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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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etwas Gutes: Er gab ihm die nötige Spannung für das, was jetzt bevorstand.
    Romeo Brock war zu einem Problem geworden, wenn auch ohne Dunnes Zutun. Er hatte seine Verbindung zu Brock und dessen Cousin Gaskins streng geheim gehalten. Dunnes vertraulicher Informant, ein Typ namens Fishhead Lewis, hatte Dunne von einem jungen Mann erzählt, Romeo Brock, der Ehrgeiz und ein großes Mundwerk besaß und im Hannibal’s, einer Bar an der Florida Avenue, von seinen Vorhaben prahlte. Dunne beschloss daraufhin, Brock durch Fishhead Informationen über einen unerfahrenen Drogendealer ohne Schutz und ohne Hintermänner zuzuspielen, den man ausnehmen konnte, ohne ernsthaft Vergeltung fürchten zu müssen. Dunne hütete sich, solche Dealer direkt zu erpressen oder sich mit Brock oder Gaskins sehen zu lassen. Er hatte aus diesem Fall in Baltimore gelernt, wo im Frühjahr zwei Polizisten aufgeflogen waren, die diesen Fehler begangen hatten. Sie hätten wissen müssen, dass früher oder später jemand sie verpfeifen und ihrem Treiben ein Ende machen würde. Dunne war schlauer. Nach dem Raub fuhr er in der Gegend vorbei und vergewisserte sich, dass alles ruhig war. Aber er beteiligte sich nie an den Verbrechen selbst. Nur am Profit.
    Jetzt hatte Brock, der darauf aus war, sich einen Ruf zu schaffen, einen Mann grundlos angeschossen und einem anderen das Mädchen ausgespannt. Dunne wollte eigentlich Brock und Gaskins an diesem Abend einen Besuch abstatten und sich seinen Anteil an den fünfzig Riesen holen. Normalerweise vermied er den direkten Kontakt zu ihnen, doch bei solchen Summen vertraute er Fishhead nicht. Dann hatte Brock ihn angerufen und gesagt, dass Gaskins abgesprungen sei und möglicherweise Ärger bevorstünde. Und so war Dunne jetzt selbst am Ort des Geschehens, mit der Aussicht auf Gewalttaten und viel direkter in die Sache verwickelt, als er je beabsichtigt hatte. Nun, er würde diese Angelegenheit regeln – mehr mit Einschüchterung als mit Gewalt, hoffte er – und sich dann aus der Vereinbarung herausziehen. Mit Brock zusammenzuarbeiten war ein Fehler gewesen, allerdings konnte man den beheben.
    Dunne wusste aus Erfahrung, dass er sich im Schutz seiner Dienstmarke und seiner Waffe alles herausnehmen konnte. Darum war er Cop geworden.
    Er drehte sich um und ging die Zufahrt entlang. Dabei zog er die.45 er und lud sie durch. Er plante einen direkten Zugriff. Er war schließlich kein Krimineller. Er war Polizist.

    Romeo Brock stand auf der Veranda vor seinem Haus und rauchte eine Zigarette. Sein Magen krampfte sich zusammen, seine Handflächen waren schweißnass. Er war sich seiner eigenen Angst bewusst, und das widerte ihn an. Ein Mann wie er, die Sorte Mann, die er gerne wäre, sollte sich nicht so fühlen. Trotzdem hatte er feuchte Hände.
    Er spähte hinaus in die Dunkelheit. Inzwischen war es fast stockfinster. Er hoffte, Conrad würde wieder auf der Schotterzufahrt auftauchen und zurückkommen; Conrad mit seinem starken Körper und seiner starken Willenskraft würde wissen, was zu tun war. Doch Conrad erschien nicht.
    Brock hatte Dunne ein zweites Mal angerufen, aber diesmal erreichte er nur die Mailbox.
    Plötzlich glaubte er aus dem hinteren Teil des Hauses ein Geräusch zu hören. Wahrscheinlich spielten ihm nur seine angespannten Nerven einen Streich, oder es war das Radio, das Chantel laut aufgedreht hatte. Er beschloss, sicherheitshalber einmal nachzusehen.
    Brock drückte die Kool, die er geraucht hatte, auf dem Geländer der Veranda aus und ging ins Haus, ohne die Tür hinter sich zu schließen. Dabei hörte er seinen eigenen Magen rumoren. Er lief den Flur entlang zu seiner Schlafzimmertür und versuchte, den Türknauf zu drehen, doch dieser bewegte sich nicht. Brock klopfte an. Als keine Antwort kam, schlug er mit der Faust gegen das Holz.
    »Chantel! Mach auf, Baby.«
    Brock lauschte an der Tür. Er hörte weder Chantels Schritte noch sonst irgendetwas, außer dem Radio. Es spielte einen Song, den er schon viele Male gehört hatte: »Been Around the World«. Romeo mochte das Lied, jedenfalls meist. Jetzt allerdings schien es ihn zu verhöhnen. Ihm von all den Orten zu erzählen, die er niemals sehen würde.
    »Chantel«, sagte Brock matt. Er lehnte die Stirn gegen die Tür.
    In diesem Moment spürte er den Lauf einer Waffe an seinem Hinterkopf.
    »Keine Bewegung. Sonst puste ich dir das Hirn weg.«
    Er rührte sich nicht. Er fühlte, dass der Mann, zu dem die Stimme gehörte, ihm den Colt aus dem

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