Der Totenerwecker (German Edition)
Unterricht benötigt hättest. Du warst schon ein ziemlicher Cunnilingus-Gourmet, wenn ich’s recht in Erinnerung habe.«
Josh dreht sich zu Sarah um und schaute ihr tief in die Augen. Sarah spürte, wie ihr Körper unter der Hitze seines Blickes dahinschmolz. Sie spürte seine ganze Liebe und sein Verlangen hinter den Augen brodeln. Viel zu lange war es her, dass er sie das letzte Mal so angesehen hatte.
»Du warst die erste und einzige Frau, mit der ich so etwas gemacht habe.«
»Im Ernst?«
»Im Ernst.«
»Wow. Ich fühle mich geschmeichelt. Was war das Besondere an mir?«
Josh zuckte die Schultern. »Du warst die Erste.«
»Erzähl mir nicht, dass ich die erste Frau war, die dir einen geblasen hat!«
Joshs Blick wurde glasig, und Sarah wusste, dass sie zu weit gegangen war.
»Ja, du warst die erste Frau.«
Die Luft zwischen ihnen schien plötzlich schal und abgestanden. Das Schweigen senkte sich wie ein Vorhang über sie. Wieder hatte Sarah das Gefühl, etwas tun zu müssen, um ihn zu beruhigen, und das mitten in ihrer eigenen Krise.
»Bist du schon mal mit dem Big Shot gefahren?«
Joshs Blick fokussierte sich, und er starrte sie an, als spräche sie eine Fremdsprache.
»Dem was? «
»Dem Big Shot. Oben auf dem Stratosphere-Hotel?«
Ein Grinsen trat auf sein Gesicht. Die Begeisterung für spektakuläre Fahrgeschäfte war eines ihrer gemeinsamen Laster.
»Im Ernst?«
»Absolut. Bist du dabei?«
»Auf jeden Fall! Aber lass uns erst Frühstück bestellen.«
Sarah warf einen Blick auf die Speisekarte, während Josh nach dem Telefon angelte.
»Oooooh! Sie haben Bagels mit Lachs und Frischkäse. Und Arme Ritter!«
»Ich will nur Steak und Eier.«
»Okay, bestell schon mal. Ich geh duschen.«
Sarah kletterte aus dem Bett. Josh beobachtete sie, während sie unter der Decke hervorkroch, und Sarah konnte seine Enttäuschung spüren, als er bemerkte, dass sie einen Schlafanzug trug – einen langen Flanellpyjama. Während ihrer gesamten Ehe hatte sie noch nie einen Schlafanzug getragen. Im Gegenteil, sie hatte sogar protestiert und sich beschwert, als Josh einen trug, ihn seine Rüstung genannt, seinen Versuch, eine Barriere zwischen ihnen zu errichten. Sie war tatsächlich so weit gegangen, dass sie Löcher in all seine Pyjamas schnitt, um ihn zu zwingen, nackt ins Bett zu gehen, so wie sie ihn am liebsten hatte. Und jetzt trug sie selbst die Rüstung.
Schon wieder Joshs Enttäuschung zu spüren, zweimal innerhalb von so kurzer Zeit, war fast zu viel für sie. Trotzdem schloss sie die Badezimmertür hinter sich, bevor sie sich auszog.
Die Dusche verfügte über eine Doppelbrause, aus der zwei kräftige Wasserstrahlen herausschossen. Sarah stellte das Wasser so heiß ein, dass sie es gerade noch ertragen konnte. Die beiden harten Strahlenbündel wirkten wie eine kräftige Massage, die die letzten Reste von Anspannung und Stress aus ihren Muskeln vertrieb. Einmal gründlich ausschlafen und eine heiße Dusche – das war alles, was sie brauchte, um sich den Schmutz und Schweiß ihrer Träume von der Haut zu spülen. Ihre Haut wurde rot, als das brühheiße Wasser auf ihr blasses Fleisch prasselte. Es fühlte sich an, als würde ihre Seele gereinigt und geläutert. Völlig unerwartet begann sie zu weinen.
Ihr Körper zuckte und bebte, und tief aus ihrem Inneren brachen die Tränen hervor, als hätte sie ein verborgen liegendes Trauerreservoir angezapft. Alles war so schön gewesen, ihr Leben so perfekt. Bis vor knapp einer Woche hatte sie Langeweile als größte Bedrohung empfunden. Jetzt wurde sie entweder jede Nacht vergewaltigt – wahrscheinlich mit Drogen betäubt, ermordet und wieder zum Leben erweckt –, oder sie war verrückt. Oder beides? Auf unbegreifliche Weise hatte sich ihr perfektes, makelloses Leben innerhalb weniger Tage in einen Albtraum verwandelt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ihr Weinen wurde immer heftiger, und diesmal versuchte sie gar nicht erst, die Tränen zurückzuhalten. Sie ließ sie ungehindert fließen, entleerte ihre Seele und ließ die Traurigkeit vom Wasser fortspülen. In der zurückliegenden Woche hatte sie mehr geweint als in ihrem ganzen bisherigen Erwachsenenleben. Aber diesmal fühlte es sich gut an.
Als sie schließlich aus der Dusche trat, waren alle Tränen versiegt. Nachdem sie so lange und ausdauernd geweint hatte, hätte sie eigentlich erschöpft und entkräftet sein müssen, aber im Gegenteil: Sie fühlte sich erfrischt. Sie betrachtete im Spiegel ihre
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