Der Totenerwecker (German Edition)
war eine Möglichkeit, an die sie noch gar nicht gedacht hatte. Sie und Josh hatten aufgehört zu verhüten, also ließ es sich zumindest nicht ausschließen. Sarah bezog die Betten fertig, dann starrte sie die Bettwäsche an und dachte über die Möglichkeit nach, dass ihr Körper einen Embryo oder Fötus abgestoßen hatte, und darüber, dass Josh jetzt ein Nickerchen in ihrem Blut machen würde.
Warum um alles in der Welt musstest du so etwas sagen, Josh?, dachte sie. Sie mussten eine neue Matratze kaufen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Josh beobachtete, wie sie die Wäsche anstarrte.
»Macht der Bettbezug dich auch high? Ich hätte plötzlich Lust, ein bisschen Jimi Hendrix zu hören.«
Sarah rang sich ein Lächeln ab und versuchte, sich aus ihren Grübeleien loszureißen.
»Ich habe die Doors auf meinem iPod.«
»Da passe ich.«
»Schlaf gut, mein Liebster.«
Josh schlüpfte ins Bett, und Sarah schloss leise die Tür hinter sich. Sie ging nach unten und ließ ihren Mann schlafen. Den ganzen Tag waren sie unterwegs gewesen, und jetzt blieben ihm nur noch ein paar Stunden, bis er zur Arbeit musste, eben genug Zeit für ein schnelles Nickerchen. Sarah setzte sich aufs Sofa, zielte mit der ungeladenen Sig Sauer über die Straße auf das Nachbarhaus und ließ den Abzug klicken.
Kapitel 11
Sarah zog ihre Joggingklamotten an, um noch eine Nachmittagsrunde zu drehen. Der Sommer war fast vorbei, aber die Temperaturen lagen nach wie vor über 30 Grad. Gnadenlos brannte die Sonne vom Himmel. Die Luft empfand sie als heiß und staubig, nirgendwo gab es Schatten. Sarah hatte das Gefühl, direkt unter dem Loch in der Ozonschicht zu laufen. Sie spürte, wie sich ihre Haut zusammenzog, als die Las-Vegas-Hitze sämtliche Flüssigkeit aus ihren Poren verdunsten ließ. Beim nächsten Mal musste sie unbedingt daran denken, Sonnencreme aufzutragen. Sarah hasste es, wenn Frauen ihre Haut tiefbraun rösteten, nur um Bikinistreifen zu vermeiden. Hier in Las Vegas hatte sie oft genug die Auswirkungen von zu häufigen Sonnenbädern bewundern können: vorzeitige Falten und dunkle Flecken, Haut mit der Textur von Leder und Schlimmeres. Es war idiotisch, sich selbst so etwas anzutun, nur um schön auszusehen. Sarah mochte ihre milchweiße Haut. Und jetzt ging sie hier unter der heißen Septembersonne das Risiko von Hautkrebs ein.
Sie beschloss, nur eine kurze Runde zu drehen. Der Gedanke, Bräunungsstreifen zu bekommen, gefiel ihr nicht. Der Schweiß brannte in ihren Augen, und eine dünne Salzkruste bedeckte Stirn und Wangen. Auf ihrem schwarzen Oberteil blühten große weiße Flecken, hervorgerufen von dem ganzen Natrium und Kalium, das sie ausschwitzte. Als sie zum Haus zurückkam, war Josh bereits aufgestanden und machte sich für die Arbeit fertig. Trotz der neuen Pistole, die sie auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte, bekam Sarah einen Moment lang Angst bei dem Gedanken, die Nacht über allein zu sein.
»Bist du sicher, dass du dir heute Nacht nicht freinehmen kannst?«, fragte sie und umarmte ihn von hinten.
»Nicht nach dem ganzen Geld, das wir heute ausgegeben haben. Die Trinkgelder sind in letzter Zeit etwas dürftiger geworden, deshalb arbeite ich auch so viel. Die Tage, an denen ich innerhalb einer normalen Achtstundenschicht nebenbei um die 500 Dollar in die Hand gedrückt bekam, sind erst mal vorbei, bis die Wirtschaft sich erholt hat. Ich hab überlegt, heute eine Doppelschicht einzulegen, wenn der Boss mich lässt.«
Sarah runzelte die Stirn. »Vergiss nicht, dass ich jetzt eine Waffe habe. Wenn ich rausfinde, dass du fremde Gärten beackerst, verpass ich dir eine Kaliber-40-Kastration oder, noch besser, einen Einlauf.«
Josh küsste sie auf die Stirn, dann leckte er ihr den salzigen Schweiß von den Lippen.
»Wenn du mit mir fertig bist, ist nicht genug übrig, um damit noch andere Frauen zu beglücken. Aber falls du zu sehr durch den Wind bist, bleib ich zu Hause.«
»Nein, du hast recht, wir brauchen das Geld. Aber mach bitte keine Doppelschicht. Die kannst du morgen einlegen, aber heute Nacht brauche ich dich.«
»Okay, ich bin gegen eins zurück.«
»Um halb eins.«
»Ja, Ma’am.« Josh lächelte breit und küsste ihr den salzigen Schweiß von der Nase.
»Wann werden sie dir endlich regelmäßige Arbeitszeiten geben? Du arbeitest jetzt schon seit über einem Jahr als Springer. An einem Tag malochst du von acht bis fünf, am nächsten von vier bis zwölf und dann wieder von zwölf bis
Weitere Kostenlose Bücher