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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Gebäude. Sarah hielt Joshs Hand. Er war nach wie vor aufgewühlt von der Untersuchung, und Sarah spürte, dass er jetzt ihre Stärke brauchte, so wenig ihr davon auch geblieben war.
    Harry zeigte der Rezeptionistin seine Dienstmarke und bat darum, Dorothy Madigan sehen zu dürfen. Auch Lassiter und Torres zeigten ihre Marken. Die übergewichtige Frau hinter dem Tresen bat alle, sich einzutragen, dann händigte sie ihnen Besucherausweise aus.
    »Zimmer 511. Ich sage den Pflegerinnen Bescheid, dass Sie kommen.«
    Das Innere des Gebäudes entsprach einem typischen Krankenhaus und roch auch so, mit dem Unterschied, dass alles, was man in einem normalen Hospital weiß tünchte, hier entweder blassgrau oder himmelblau gestrichen war. Vermutlich sollten die Farben eine beruhigende Wirkung ausüben. Sarah empfand sie als deprimierend.
    Als Sarah und ihr Gefolge den ersten Stock erreichten, wurde das Himmelblau zunehmend dominanter und verdrängte das Grau fast vollständig. Sogar die Kleidung der Krankenschwestern war blau oder grün. Ein Krankenpfleger mit der Statur eines Footballspielers trug einen Eimer und einen Wischmopp an ihnen vorbei, und sogar er war hellblau angezogen. Wie ein Schlumpf auf Steroiden, dachte Sarah.
    Sie hatte erwartet, dass man alle Patienten in ihren Zimmern einsperrte, womöglich sogar in Zwangsjacken fesselte, aber fast alle Türen standen offen, und die meisten Patienten hielten sich in den Fluren auf oder wanderten ziellos umher. Die wenigen geschlossenen Türen waren nicht abgeschlossen. Sarah zuckte erschrocken zusammen, als eine von ihnen aufflog und ein älterer Mann Ende 60 oder Anfang 70 an ihr vorbeihuschte. Er murmelte vor sich hin und kratzte die schuppige Haut seines kahlen, runzligen Schädels.
    »Detectives?«
    Eine weitere übergewichtige Schwester, diesmal in einem hellgrünen OP-Kittel statt der normalen Schwesternkluft, kam auf sie zu und schüttelte ihnen die Hände, noch ehe sie sich vorstellte. Sie war jung und recht hübsch, und mit 20 Kilo weniger hätte sie sicher umwerfend ausgesehen. Sarah fragte sich, wie jemand, der im Pflegedienst arbeitete, seinen Körper derart vernachlässigen konnte. Übergewicht schien zu den üblichen Nebenwirkungen dieses Berufsstands zu gehören. Sie schüttelte der Frau die Hand und lächelte, rügte sich selbst wegen ihrer Boshaftigkeit.
    »Mein Name ist Alice Douglass. Ich bin Dorothys Pflegerin. Sie ist momentan im Gemeinschaftsraum und sieht mit den anderen Gästen fern.«
    »Gäste« war offenbar die politisch korrekte Bezeichnung für die Patienten.
    Schwester Douglass reichte Detective Torres die Hand, und der Mann schmachtete sie hemmungslos an. Sein Lächeln war breiter und ungekünstelter, als Sarah es bisher bei ihm erlebt hatte. Offensichtlich mochte er kräftig gebaute Frauen.
    »Detective Mike Torres, Ma’am.« Er hielt ihre Hand einen Augenblick länger als nötig und zwinkerte ihr zu, als er sie losließ. Sie lächelte und errötete. Als sie sich umdrehte, um die Besucher zu Dorothy Madigan zu bringen, tat sie es mit einem kleinen zusätzlichen Schwung in den Hüften. Sarah warf Trina Lassiter einen Blick zu, und sie verdrehten synchron die Augen.
    Sarah, Josh und die Polizisten folgten der Schwester, die mit einem demonstrativen Hüftschwung, bei dem ein Beben durch ihre imposanten Pobacken lief, vorausging. Detective Torres grinste, als hätte er gerade den Lotto-Jackpot geknackt.
    Sie betraten den Tagesraum, und die füllige Schwester führte sie zu einer Frau mit langen, dunklen Haaren, die in der Zimmerecke saß und gleichzeitig eine Partie Schach und eine Seifenoper auf dem mitten im Raum aufgestellten Großbildfernseher verfolgte. Als sie näher kamen, konnte Sarah immer mehr Details in ihren Gesichtszügen erkennen, oder vielmehr das, was davon übrig geblieben war. Die bleiche, fleckige Haut in ihrem Gesicht und an ihrem Hals war runzlig und ausgedörrt wie eine Rosine. Ihre Lippen schienen vollständig verbrannt zu sein. Trotz aller Bemühungen der plastischen Chirurgie war ihr Mund kaum mehr als ein Spalt im Gesicht. Ihre Nase war fast gänzlich verschwunden, an ihrer Stelle prangten zwei kleine Löcher in der Mitte des Gesichts, die ihr ein beinahe reptilienhaftes Aussehen verliehen. Die Ohren bestanden nur noch aus verschrumpelten Haut- und Knorpellappen über den Gehörkanälen, die als Löcher an den Kopfseiten klafften. Auch ihre Arme und Hände waren unter der immensen Hitze, die ihre Gesichtszüge

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