Der Totenerwecker (German Edition)
nicht daran, dass mir der Killerinstinkt fehlte, sondern daran, dass ich meistens betrunken zu den Spielen kam. Deshalb warfen sie mich aus dem Team. Aber du hast mich dann ja zu diesem Treffen der Anonymen Alkoholiker geschickt. Ich wollte mich für dich bessern. Ich wollte dich nicht verlieren.«
So ausführlich hatte Josh ihr noch nie erzählt, was damals geschehen war. Sarah weinte, als er verstummte. Sie umarmte ihn, und er ließ die Pistole in seinen Schoß sinken. Sie spürte, wie heftig er schluchzte. Einige Minuten lang saßen sie so da und ließen den Schmerz aus sich heraus.
»Wenn du mich damals nicht verlieren wolltest, dann verlier mich auch jetzt nicht. Bleib bei mir. Lass uns zusammen dagegen ankämpfen.«
Josh lehnte sich zurück und sicherte die Pistole.
Kapitel 31
Es machte Dale wahnsinnig, nicht zu wissen, wo Sarah steckte. Er war besessen von ihr. Mehrmals schlich er sich in ihr Haus, um nach ihr zu suchen, immer auf der Hut vor der Polizei, die in regelmäßigen Abständen vorbeifuhr, um nach dem Rechten zu sehen. Manchmal standen die Bullen sogar mehrere Stunden an der Straße und observierten auch sein eigenes Haus. Aber Dale wartete einfach, bis es dunkel war, dann schlich er sich zum Hintereingang und hebelte eins der Fenster auf.
Nachts strahlten sie mit den großen Suchscheinwerfern ihrer Streifenwagen das Haus an, wenn sie vorbeifuhren. Sie suchten nach ihm. Manchmal stiegen sie aus und schauten mit ihren Taschenlampen im Hof nach. Es war gut, dass der Hof, der an das Grundstück der Lincolns angrenzte, zu einem Haus gehörte, das zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben war. Es stand leer, und Dale hockte hinter einem Fenster, vor das er ein Laken gehängt hatte, und beobachtete die Cops, bis sie abzogen. Dann brach er im Nebenhaus ein.
Dreimal tat er das, dann war er endgültig davon überzeugt, dass sie sich aus dem Staub gemacht hatten. Ihre Koffer standen nicht mehr im Schrank, und Dale fragte sich, ob sie wohl kurzfristig in den Urlaub gefahren waren. Aber das hielt er eher für unwahrscheinlich. Wenn es den Cops gelang, Dale zu schnappen, brauchten sie Zeugen. Also hatten sie die beiden sicherlich angewiesen, in der Stadt zu bleiben. Sie mussten noch in Las Vegas sein. Vielleicht standen sie unter Zeugenschutz und versteckten sich irgendwo, wo nur die Polizei sie finden konnte.
Dale schlich wieder aus dem Haus der Lincolns und kletterte gerade rechtzeitig über den Zaun zum Nachbarn, als der nächste Streifenwagen vorfuhr. Als der Polizist mit seiner Taschenlampe zur Rückseite des Hauses kam, hockte Dale bereits wieder in dem leer stehenden Gebäude und beobachtete ihn durchs Fenster. Für rund eine Stunde parkte der Wagen vor Sarahs Haus. Als er schließlich wegfuhr, sah Dale zu, wie die Scheinwerfer um die Ecke bogen und anschließend die Rücklichter am Ende der Straße verschwanden. Er wartete noch zehn Minuten, um sicherzugehen, dass nicht ein anderer Streifenwagen den Platz des ersten einnahm, dann stieg er in den Hyundai Sonata, den er kürzlich günstig erstanden hatte, und machte sich auf den Weg in Richtung Polizeiwache. Wenn nur die Polizei wusste, wo Sarah zu finden war, musste er eben dort mit seiner Suche beginnen.
Dale fuhr mit 35 Meilen pro Stunde die Washburn Street entlang. Immer wieder hielt er im Rückspiegel nach Dienstfahrzeugen Ausschau. Wenn er jetzt geschnappt wurde, war alles ruiniert. Wenn er in den Knast wanderte, sah er Sarah nie wieder.
Die Lossee Street zu überqueren, war eine nervenaufreibende Angelegenheit. Zum einen fuhren sehr viele Streifenwagen diese Straße entlang und brachen just die Geschwindigkeitsbegrenzungen, deren Einhaltung sie eigentlich überwachen sollten, zum anderen herrschte insgesamt dichter Verkehr, und es gab keine Ampel. Das Kreuzen der Straße gestaltete sich zur Hochgeschwindigkeits-Mutprobe. Dale hatte Glück und konnte alle vier Spuren überqueren, ohne anhalten zu müssen, dabei verfehlte er nur knapp einen klapprigen alten Laster, der voll besetzt mit Bauarbeitern war.
Dale erreichte das Polizeipräsidium Las Vegas Nord in Washburn, stellte den Hyundai auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab und wartete. Er beobachtete, wie Polizisten – einige Beamte der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen und sogar ein Wagen, bei dem er hätte schwören können, dass auf der Seite FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION stand – eintrafen und verschwanden. Nach einer Stunde waren weder die schwarze Polizistin noch
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