Der Totenerwecker (German Edition)
alles in seiner Macht Stehende, um ihre Bemühungen zu sabotieren, ihn zu musikalischen Leibesübungen zu bewegen. Seine Strategie war brillant. Er schob Sarah einen Chicken Finger in den Mund. Erst wollte sie protestieren, doch dann überwältigte sie der Geschmack. Das Fleisch war zart und saftig. Josh hatte recht. Das war nicht das übliche Fast Food. Das hier schmeckte, als käme es frisch vom Knochen, und die Sauce schmeckte fantastisch, scharf und süß zugleich. Die Süße stammte offensichtlich von den Cornflakes. Eine hervorragende Kombination.
»Oh Gott. Die sind unglaublich!«
»Hab ich doch gesagt.«
Also gab sich Sarah damit zufrieden, der Band zu lauschen und süß-scharfe Sauce von ihren Fingern zu lecken. Sie nahm einen weiteren Chicken Finger und aß ihn langsam auf, genoss dabei jeden saftigen, köstlichen Bissen. Die Musiker stimmten Baby I’m A Star! an und waren gerade mal halb mit dem nächsten Song, Erotic City, durch, als sie vor ihrem leeren Teller saß und sich das letzte Stück so gierig in den Mund schob, als bekäme sie danach nie wieder etwas zu essen. Dann warf sie einen Blick auf Joshs Teller. Auch der war bis auf ein einziges Stück Huhn leer.
»Wenn du mich liebst, dann teilst du dir das mit mir.«
Mit ihrem verführerischsten Augenaufschlag, dem bezauberndsten Schmollmund und ihrem treuesten Hundeblick strahlte sie ihn an.
»Nein, vergiss es. Du hast einen ganzen Teller gehabt.«
»Biiiiitteeeee ...«
Sie sah zu unwiderstehlich aus. Josh halbierte den letzten Chicken Finger, steckte sich die eine Hälfte in den Mund und fütterte sie mit der anderen.
»Siehst du, ich wusste, dass du mich liebst.«
»Ich kann eben keinem hübschen Gesicht widerstehen.«
»Aaaah. Er findet mich hübsch. Er will mich küssen«, hänselte sie ihn mit einem spöttischen Singsang. Sie machte einen Kussmund und gab ihm einen dicken, feuchten, schmatzenden, betrunkenen, unbeholfenen, sexy Kuss, bei dem sie beide fast von der Couch fielen. Sie lachten albern.
»Bist du jetzt bereit zu tanzen, schöner Mann?«
Josh nahm seinen Macho Martini und leerte das Glas in wenigen schnellen Schlucken. Er stand auf, verbeugte sich leicht und reichte ihr die Hand.
»Scheiß drauf. Lass uns tanzen.«
Zum Glück für Josh ließ die Band es gerade etwas ruhiger angehen. Aber auch zum Glück für Sarah, denn die Martinis beeinträchtigten ihre motorischen Fähigkeiten deutlich, und schon der Weg zur Tanzfläche glich einer Herausforderung. Sie musste sich auf Josh stützen und sein missbilligendes Stirnrunzeln ertragen. Er sah es gar nicht gern, wenn sie so betrunken war, aber weil sie im Moment so unter Stress stand, ließ er es ihr durchgehen.
Die Band spielte The Beautiful Ones, und Josh legte seine großen, kräftigen Arme um sie und wiegte sich im Takt. Sie tanzten zu einer lang gezogenen Version von Purple Rain , die mit dem ungekürzten Instrumental-Intro begann, bevor der Text einsetzte. Inzwischen war Sarahs Alkoholpegel so weit abgebaut, dass sie wieder etwas mehr Vertrauen in ihre Bewegungen hatte. Als die Band mit Diamonds and Pearls anfing, wirbelte Sarah über die Tanzfläche wie eine Ballerina, und dann nahm sie seine Hand und führte ihn durch einen unbeholfenen, trunkenen Walzer, der sie beide albern kichern ließ und Josh genug von seinen Hemmungen nahm, dass er auf der Tanzfläche blieb und ihm der Schweiß auf die Stirn trat, während die Band mit Kiss und Get Off nachlegte. Als sie schließlich zurück zur Couch gingen, waren sie beide erschöpft. Sie bekamen sogar ein wenig Applaus von einigen der anderen Gäste.
»Weißt du, ich habe überlegt ...«, begann Sarah, als sie es sich wieder auf der Samtcouch gemütlich machten.
»Was überlegt?«
»Ob wir nicht anstelle der Alarmanlage einen Hund kaufen sollten?«
»Einen Hund? Ich wüsste nicht, was so ein Schoßhündchen bringt.«
»Kein Schoßhündchen. Ich meine einen großen, fiesen Kampfhund, vielleicht einen Rottweiler oder Dobermann. Wir könnten einen nehmen, der fertig ausgebildet ist. Ich habe gehört, dass man Polizeihunde, die nicht mehr eingesetzt werden, adoptieren kann.«
»Werden Rottweiler als Polizeihunde eingesetzt?«
»Na gut, es muss ja kein Rottweiler sein. Ein Schäferhund würde es auch tun.«
»Mit Hunden kenne ich mich aus. Lass uns das machen.«
Sarah lächelte.
»Vielen Dank für diesen Abend. Das habe ich gebraucht. Trotz allem, was passiert ist, amüsiere ich mich großartig. Ich glaube, wir haben
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