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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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gesellen?«
    Joshs Grinsen wurde noch breiter, und fast hätte er gelacht, weil sie so tat, als würde sie ihn nicht kennen. Jetzt setzte sich der Mann, der mit ihr im Aufzug nach unten gefahren war, an Joshs Tisch. Sarah durchlebte einen irrationalen Moment der Panik, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, dass er sie möglicherweise verfolgt hatte. Doch dann sah sie, dass Josh ihn offenbar wiedererkannte, und begriff, dass es sich wohl um einen Stammgast handelte.
    Sarah zog das Geld, das Josh ihr dagelassen hatte, damit sie für die nächsten drei oder vier Tage finanziell versorgt war, aus der Handtasche. 200 Dollar. Sie hoffte, dass sie nicht gleich alles am ersten Abend verspielen würde.
    »Äh ... ich muss erst ein paar Chips kaufen.«
    Ein Kassierer kam an ihren Tisch und befreite sie von ihrem Bargeld. Im Austausch erhielt sie kleine runde Plastikscheiben in drei verschiedenen Farben, bedruckt mit dem Logo des Hollywood Galaxy Casino.
    »Vielen Dank.«
    Sarah nahm einen gelben Chip und warf ihn auf den Tisch. Es war ihr peinlich, eingestehen zu müssen, dass sie als Frau eines Blackjack-Croupiers kaum etwas über das Spiel wusste. Sie bevorzugte Spielautomaten. Sie wusste nicht einmal, wie viel der gelbe Chip wert war. Hoffentlich hatte sie nicht gerade 50 Dollar auf das erste Blatt gesetzt.
    Sarah achtete kaum auf ihre Karten. Lieber sah sie Josh bei der Arbeit zu. Er und der Mann aus dem Aufzug lachten und scherzten, während der Mann ein Blatt nach dem anderen spielte, mal verlor, dann wieder gewann, dann wieder verlor. Gelegentlich schaute Josh zu ihr herüber, und Sarah erwiderte den Blick, als wären sie Fremde, die quer durch einen voll besetzten Raum miteinander flirteten und darauf warteten, dass einer den Mut aufbrachte, den anderen anzusprechen.
    Der Mann an Joshs Tisch gab großzügige Trinkgelder, wenn er gewann, und Sarah wünschte ihm, dass er weiter Glück hatte und Trinkgelder gab, aber letzten Endes würde er sein gesamtes Geld an das Haus verlieren. So wie alle. Niemand baute für etliche Millionen Dollar ein Casino, um andere Leute reich zu machen. Sie hatte einmal eine Statistik gesehen, der zufolge 85 Prozent der Gäste, die in Casinos spielten, gewannen, aber nur 13 Prozent tatsächlich mit ihrem Gewinn nach Hause gingen. Der Rest setzte ihn erneut ein, wodurch er ans Haus zurückging, in der Regel mit Aufschlägen. Die Casinos wussten das natürlich, und deshalb sorgten sie dafür, dass man so lange wie möglich blieb.
    In den Spielstätten fanden sich weder Fenster noch Uhren. Nichts, was den Gästen einen Anhaltspunkt gab, wie lange sie schon an den Pokertischen, Blackjacktischen oder Spielautomaten saßen. Solange man spielte, zahlte man nichts für die Getränke. Und Cocktailkellnerinnen kamen drei- oder viermal die Stunde vorbei, um dafür zu sorgen, dass man versorgt war und keinen Grund hatte, das Casino zu verlassen. Auch an Sarahs Tisch war die Kellnerin bereits dreimal gewesen, und nach ihrem dritten Glas Chardonnay fühlte sie sich ein bisschen beschwipst. Betrunkene wurden an den Spieltischen eigentlich nicht geduldet, aber solange man weiterspielte und nicht am Tisch ohnmächtig wurde, floss der Alkohol pausenlos. Es kursierte sogar das legendäre Gerücht, dass das Management reinen Sauerstoff in die Säle leitete, um die Gäste wach zu halten. Soweit Sarah wusste, stimmte das nicht, aber gewundert hätte es sie kaum.
    Man konnte seinen Gehaltsscheck im Casino zu Bargeld machen, und sie gaben einem noch eine Rolle Vierteldollarmünzen gratis dazu, damit man nicht nur den Scheck einlöste, sondern auch blieb und spielte. Es bestand sogar die Möglichkeit, direkt am Kassenschalter eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen. Vermutlich, überlegte Sarah, wäre die Psychologie des zwanghaften Glücksspielers ein besseres Thema für ihre Dissertation gewesen. Zumindest bekam sie beim Gedanken an Zocker keine Gänsehaut, wie mittlerweile bei Pornografie oder allem, was mit Sexualität zu tun hatte.
    Sarah verlor zu viel, und sie trank auch etwas mehr als gewöhnlich. Sie fühlte sich leicht und beschwingt, wusste aber auch, wie schnell sich das mit ein paar weiteren Drinks ändern konnte. Also stand sie auf und sammelte ihre verbliebenen Chips zusammen. Mit einem Lächeln für die Asiatin und einem 20-Dollar-Trinkgeld für die Geberin verließ sie den Tisch und ging zum Kassenschalter, um ihren restlichen Einsatz zurückzutauschen.
    Sie hatte mit 200 Dollar angefangen. Nach

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