Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
Vom Netzwerk:
deutlich sich selbst und Detective T.C. Cook. Und noch jemand war mit im Bild, jung und in Uniform: Gus Ramone.

ELF
    Im Tierheim und in der Druckerei trafen nach und nach die Arbeiter der Frühschicht ein. Zur selben Zeit waren ganz in der Nähe Mordermittler und die Techniker vom mobilen Kriminallabor mit der Leiche eines jungen Mannes beschäftigt, die in einem Gemeindegarten nahe der Kreuzung von Oglethorpe Street und Blair Road lag. Uniformierte Polizisten bewachten das gelbe Absperrband, das Arbeiter und Angestellte, die sich über das Verbrechen unterhielten oder Freunde und Angehörige anriefen, von der Leiche fernhalten sollte.
    Detective Bill »Garbo« Wilkins, der im VCB gerade die Schicht von Mitternacht bis acht versah, hatte von der Leitstelle von einem anonymen Hinweis per Telefon erfahren. Er fuhr daraufhin zu dem Gemeindegarten, begleitet von Detective George Loomis, einem Mann mit hängenden Schultern, aufgewachsen am äußeren Rand von Southeast, nicht weit vom Frederick Douglass Home. Wilkins würde die Ermittlungen in diesem Fall leiten.
    Während Wilkins und Loomis am Tatort ihr Bestes gaben, traf Gus Ramone in der VCB-Dienststelle ein, um seine Acht-bis-vier-Schicht anzutreten. Rhonda Willis saß bereits am Schreibtisch; sie kam gern etwas früher, um bei einer Tasse Kaffee in Ruhe ihren Arbeitstag zu planen. Die beiden unterhielten sich darüber, was anstand und was es seit ihrer letzten Schicht Neues an Gewaltverbrechen gab. Sie sprachen auch über das noch nicht identifizierte Opfer, das abseits der Blair Road erschossen aufgefunden worden war, und auch darüber, dass Garloo Wilkins die Ermittlungen leitete. Ramone hatte noch die Anklageerhebung gegen William Tyree vor sich, und Rhonda sollte wegen eines Falles aussagen, den sie ein paar Monate zuvor abgeschlossen hatte und bei dem es um verschwundenes Beweismaterial im Zusammenhang mit Rauschgiftkriminalität ging. Ramone wollte gern noch ein Gespräch mit einer potenziellen Zeugin in einem Mordfall führen, bevor sich die Betreffende zur Arbeit in dem McDonald’s drüben an der Howard University aufmachte. Rhonda erklärte sich bereit, ihn zu begleiten; anschließend wollten sie gemeinsam zum Judiciary Center an der Kreuzung von 4th und E fahren.
    Die potenzielle Zeugin, eine noch recht junge Frau namens Trashon Morris, war nicht sehr hilfsbereit. Sie war in einem Club gesehen worden, in engem Kontakt mit einem jungen Mann, der wegen eines später in derselben Nacht verübten Mordes gesucht wurde. Der junge Mann, Dontay Walker, hatte Zeugenaussagen zufolge in dem Club Streit mit einem anderen gehabt, der dann in seinem Nissan Altima an der 6th erschossen aufgefunden worden war, südlich der U Street. Walker wurde im Zusammenhang mit dem Mord gesucht, bisher fehlte allerdings jede Spur von ihm. Als Ramone Trashon Morris am Eingang ihres Wohnhauses abfing, konnte sie sich an keinen Streit in jener Nacht im Club erinnern, ja, sie wusste angeblich überhaupt nichts mehr von dem betreffenden Abend.
    »Ich hab keine Ahnung«, sagte Trashon Morris, ohne Ramone in die Augen zu sehen oder Rhonda Willis auch nur zur Kenntnis zu nehmen. »Ich weiß von keinem Krach.« Morris hatte überlange grellbunte falsche Fingernägel, trug große Creolenohrringe und eine voluminöse Frisur.
    »Hatten Sie an dem Abend viel getrunken?«, fragte Ramone, um sich einen Eindruck von ihrer Glaubwürdigkeit zu verschaffen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie ihr Gedächtnis wiederfand und als Zeugin vorgeladen wurde.
    »Ja. Was denken Sie denn? Ich war schließlich in einem Club.«
    »Wie viel?«, schaltete sich Rhonda ein.
    »So viel ich wollte«, erwiderte Morris. »Es war Wochenende, und ich bin über einundzwanzig.«
    »Mehrere Leute haben ausgesagt, Sie hätten den Club zusammen mit Dontay Walker verlassen.«
    »Mit wem?«
    »Dontay Walker.«
    »Die Leute sagen viel, wenn der Tag lang ist.« Morris warf einen Blick auf die Uhr. »Hören Sie, ich muss jetzt zur Arbeit.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wo Dontay jetzt sein könnte?«, fragte Ramone.
    »Wer?«
    Ramone gab ihr seine Karte mit den Kontaktdaten. »Wenn Sie Dontay wiedersehen oder von ihm hören oder wenn Ihnen irgendetwas einfallt, das Sie uns sagen möchten, rufen Sie mich an.«
    »Ich muss jetzt los«, wiederholte Morris und ging davon.
    »Äußerst kooperative Person«, bemerkte Ramone, als er und Rhonda zu ihrem zivilen Dienstwagen zurückgingen, einem kastanienbraunen Chevrolet

Weitere Kostenlose Bücher