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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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darf«, erwiderte sie.
    »Klar.« Holiday hielt ihr die Packung hin. Er riss ein Streichholz an, gab ihr Feuer und blies die Flamme aus. »Danny Holiday.«
    »Rita Magner.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Danke für die Zigarette«, sagte sie. »Wissen Sie, ich rauche eigentlich nur, wenn ich unterwegs bin.«
    »Ich auch.«
    »Da ist mir immer langweilig.« Sie zwinkerte. »So lenkt man sich eben ab.«
    »Der Vertreterjob kann einen ganz schön schlauchen«, bemerkte Holiday. »Jede Nacht ein anderes Hotelzimmer …«
    »Barkeeper!« Sie hob die Hand.
    Während Rita ihren Drink bestellte, musterte Holiday sie eingehender. Dabei bemerkte er den helleren Streifen an ihrem Ringfinger. Verheiratet, aber das war in Ordnung; die waren umso leichter zu haben. Als sie die Beine iibereinanderschlug, zeichneten sich die Muskeln an ihren wohlgeformten Schenkeln ab. Er beäugte ihre offene Kostümjacke, ihr sommersprossiges Dekolleté, die kleinen Brüste, die locker in einem schwarzen BH ruhten.
    »Der geht auf mich«, sagte Holiday, als die Barkeeperin Rita den Drink hinstellte.
    »Sie verwöhnen mich«, bemerkte Rita.
    »Auf den nächsten lasse ich mich gerne einladen.«
    »Abgemacht«, erwiderte sie. »Und, in welcher Branche sind Sie?«
    »Security«, antwortete Holiday. »Ich verkaufe Ortungsgeräte, Überwachungsausrüstung, Abhörtechnik, solche Sachen. An die Polizei.«
    Er hatte einen Freund, ein anderer Ex-Cop, der genau das machte, deshalb wusste er genug darüber, um glaubhaft zu sein.
    »Hmm.«
    »Und Sie?«
    »Pharmazie.«
    »Möchten Sie mir nicht vielleicht ein paar Proben anbieten?«
    »Sie schlimmer Junge«, entgegnete sie mit einem koketten Grinsen. »Das könnte mich meinen Job kosten.«
    »Ich musste das einfach fragen.«
    »Fragen ist okay.«
    »Wirklich?«, sagte Holiday.
    Sie trank Wodka Tonic, er blieb bei Absolut auf Eis. Sie hielt Glas für Glas mit. Dabei rauchten sie gemeinsam seine Zigarettenpackung leer, und er kaufte noch eine. Er rückte näher an sie heran, sie ließ es zu, und er wusste, dass er gewonnen hatte.
    Er erzählte ihr die peinlichste Situation, die er als Vertreter je erlebt hatte. Es war die Variation einer Geschichte, die er schon viele Male zum Besten gegeben hatte. Beim Erzählen veränderte er die Details. Auch darin war er gut.
    »Und Sie?«, fragte er dann.
    »Ach Gott.« Sie warf ihr Haar zurück. »Also gut. Ich war letztes Jahr in Saint Louis, zu einem großen Lunch-Treffen. Ich kam erst am selben Morgen mit dem Flugzeug und dachte eigentlich, ich hätte noch etwas Zeit zwischen Ankunft und Meeting. Darum hatte ich für den Flug bequeme Kleidung angezogen. Bequem, aber ganz sicher nicht passend für das Meeting.«
    »Ich ahne, worauf es hinausläuft.«
    »Lassen Sie mich trotzdem erzählen. Das Flugzeug landete mit reichlich Verspätung, und ich musste auch noch meinen Mietwagen abholen. Als das endlich erledigt war, hatte ich nicht mehr genug Zeit, um im Hotel einzuchecken, mich umzuziehen und noch pünktlich zu meinem Termin zu kommen.«
    »Und wo haben Sie sich umgezogen?«, fragte Holiday.
    »Unter dem Restaurant, in dem das Treffen stattfinden sollte, war eine Tiefgarage.«
    »Konnten Sie denn nicht im Hotel auf die Toilette gehen?«
    »Es war wirklich dunkel in der Tiefgarage, und weit und breit war niemand zu sehen. Also habe ich mich auf dem Rücksitz des Wagens umgezogen. Ich war gerade oben ohne – ich meine völlig oben ohne, weil ich auch den BH wechseln musste –, da kommt plötzlich dieser alte Kerl vorbei, auf dem Weg zu seinem Auto. Und er geht nicht etwa taktvoll weiter oder dreht sich meinetwegen noch einmal um, nein, er kommt bis zu meinem Wagen, klopft an die Scheibe, und dabei starrt er mich so richtig an …«
    »Kann ich ihm nicht verdenken.«
    »… und dann sagt er doch tatsächlich: ‹Miss, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?)«
    Holiday und Rita Magner lachten.
    »Das ist der Clou an der ganzen Geschichte«, sagte Holiday. »Dieses Detail.«
    »Genau«, bestätigte Rita. »Ohne das wäre das Ganze gar nicht so außergewöhnlich. Ich meine, das war ja schließlich nicht das erste Mal, dass ich in einem Auto nackt war.«
    »Und ich wette, es war auch nicht das letzte Mal.«
    Rita Magner lächelte, errötete etwas und leerte dann den Rest ihres Drinks in einem Zug.
    »An diesem Tag in der Garage«, fragte Holiday, »hatten Sie da auch den schwarzen Tanga an, den Sie jetzt tragen?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie tragen definitiv

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