haben, die mit uns kollidiert.«
    Sie hievten die Ausrüstung aus dem Wagen, lange Pfähle aus Holz und Metall, eine Sturmleiter aus Stahlgeflecht. Die kleineren Gegenstände, vor allem Werkzeug, würden sie am Übungstag selbst mitbringen. Das Training fand alle sechs Wochen statt, gelegentlich hier draußen, mit Teamübungen, Klettern, Abriss und Eindringen. Westleton und Rowley zogen zwei alte Türen aus dem Wagen, stellten eine ab und trugen die andere zum Hangar. Mit den an Pfählen aufgehängten Türen würden sie einen provisorischen Eingang bauen.
    »Ian, hol die Kiste mit den Vorhängeschlössern unter der Bank, ja?«
    Vorhängeschlösser und Ketten, die um einige der Tragebalken gehängt wurden, waren ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden galt. Das graue Licht eines verregneten Herbstnachmittags drang ein kleines Stück durch die geöffneten Türen, doch der hintere Teil des Hangars lag im Dunkeln. Am nächsten Vormittag würden sie eine provisorische Beleuchtung anbringen, aber ein Teil der Übung würde im Dunkeln bei halbgeschlossenen Türen stattfinden.
    »Okay, schaffen wir das Zeug hier auf die Seite und decken es mit den Säcken ab. Wobei sich sowieso niemand dafür interessieren wird.«
    Sie schleppten Sachen hin und her und redeten wenig dabei. Der Regen wurde vom Wind schräg in den Hangar getrieben.
    Sie verstauten die letzten Holzpfähle und Türen, deckten sie mit einer Plane ab und waren im Begriff zu gehen, als Rowley sagte: »Habt ihr das gehört?«
    »Nee.«
    »Was?«
    »Ich dachte, ich hätte da hinten was gehört.«
    »Vögel. Hier nisten immer wieder Vögel, oben unter dem Dach.«
    »Stimmt.«
    »Siehst du Gespenster, oder was?«
    »Nee. Meine Ohren brauchen wohl ’ne Spülung. Wenn es schlimmer wird, geh ich zum Arzt.«
    Doch als sie die Hangartüren zuzogen, drehte Liam Westleton sich um und blickte noch einmal hinein.
    »Was ist?«
    »Habt ihr nicht dieses Pfeifen gehört?«
    »Ja, und ich hab gesagt, es sind meine Ohren. Vergiss es.«
    »Komm schon, ich will nach Hause, hab Fußballtraining.« Ian Dean spielte für den Polizeiverein.
    Sie schlugen die Türen zu, legten den Riegel vor und stiegen in den Kastenwagen. Der Regen hatte nachgelassen, doch der Himmel war austernfarben, der Wind peitschte über die mit Wasser gefüllten Schlaglöcher und kräuselte die Oberfläche.
    Westleton hatte die Hand am Zündschlüssel, zögerte dann aber.
    »Komm schon, mach.«
    »Wenn da was war, sollten wir lieber noch mal nachsehen.«
    »Da war nichts.«
    »Trotzdem. Ich fahre den Wagen rein und leuchte alles mit den Scheinwerfern ab. Abgesehen von allem anderen, will ich nicht, dass das Zeug geklaut wird.«
    »Wird ein Fuchs sein«, sagte Ian. »Füchse sind hier überall, man kann sie riechen, wenn es trockener ist.«
    »Macht die Türen wieder auf.«
    Clive Rowley stieg langsam aus dem Wagen und stolperte, als er mit dem Fuß hängenblieb. »Scheiße.«
    »Mach schon.«
    »Hab mir den Knöchel verknackst.«
    »Du bist nicht verletzt.«
    Doch Rowley hüpfte auf einem Bein und lehnte sich an den Kastenwagen.
    Westleton seufzte. »Dann holt ihn wieder an Bord. Wir lassen es.«
    »Wahrscheinlich nichts, Sarge.«
    Die anderen beiden halfen Clive Rowley hinten in den Wagen und auf die Bank, wo er sich den Knöchel rieb und leise vor sich hin murmelte.
    »Ohren. Knöchel. Hier hast du einen Stift. Schreib dem Arzt lieber eine Liste.«
    »Ha, ha.«
    Liam Westleton wendete und fuhr Richtung Straße.

[home]
    Sechsundvierzig
    E ine Woche hatte er gebraucht, um alles zu planen. Sie hatte keinen Kontakt aufgenommen, kein Wort, keine Nachricht. Sie nicht und kein Mitglied ihrer Familie. Es war, als hätte er für sie nie existiert, als hätten sie ihn spurlos aus ihrem Leben und ihren Erinnerungen gestrichen.
    Das konnte er nicht durchgehen lassen. Aber er überstürzte nichts.
    Seine Wut war ein loderndes Feuer gewesen, doch er wartete, bis es heruntergebrannt und zu einem kleinen, rotierenden, kochend heißen Kern geworden war, den er unter Kontrolle halten konnte. Kontrolle war nötig. Er joggte, wanderte es sich oben im Moor von der Seele, er ging nach Starly

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