Der Totenerwecker (German Edition)
Josh. »Was meinst du?«
Sarah zuckte die Schultern.
»Dann versuchen wir’s doch mal.«
Der Verkäufer gab jedem von ihnen eine Plastikschutzbrille, Ohrenschützer und ein paar Zielscheiben aus Pappe mit schwarzem Punkt in der Mitte.
»Haben Sie keine von diesen Zielscheiben, die wie Menschen aussehen?«, erkundigte sich Sarah.
Der Verkäufer starrte sie mit hochgezogener Augenbraue an, dann warf er Josh einen Blick zu, als wollte er sagen: »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Kumpel.«
Josh hob kapitulierend die Hände.
»Klar. Kosten zwei Dollar pro Stück.«
»Ich nehme fünf.«
Der Verkäufer schüttelte den Kopf und holte fünf Pappfiguren aus einem Schrank hinter dem Tresen. Auf ihnen waren Männer in Sturmhauben und mit Gewehren in den Händen abgebildet. Sie glichen den Ganoven, mit denen Batman in den Comics, die Sarah als Kind gelesen hatte, aufräumte, wenn er nicht gerade Superschurken jagte. Der Verkäufer gab Sarah die Zielscheiben, dann öffnete er eine Tür und führte sie und Josh nach hinten zum Schießstand.
»Bin übrigens Mike.«
Er streckte eine große, fleischige Pranke mit haarigen Knöcheln aus.
Josh schüttelte ihm die Hand. Sarah tat es ihm gleich.
»Josh und Sarah Lincoln.«
»Freut mich, euch kennenzulernen. Setzt euch bitte die Schutzbrillen und Ohrenschützer auf, bevor wir reingehn.«
Er bereitete sich vor und wartete, während Sarah und Josh ihre Ausrüstung anlegten.
Der Schießstand war voll mit Leuten, die Löcher in Pappziele schossen. Es gab Paare wie Josh und Sarah, Väter mit ihren Söhnen und einzelne Männer und Frauen. Der Lärm der Schüsse war ohrenbetäubend. Sie gingen zu einem freien Schießstand, und der Verkäufer legte zwei Schachteln Munition auf den Tisch und ließ das Magazin aus der Pistole herausschnappen. Dann legte er beides daneben.
»Dat Magazin wird so geladen.«
Der Verkäufer schüttete acht Patronen auf seine Hand und schob eine Patrone nach der anderen mit dem Daumen hinein. Dann holte er sie alle wieder heraus und drückte Sarah das Magazin in die Hand.
»Versuch ma.«
Sarah schob die Patronen mit dem Daumen ins Magazin, wie Mike es ihr vorgemacht hatte.
»Jetzt schiebste das Magazin so in die Waffe. Entsichern geht dann so. Siehst du den roten Punkt? Wenn der sichtbar ist, heißt das, die Waffe is entsichert. Wenn du den Schlitten so zurückziehst, rutscht ’ne Patrone in die Kammer. Jetzt kann’s losgehen. Ziel anvisieren, so. Tief Luft holen. Gut festhalten. Und den Abzug drücken.«
Sarah verballerte 100 Schuss. Als sie fertig war, fühlte sie sich wie ein gestandener Profi. Fast wünschte sie sich, dass heute Abend jemand uneingeladen in ihr Schlafzimmer spazierte. Sie hätte gern gesehen, was diese Hohlspitzgeschosse mit menschlichem Fleisch anstellten.
»Warum haben wir das vorher nie gemacht? Bringt Spaß! Wir sollten jedes Wochenende zum Schießen gehen«, strahlte Sarah.
»Das heißt also, dass wir diese Waffe kaufen?«
»Unbedingt!«
Sie gingen mit Mike zurück in den Laden.
»Hast du ’ne Waffenlizenz?«
»Ja. Ich besitze bereits eine Waffe.«
»Dann isses am einfachsten, die auch auf deinen Namen registrieren zu lassen. Sonst musst du zwei Wochen warten, während wir die nötigen Auskünfte über deine Frau einholen. Wenn die Waffe nur im Haus bleibt und sie se nich mit sich rumträgt, spielt’s keine Rolle, auf wessen Namen dat Ding registriert ist. Macht aber sicher Sinn, später noch ’ne Waffe auf ihren Namen eintragen zu lassen.«
Josh überreichte dem Verkäufer seine Waffenlizenz und den Führerschein. Sarah fühlte sich ungemein erleichtert; wenn jetzt etwas passierte, konnte sie sich wenigstens wehren. Der Verkäufer notierte sich die Daten und kopierte beide Dokumente. Dann gab er sie Josh zurück und nahm die Kreditkarte entgegen. Wenige Minuten später verließen Sarah und Josh den Laden mit ihrer Neuanschaffung.
»Wir müssen noch woandershin«, meinte Josh.
»Wohin?«
»Ich möchte noch etwas besorgen, worin du die Waffe verstecken und schnell rausholen kannst, wenn etwas passiert. Nur für alle Fälle.«
Sarah beugte sich zu ihm und küsste ihn.
»Danke, Josh. Ich weiß, du glaubst, dass ich meinen Verstand verliere, aber es ist großartig von dir, dass du das alles tust, damit ich mich sicherer fühle. Du hättest mich genauso gut in die Klapsmühle schleppen können, um meinen Kopf untersuchen zu lassen.«
»Keine Sorge, das mache ich auch noch.«
Sarah boxte ihm gegen den Arm,
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