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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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vorsätzlichem Mord klang. Genauso gut konnten sie jetzt sofort über die Straße laufen und Dale eine Kugel in den Kopf schießen. Sie hoffte nur, dass ein Staatsanwalt den Unterschied erkannte.
    »Das ist auch unser Plan. Aber sollten Sie nicht eher versuchen, ihn festzunehmen, Harry? Warum wollen Sie wegen dieser Geschichte Ihre Dienstmarke riskieren? Ich weiß, es ist Ihr Job, aber offiziell gibt es nicht mal einen Fall. Sie können genauso gut gehen und es uns überlassen, ihn umzulegen. Warum sind Sie hier? Warum opfern Sie freiwillig Ihre Zeit, riskieren Ihre Karriere?«
    Detective Harry Malcovich griff in sein Sportsakko und holte die Brieftasche heraus, ein ramponiertes altes Ding, das aus allen Nähten platzte und aus dem Quittungen und Visitenkarten herausquollen. Er nahm ein zerknittertes Foto heraus und hielt es so, dass Sarah und Josh es erkennen konnten. Es war das Bild einer hübschen jungen Brünetten Anfang 20 mit großen leuchtenden Augen, dichten Wimpern und vollen Lippen, genau wie Sarahs.
    »Ich bin es Dorothy Madigan schuldig ... dafür, dass ich ihr nicht glaubte. Wenn ich ihn aufgehalten hätte, wenn ich ihr geglaubt und nicht einfach den Fall abgeschlossen hätte – wäre es wahrscheinlich nie zu ihrem Selbstmordversuch gekommen. Hätte ich ihn damals aufgehalten, wäre es vermutlich nie zum Überfall auf Sie gekommen.«
    Sarah stiegen Tränen in die Augen.
    »Danke. Sagen Sie uns nur, was wir tun sollen.«

Kapitel 25
    Detective Harry Malcovich hatte Trina Lassiter am Telefon und versuchte geduldig, ihr zu erklären, warum er sich im Haus der Lincolns aufhielt. »Ich werde mich hier auf die Lauer legen. Ja, ich weiß, Trina, das ist Ihr Fall. Deshalb rufe ich Sie ja an. Heute Nacht geht es los. Nein, der Captain weiß nichts davon, und ich werde dafür auch keine Überstunden aufschreiben. Alles ganz inoffiziell. Nein. Nein. Das weiß ich. Das ist nicht mein erster Spezialeinsatz, Trina. Ich parke den Wagen um die Ecke und komme zu Fuß zurück. Dann klettere ich über den Zaun und gehe durch die Hintertür rein. Ja, ich geb Ihnen Bescheid, wenn sich etwas tut. Ich ruf Sie morgen früh an. Gute Nacht, Trina.«
    Er steckte das Mobiltelefon zurück in die Jackentasche.
    »Ist alles okay?«, fragte Sarah.
    »Sie ist nicht sonderlich begeistert. Sie glaubt, ich versuche, ihr den Fall abzunehmen. Dabei gibt sie ja zu, dass von einem Fall eigentlich nicht die Rede sein kann. Ich werde ihr morgen die Verbindung zu meinen früheren Ermittlungen schildern. Torres ist raus. Er hat Frau und Kinder. Er hat Angst, in etwas reingezogen zu werden, das ihn den Job kosten kann. Jobs werden einem im Moment nicht gerade nachgeschmissen.«
    Sarah deutete ein Lächeln an. »Er glaubt mir nicht. Er denkt, ich habe das Video gefälscht. Wenn er wüsste, dass ich die Wahrheit sage, würde er sich einen Dreck um seine Pension scheren.«
    »Es ist nicht gerade eine Geschichte, die leicht zu schlucken ist.«
    »Ich weiß.« Sarah starrte auf ihre Füße, dann über die Schulter auf die gläserne Schiebetür mit dem neu angebrachten Sicherheitsriegel.
    »Ich brauche einen Schlafplatz, während wir darauf warten, dass er seinen nächsten Zug macht«, sagte Malcovich.
    »Sie können auf dem Sofa schlafen. Was glauben Sie, wie lange es dauern wird?«
    »Ich würde mich freuen, wenn er es schon heute Nacht versucht, aber ich glaube nicht wirklich daran. Er wartet wahrscheinlich einige Tage ab, bis sich die Lage ein bisschen entspannt hat, aber irgendwann wird er es wieder versuchen. Er ist besessen. Er kann gar nicht anders. Solange er sich nicht auf jemand anders fixiert jedenfalls.«
    Sarah sah Malcovich an, ohne zu antworten. Es war etwas an ihm, das ihn weltgewandt und weise erscheinen ließ, allerdings auf eine eher tragische Art. Er kam ihr wie ein herumvagabundierender Onkel vor, der seit den 60ern mit seinem Rucksack um die Welt reiste und nur gelegentlich zwischen zwei Trips nach Tibet und Ägypten einmal hereinschneite. Alles, was er sagte, schien eine tiefere Bedeutung zu besitzen, die er zunächst für sich behielt, während er hoffte, sie würde von selbst darauf kommen.
    Sie war nicht sicher, was sie von dem Gedanken, dass Dale sich einer anderen Frau zuwenden könnte, halten sollte. Auf jeden Fall würde sie sich dann schuldig fühlen und sich die Schuld dafür geben, ihn nicht aufgehalten zu haben. Andererseits wäre sie auch erleichtert, wenn ihr eigenes Martyrium endete. Aber Sarah ging davon aus, sich

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