Der Totenerwecker (German Edition)
Durchgang, nur wenige Schritte von der Polizistin entfernt. In seiner Hand hielt er die Glock des alten Hippiebullen. Er konnte ihr jetzt problemlos in den Rücken schießen. Er spannte den Hahn der Pistole. Als die Polizistin das Klicken hörte, wirbelte sie herum und tastete nach der Waffe an ihrem Gürtel.
»Tun Sie’s nicht, Detective. Sonst schieße ich!«
Sie hatte die Waffe bereits aus dem Holster gezogen. Sie musste den Lauf nur noch um 15 Zentimeter anheben, dann zielte sie direkt auf Dales Brust. Mit ziemlicher Sicherheit war sie eine bessere Schützin als er. Dale hatte noch nie mit einer Waffe geschossen, aber er visierte ihren Bauch an, und auf diese Entfernung konnte er sie kaum verfehlen. Er musste nur abdrücken. Am Blick ihrer Augen, an den Zweifeln darin, der Furcht, erkannte er, dass er sie unter Kontrolle hatte. Dale bedauerte, dass er kein Scharfschütze wie die Cowboys im Fernsehen war, sonst hätte er ihr in den Arm oder die Hand schießen können, damit sie die Waffe fallen ließ.
Der Ausdruck ihrer Augen verwandelte sich von Angst in Wut.
»Ah! Mist!« Er wusste, sie würde schießen. Er wusste es ohne den geringsten Zweifel. Das war der Grund, weshalb er es vorzog, seine Opfer aus dem Hinterhalt zu überfallen, statt ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Man konnte nie wissen, wie jemand auf einen Angriff reagierte. Manche waren verängstigt, passiv und gefügig. Andere, wie diese Polizistin, wehrten sich.
Die Frau hob die Waffe. Dale schloss die Augen und drückte ab. Die Kugel traf tief, sie drang in den Unterleib statt in die Brust ein. Sie zuckte zusammen, verzog das Gesicht, blieb stehen und hustete Blut. Dale wartete darauf, dass sie umfiel oder schrie oder weglief. Er hielt die Waffe weiter auf sie gerichtet. Die Augen der Polizistin weiteten sich vor Schock, dann verhärtete sich ihr Blick.
»Scheiße.«
Sie machte einen Schritt vorwärts, zielte mit ihrer 9-Millimeter auf Dale und drückte ab. Kugeln trafen die Tür und den Pfosten und heulten an seinem Kopf vorbei in die Garage. Eine zog eine sengende Furche an der Schläfe und verfehlte nur knapp sein Auge. Offensichtlich zielte sie auf seine Stirn. Dale tauchte hinter der Kochinsel ab und erwiderte das Feuer. Er traf sie in die Brust, ins Bein, in den rechten Arm. Aber sie kämpfte sich weiter an ihn heran, warf sich auf Dale und schlug mit Fäusten und Fingernägeln nach seinem Gesicht.
Er spürte, wie ihre Hände sich um seinen Hals krallten und ihm die Luftröhre zudrückten. Das Atmen fiel ihm ohnehin schon schwer. Das Adrenalin raste durch seine Adern, weil auf ihn geschossen wurde. Als sich jetzt die kräftigen Hände der Frau um seinen Hals klammerten, bekam er gar keine Luft mehr in die Lungen. Doch er hielt noch die Waffe des Detectives in der Hand. Er richtete sie auf die Brust der Polizistin und drückte wieder und wieder ab, bis der Hammer nur noch auf eine leere Kammer traf. Mit jedem neuen Loch, das die Kugeln in den Körper der Frau fetzten, spritzte Blut über Dales Gesicht und Arme. Endlich rollte sie von ihm herunter und krachte schwer auf den Boden, vergoss Blut auf die Küchenfliesen und war tot.
Dale hustete und keuchte, dann holte er ein paarmal tief Luft, um seine Atmung zu beruhigen. Bei jedem Atemzug brannten seine Lungenflügel. Das Herz hämmerte in seiner Brust. Arme und Beine zitterten unkontrolliert. Er versuchte aufzustehen, aber das Zittern seiner Beine schickte ihn zurück zu Boden. Also klammerte er sich an der Kochinsel fest und wartete, bis das Zittern nachließ. Er schaute hinab auf die tote Polizistin.
Jesus, das war ein zähes Luder, dachte Dale. Obwohl er fast ein ganzes Magazin in ihre Brust und ihren Bauch entleert hatte, hätte sie ihn beinahe umgebracht. Er packte sie an den Beinen und schleifte sie zur Brandschutztür. Er nahm den Autoschlüssel, der auf dem Küchentresen lag, dann zog er die Polizistin hinaus in die Garage und verstaute ihren reglosen Körper auf dem Rücksitz des BMW. Dale schlug die Wagentür zu, setzte sich hinters Lenkrad und ließ den Motor an. An der Sonnenblende klemmte die Fernbedienung für das Garagentor.
Als Dale auf die Taste drückte, fuhr das Tor ratternd und quietschend nach oben. Er ließ den Wagen an, legte den Rückwärtsgang ein, rollte rückwärts aus der Garage und fuhr mit hohem Tempo davon. Einige der Nachbarn waren aus ihren Häusern gekommen. Ein älteres Ehepaar mit einem Dackel auf dem Arm und Pyjamas und Latschen
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