Der Totenerwecker (German Edition)
einer verwirrenden, von ihr kaum registrierten Abfolge von Gewinnen und Verlusten waren ihr weniger als 100 Dollar geblieben. Sie hoffte, dass der Mann aus dem Aufzug bald wieder gewann. Abgesehen von der Pistole und der Alarmanlage musste Josh nun 100 Dollar zusätzlich verdienen, um ihren Verlust auszugleichen. Aber Leichtsinn hatte Josh ihr schon immer verziehen. Ihr Wagemut war eine Eigenschaft, die ihm fehlte und für die er sie bewunderte. Seit Beginn ihrer Beziehung sprach er immer wieder davon, dass ihr ungestümer Geist eine ihrer attraktivsten Eigenschaften sei, übertroffen nur von ihren Brüsten. Bei all dem Geld, das sie ihn in letzter Zeit gekostet hatte, hatten ihre Brüste einiges gutzumachen.
Sarah ließ die 82 Dollar, die ihr nach dem Blackjack geblieben waren, in Vierteldollarmünzen wechseln. Sie nahm die Schale mit den Münzen und ging zu den Glücksspielautomaten. Um in Joshs Sichtweite zu bleiben, setzte sie sich an den Automaten am Ende der Reihe. Während sie die Maschine mit Geld fütterte, beobachtete sie die anderen Gäste. Die meisten waren ältere Ruheständler, die ihre Ersparnisse, ihre Versicherungsschecks oder das Eigenkapital ihrer Häuser in der Hoffnung auf den großen Gewinn verspielten. Vereinzelt sah man auch junge Paare und Singles, aber die fielen kaum ins Gewicht.
Eine junge Mexikanerin hockte auf dem Schoß ihres Freundes und stopfte einen Quarter nach dem anderen in den Automaten. Immer wenn sie eine Münze einwarf und den Hebel zog, trat eine hoffnungsvolle Erwartung auf ihr Gesicht, als rechne sie jeden Moment damit, den Jackpot zu knacken. Sie war kaum alt genug, um überhaupt ins Casino eingelassen zu werden. Ihre Brüste schienen noch größer und perfekter zu sein als die von Sarah. Sie hatte lange, durchtrainierte Beine, die aus einem engen, karierten Minirock herausragten, außerdem dünne, muskulöse Arme wie eine Tänzerin. Eine großartige Figur bis auf den Bauch, der sich über den Bund ihres Rockes wölbte und ihrem Oberkörper die Konturen eines Muffins verlieh.
Ihr Freund wirkte fast doppelt so alt wie sie. Er war Anfang 30 und trug ein sauberes, weißes Polohemd, eine karierte Hose und schwarze Lederslipper mit weißen Socken. Er hatte Tätowierungen an Händen, Armen und Hals. Seine Augen sahen tot aus. Er zeigte keinerlei Interesse an dem Spielautomaten oder der Frau auf seinem Schoß. Als er den Kopf drehte und Sarah ansah, wobei er sich vermutlich fragte, warum sie ihn so anstarrte, hatte sie das Gefühl, in die kalten, schwarzen Augen eines Hais zu blicken. Sarah lächelte vage und wandte sich wieder dem einarmigen Banditen zu.
Ihr waren kaum mehr als zehn Dollar geblieben, als plötzlich die Lichter an ihrem Automaten verrücktspielten und eine Sirene losging. Sie hatte den Jackpot geknackt. Die Maschine spuckte über 2000 Dollar in 25-Cent-Stücken aus. Sarah klatschte in die Hände, hüpfte und schrie vor Freude, als die Silbermünzen aus dem Automaten regneten. Sie sammelte sich gerade rechtzeitig, um eine Schale unter den Ausgabeschlitz zu halten. Eine der Cocktailkellnerinnen brachte ihr weitere Behälter. Das mexikanische Paar musterte sie durchdringend. Die junge Frau sah glücklich und aufgeregt aus. Ihr Freund starrte Sarah nur wortlos aus seinen toten Augen an. Sarah war froh, dass sie das Casino nicht verlassen musste. Sie hätte Angst, dass der Mann ihr auf den Parkplatz folgte. Innerlich rügte sie sich für ihre Vorurteile, aber die Tätowierungen an seinem Hals schienen ihr Gang-Tattoos zu sein – nicht dass sie sich damit auskannte.
Die Kellnerin half Sarah, die Münzbehälter zum Kassenschalter zu tragen. Sarah bekam das Grinsen nicht aus dem Gesicht, als sie zusah, wie der Kassierer ihre Vierteldollars in ein Zählgerät schüttete und ihr dann langsam 2500 Dollar in 100-Dollar-Noten auszahlte. Als sie das Geld in ihre Handtasche steckte und sich umdrehte, stand Josh hinter ihr.
»Wie es aussieht, warst du heute Abend erfolgreicher als ich. Ich hatte nur ein halbes Dutzend Kunden während der gesamten Schicht. Etwa 120 Mäuse verdient.«
Sarah öffnete ihre Handtasche und zeigte Josh das dicke Bündel Hunderter.
»Ich habe genug für uns beide abkassiert.«
»Das ist schön. Das dürfte für die Sig Sauer reichen.«
»Und die Alarmanlage!«, strahlte Sarah.
»Und ein paar Drinks an der Martinibar?«
»Oh, unbedingt!«
Sarah grinste von einem Ohr zum anderen. So glücklich war sie seit Tagen nicht mehr gewesen, und nach
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