Der Totenerwecker (German Edition)
niemals sicher zu fühlen, solange Dale auf freiem Fuß war. Der Gedanke, dass er mit ihrer Vergewaltigung davonkam, machte sie wütend. Sie wollte, dass er dafür bezahlte. Sie wollte ihn dafür töten.
»Mit wie vielen Tagen rechnen Sie, Detective?«
»Drei Tage. Maximal eine Woche.«
Sarah stellte sich vor, eine Woche lang mit einem mehr oder weniger fremden Mann zusammenzuwohnen, und hoffte, dass es nicht so lange dauerte. Der Gedanke, dass ein Fremder in ihrem Haus herumlief, schmeckte ihr nicht besonders, selbst wenn es ein Polizist war. In Joshs Gesicht erkannte sie die gleiche Verunsicherung, aber sie wusste, er würde nichts sagen. Josh hasste verbale Auseinandersetzungen. Wenn er eine Meinungsverschiedenheit nicht mit seinen Fäusten klären konnte, ignorierte er sie lieber.
»Ich stelle meinen Wagen ein paar Blocks weiter ab und komme dann durch die Hintertür zurück, damit Ihr Nachbar nicht weiß, dass ich hier bin. Erschießen Sie mich bitte nicht, wenn ich über den Zaun klettere.«
Sarah nickte. Josh grinste schief.
»Keine Sorge«, sagte sie. »Wir halten uns zurück.«
Sie begleiteten Malcovich zur Haustür. »Und? Was hältst du von unserem neuen Hausgast?«, wollte Sarah wissen. »Er hat sich ja praktisch selbst eingeladen, oder?«
»Na ja. Ich denke, sein Plan ist besser, als Koffeintabletten zu schlucken.«
»Puh, es ist fast vier Uhr morgens. Er wird sowieso bald zum Dienst müssen. Dann kann ich endlich schlafen und anschließend joggen, was ich seit unserer Flucht ins Hotel nicht mehr getan habe – so viel zu meinen 50 Kilometern in der Woche. Vielleicht werd ich so fett, dass das Arschloch gegenüber das Interesse an mir verliert.«
»Du wirst auch mit zehn oder 20 zusätzlichen Kilos noch umwerfend aussehen. Das würde deine Kurven nur noch unwiderstehlicher machen. Und für mich bliebe noch mehr übrig, auf das ich mich stürzen kann.«
»Was wäre mit 30 Kilo?«
»Hm, wir wollen nicht gleich übertreiben. Das wär ja mehr, als wir Fleisch in der Gefriertruhe haben.«
»Du bist doch ein großer, starker Junge. Es sollte dir nichts ausmachen, ein bisschen mehr Gewicht zu stemmen – das erspart dir die Fahrt ins Fitnessstudio.«
Sarah gab sich alle Mühe, die Stimmung aufzulockern, so wie sie es sonst auch immer tat, aber heute fühlte es sich aufgesetzt und falsch an. Sie hatte alles andere als glänzende Laune, und der Klang ihres eigenen gezwungenen Lachens machte es nur noch schlimmer. Also schwieg sie lieber und starrte die leere Wand an, während sie auf Malcovichs Rückkehr warteten.
»Wir sollten Lassiter anrufen«, überlegte Josh, »und uns nach diesem Burschen erkundigen. Du weißt schon – um sicherzugehen, dass er wirklich der ist, für den er sich ausgibt, und nicht irgendein Gauner, der uns den Cop vorspielt.«
»Könnte nicht schaden. Ich hab sie noch auf Kurzwahl. Gib mir mal mein Handy. Ich ruf sie an, bevor er zurückkommt.«
Sarah nahm das Telefon von Josh entgegen und wählte die 11. Es klingelte dreimal, dann ging Lassiter ran. Sie klang groggy und leicht genervt.
»Hallo?«
»Detective? Es tut mir so leid, dass ich Sie geweckt habe.«
»Ist schon okay.«
»Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen über Detective Malcovich stellen. Ist er okay? Ich meine, ist er ...«
»Harry? Er ist in Ordnung. Ich weiß, er kommt mit seiner Columbo-Masche ein bisschen unkonventionell rüber, und er kann ein ziemlicher Besserwisser sein und einem mächtig auf die Nerven gehen, aber das ist auch alles.«
»Es kommt mir nur ein bisschen komisch vor, dass er mitten in der Nacht vor unserer Tür auftaucht und praktisch bei uns einzieht.«
»Ja, er neigt dazu, eine gewisse Besessenheit für einen Fall zu entwickeln. Aber er hat eine der höchsten Aufklärungsquoten in der ganzen Dienststelle. Er kriegt seinen Täter zwar auch nicht immer zu fassen, aber er schnappt mehr als die meisten anderen.«
»Okay.«
»Passen Sie auf. Meine Schicht beginnt um acht. Ich werde bei Ihnen vorbeikommen und nach dem Rechten sehen. Harry wollte ohnehin noch mit mir über den Fall reden.«
»Ja, er sagte, die Situation erinnert ihn an einen anderen Fall, den er vor einigen Jahren auf dem Schreibtisch hatte. Er scheint zu glauben, dass es da einen Zusammenhang gibt.«
»Tatsächlich? Davon hat er mir gegenüber nichts erwähnt.«
»Scheiße!«
»Was ist?«
Sarah hörte ein Geräusch hinter dem Haus, und sie und Josh eilten in die Küche, um die Pistolen zu holen. Sarah griff
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