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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Gesicht bekommen, nicht einmal im Fernsehen. Sie sollte mir gehören. Es ist nicht fair. Warum kann ich nicht eine Frau wie sie haben? Warum kriegt ausgerechnet dieser plumpe, Eishockey spielende Blackjack-Croupier sie? Das ist nicht fair!
    Dale schlug mit der Faust aufs Armaturenbrett und wischte sich weitere Tränen aus den Augen. Er war mit den Nerven am Ende und verlor allmählich jeden Bezug zur Realität. Alles, was er brauchte, damit es ihm gut ging, war Sarah. Dann würde alles gut. Er sollte sie entführen und zusammen mit ihr irgendwohin abhauen. Eventuell noch ein letztes Mal Sex mit ihr haben. Ohne Gewalt. Jedenfalls bis zum Ende. Dann ein sanftes und liebevolles Erwürgen, und wenn sie aufwachte, war Dale für immer weg. Das klang doch perfekt, fast schon romantisch. Aber Dale war sich nicht sicher, ob er sie wirklich zurücklassen wollte. Im Moment fiel es ihm ohnehin schwer, darüber nachzudenken.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als die schwarze Polizistin endlich auftauchte. Es war fast Mittag. Über sechs Stunden hatte er vor der Wache ausgeharrt. Er hatte Hunger und einen unglaublichen Durst. Sein Mund fühlte sich an, als hätte er Staub getrunken. Er leckte sich über die rissigen Lippen und versuchte, seine Augen zu fokussieren, die wegen des Schlafmangels nur noch unscharf sahen. Die Polizistin trug eine hellbraune taillierte Hose, eine hochgeschlossene weiße Bluse mit Puffärmeln und schwarze Pumps. Fehlte nur noch eine Reitgerte. Aber sie war es definitiv. Dale ließ den Motor an.
    Sie verließ den Parkplatz in einem schnittigen schwarzen BMW-Sportwagen mit breiten Chromfelgen. Wenn Dale nicht gewusst hätte, dass sie ein Bulle war, hätte er sie für eine Drogendealerin oder Stripperin gehalten. Ihren Autogeschmack hatte sie sich offensichtlich bei den Ganoven, mit denen sie ständig zu tun hatte, abgeschaut.
    Dale folgte ihr auf die Schnellstraße 215 und blieb immer zwei bis drei Wagenlängen hinter ihr, als sie südwärts Richtung Henderson fuhren. Der BMW bog auf den Green Valley Parkway ab und rollte dann weiter südwärts, vorbei am Green Valley Ranch Casino und dem Einkaufszentrum The District. Dale betrachtete die glücklichen Paare und Familien, die Gruppen von Teenagern, die gut gelaunt einkauften, lachten, redeten und sich umarmten. Es war ein Leben, das Dale sich kaum vorstellen konnte. Er hatte nie einen besten Freund gehabt, ganz zu schweigen von einer Clique, mit der er seine Freizeit verbrachte. Und auch keine Freundin. Nie nahmen seine Eltern ihn auf einen Stadtbummel oder zum Essen mit. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, dem nächsten Schuss hinterherzujagen, als dass sie mit ihm einen auf Familienidyll gemacht hätten.
    Der BMW bog in eine bewachte Wohnanlage am Horizon Ridge Parkway ein. Dale wartete, bis der Wagen um die Ecke gefahren war, dann trat er das Gaspedal durch und raste durch das Tor, bevor es sich wieder schloss. Er schaffte es gerade eben und erhaschte noch einen Blick auf das Auto der Polizistin, ehe es um die nächste Kurve fuhr. Mit einem Block Abstand lenkte Dale den Sonata durch das Gewirr von Sackgassen hinter dem BMW her.
    Er sah, wie der Wagen in eine Garage fuhr, und hielt am Ende des Straßenblocks an. Schnell sprang er aus dem Auto und lief zum Haus der Polizistin. Als das Garagentor langsam zuglitt, spurtete Dale los. Er konnte sich gerade noch unter dem Tor hindurchrollen, bevor es sich schloss. Die Polizistin war nirgends zu sehen. Eine Brandschutztür schlug zu, und Dale schreckte zusammen. Sie war ins Haus gegangen. Langsam schlich er sich zur Feuertür. Seine Hand zitterte, als er sie nach dem Türgriff ausstreckte, und sein Herz wummerte wie eine japanische taiko -Trommel. Er wusste nicht, ob sie ihn bemerkte hatte, als er in die Garage schlüpfte. Womöglich hockte sie mit gezückter Pistole auf der anderen Seite und wartete nur darauf, ihn zu erschießen, sobald er die Tür öffnete.
    Dale legte ein Ohr an das Metall. Er hörte, wie in der Küche Wasser lief und die Polizistin einen Gospelsong summte. Zentimeterweise zog er die Tür auf. Die Frau wandte ihm den Rücken zu. Sie spülte Geschirr und sang. Es war wohl doch kein Gospelsong, wie Dale vermutet hatte. Zu einem Gospel wackelte man nicht derart mit dem Hintern.
    Die Tür stand jetzt zu einem Viertel offen. Dale wusste, dass er sie nicht weiter aufziehen konnte, ohne die straffen Federn der Doppelscharniere zum Quietschen zu bringen. Schwer atmend verharrte er im

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