Der Totengarten
einen Tanga«, sagte Holiday. »Und er muss einfach schwarz sein.«
»Sie sind ja wirklich ein ganz Schlimmer«, entgegnete sie.
Dann erwähnte sie die Minibar in ihrem Zimmer.
Im Aufzug nach oben trat er dicht an sie heran und küsste sie auf den Mund. Sie ließ den Kuss zu, und mit dem Rücken an die Holztäfelung gelehnt, öffneten sich ihre Beine wie eine Blüte. Seine Finger strichen ihren nackten Oberschenkel hinauf, berührten die Spitze ihres schwarzen Tangas und die Feuchtigkeit und Hitze darunter. Sie stöhnte auf.
Eine Stunde später ging Holiday zurück zu seinem Lincoln. Sie war so stürmisch gewesen, wie er erwartet hatte, und als es vorbei war, überließ er sie ihren Erinnerungen und ihren Schuldgefühlen. Sie hatte ihn nicht zum Bleiben überredet. Rita war jetzt nur noch eine von vielen, eine Requisite, eine Story, die er den Jungs im Leo’s erzählen würde, etwas, das sie sich ausmalen und um das sie ihn beneiden konnten, während er längst nicht mehr an die Frau dachte. Als er den Zündschlüssel drehte, hatte er ihr Gesicht bereits vergessen.
NEUN
Als Gus Ramone ins Haus kam, hörte er aus dem Wohnzimmer im hinteren Teil des Hauses »Summer Nights«. Ein Stück aus einem von Alanas Lieblingsmusicals, das sie sicher gerade auf DVD ansah. Und dem Knoblauch- und Zwiebelgeruch nach kochte Regina wohl gerade das Abendessen.
Sie sind hier, wohlauf und in Sicherheit. Das war Ramones erster Gedanke, als er den Flur entlangging. Dann dachte er an Diego und fragte sich, ob er ebenfalls zu Hause war.
»Wie geht’s dir, meine Kleine?«, fragte Ramone seine Tochter, die tanzend vor dem Fernseher stand und die Bewegungen der Musical-Darsteller imitierte. Das Wohnzimmer, das sie vor ein paar Jahren angebaut hatten, war mit der Küche verbunden.
»Gut, Daddy«, erwiderte Alana.
»Hi«, sagte er zu Regina, die mit dem Rücken zu ihm stand und in einem Topf auf dem Gasherd rührte. Sie trug sportliche Kleidung: eine Hose mit Streifen an den Seiten und ein dazu passendes Shirt.
»Hi, Gus«, begrüßte sie ihn.
Ramone legte das abnehmbare Gürtelhalfter mit seiner Glock 17 und die Hülle mit seiner Dienstmarke in eine Schublade, die er speziell gesichert hatte, und sperrte sie mit einem kleinen Schlüssel zu. Nur er und Regina hatten Zugang zu diesem Fach, sonst niemand.
Dann ging Ramone wieder zu seiner Tochter hinüber, die jetzt mitten im Wohnzimmer Stoßbewegungen mit dem Becken vollführte wie der junge Schauspieler auf der Mattscheibe. Der Mann tanzte mit anzüglichem Grinsen auf der Galerie, schlank und geschmeidig wie eine Straßenkatze, und seine pomadisierten Kumpane feuerten ihn singend an: »Tell me more, tell me more …«
»Did she put up a fight?«, sang Alana, während Ramone sich über sie beugte und sie auf die dichten schwarzen Locken küsste, die sie von ihrem Vater geerbt hatte.
»Wie geht es meinem allerliebsten kleinen Mädchen?«, fragte er.
»Gut, Dad.«
Sie tanzte weiter, die Daumen vorgestreckt wie Danny Zuko. Ramone kehrte in die Küche zurück, legte Regina die Arme um die Schultern und küsste sie auf die Wange. Dabei drückte er sich von hinten gegen sie, um sie wissen zu lassen, dass er durchaus noch im Rennen war. Die Fältchen an ihren Augenwinkeln verrieten ihm, dass sie lächelte.
»Findest du es gut, was sie sich da ansieht?«, fragte er.
»Das ist Grease«, erwiderte Regina.
»Ich weiß. Aber Travolta übt sich da gerade im Luftbumsen, und unsere Tochter imitiert ihn.«
»Sie tanzt doch nur.«
»Ach, so nennt man das neuerdings?«
Ramone ließ seine Frau los und trat neben sie.
»Hattest du einen guten Tag?«, fragte Regina.
»Wir hatten eine Menge Glück. Aber ich kann nicht behaupten, dass irgendjemand den Erfolg genießen wird. Der Mann war kein Krimineller. Er war auf Crack und hat seine Frau umgebracht, weil er eifersüchtig und verzweifelt war. Sie liegt im Leichenschauhaus, er kriegt wahrscheinlich fünfundzwanzig Jahre, und die Kinder sind Waisen. Da ist nichts Gutes dran.«
»Du hast deine Arbeit getan«, sagte sie; ein Satz, der in ihrem Haus oft fiel.
Ramone sprach jeden Abend mit seiner Frau über seinen Arbeitstag. Er fand das wichtig, denn er hatte viele Ehen von Cops, die das nicht getan hatten, desaströs enden sehen. Außerdem verstand Regina ihn. Sie war selbst einmal bei der Polizei gewesen, auch wenn das inzwischen ewig her zu sein schien.
»Wo ist Diego?«, fragte Ramone.
»In seinem Zimmer.«
Ramone warf einen Blick in den
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