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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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er mit dem Rücken zu Malcovich stehen und schüttelte den Kopf erneut.
    »Nein, Detective. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott einem Sexualmörder eine solche Macht verleiht.«
    »Ich spreche nicht von Gott. Ich spreche von der Lebensenergie, der Kraft der Schöpfung.«
    Josh drehte sich um und sah den Mann an.
    »Wollen Sie damit behaupten, es gibt keinen Gott? Nur irgend so eine schöpferische Kraft? Was sind Sie, einer von diesen New-Age-Hippies?«
    Sarah sah, wie ihrem Mann zunehmend die Zornesröte ins Gesicht stieg. Religion war ein Thema, das sie in Joshs Nähe nach Möglichkeit vermied. Er ging zwar nicht jede Woche zur Kirche, nicht seit dem, was ihm in seiner Kindheit widerfahren war, und sie wusste auch nicht, ob er überhaupt jemals die Bibel gelesen hatte, aber er glaubte an Gott und war, was das anging, ausgesprochen empfindlich. Die bloße Erwähnung von Richard Dawkins konnte ihn zu einer erbitterten Schimpftirade animieren. Sarah war da etwas unvoreingenommener. Sie wusste nicht, ob Gott existierte, und war der Meinung, dass jeder, der behauptete, es zu wissen, sich selbst betrog – was sie Josh gegenüber niemals erwähnen würde. Sie hoffte, dass der ergraute Polizist nicht ebenfalls einer dieser militanten Atheisten war. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Josh ihn achtkantig aus dem Haus warf.
    Der Detective lachte humorlos. Sein Gesicht zeigte keine Anzeichen von Belustigung.
    »Habe ich Ihnen erzählt, dass ich früher bei der Sitte war? 20 Jahre mit den schlimmsten Auswüchsen der menschlichen Natur. Abscheulichkeiten und Gräuel, die Sie sich nicht einmal vorstellen können. Jeden Tag hatte ich mit Vergewaltigern, Kinderschändern, Drogendealern, Süchtigen, Prostituierten, Pornografen und Sexsklaven zu tun, und immer wieder mit Morden und Gewalttaten. Wenn Sie mich also fragen, ob ich daran zweifle, dass die wie auch immer geartete Macht, die für dieses Universum verantwortlich zeichnet, eine Moral besitzt – eine Moral, die auch nur entfernt der menschlichen ähnelt, dann lautet meine Antwort: In der Tat, daran zweifle ich. Ich stelle es infrage. Ich glaube nicht daran.
    Wenn Sie mich außerdem fragen, ob ich daran zweifle, dass eine intelligente Hand das alles lenkt – wenn es nicht gerade eine intelligente Hand ist, die noch kranker und perverser ist als die Kriminellen, die ich in den letzten beiden Jahrzehnten hinter Gitter gebracht habe –, dann sage ich: Ja, ich bezweifle es. Ich bezweifle es zutiefst. Wenn ich jemanden wie diesen Dale sehe, der solche Verbrechen begeht, wenn ich ein reiches Arschloch sehe, dass seine Kinder missbraucht oder seine Frau ermordet oder Drogen an Teenager verkauft oder junge Frauen entführt und in die Prostitution zwingt und damit davonkommt, weil er sich die besten Anwälte leisten kann – dann kann ich nicht an eine gnädige, allmächtige Vaterfigur im Himmel glauben, die über uns wacht. Höchstens an eine unpersönliche Machtinstanz.«
    »Aber Sie glauben uns, was Dale betrifft?«, fragte Josh.
    »Das tue ich. Ich glaube Ihnen. Und Trina glaubt Ihnen auch.«
    »Trina?«
    »Detective Lassiter.«
    »Aber Torres nicht, hm?«, fragte Sarah. »Er kauft uns nichts von alledem ab, stimmt’s?«
    »Torres ist sehr skeptisch. Noch mehr als ich. Abgesehen davon, was Gott betrifft. Er ist Katholik.«
    Sarah stand auf und ging im Zimmer hin und her.
    »Aber wie sollten Sie uns besser helfen können als Lassiter? Nehmen Sie’s mir nicht übel, Harry, aber bis jetzt hat die Polizei einen Scheißdreck für uns getan.«
    »Ich werde Ihnen helfen, ihn auf frischer Tat zu ertappen. Ich werde mich hier im Haus auf die Lauer legen.«
    »Ist das wieder einer dieser inoffiziellen Deals? So hat sich Lassiter den ganzen Ärger eingehandelt, und alle Beweise, die sie und Torres gesammelt haben, wurden als unzulässig abgelehnt.«
    Harry grinste süffisant, fast schon bösartig, und zum ersten Mal, nur für einen kurzen Moment, fand Sarah, dass er wirklich eher nach Revolverheld als nach Hippie aussah.
    »Yeah, aber ich habe nicht vor, irgendwelche Beweise zu sammeln. Ich will ihn dabei erwischen, wie er hier herumschleicht, und ihm eine Kugel mitten zwischen seine Schweinsäuglein verpassen.«
    Als er das sagte, wurde Sarah bewusst, wie durchsichtig sein Plan war. Er war viel zu offensichtlich, und das bedeutete, dass Dale wahrscheinlich damit rechnete. Aber was sollten sie sonst tun? Darüber hinaus bereitete es ihr Kopfzerbrechen, dass es nach

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