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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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Aber Diego blieb dabei. Er hielt dagegen, Ramone solle sich nur einmal die Gesichter auf den Tribünen des RFK Stadium ansehen. Ramone musste einräumen, dass die meisten weiß waren, schloss jedoch mit der Bemerkung, ihm sei nicht klar, worauf Diego damit hinauswolle.
    »Dad hat heute einen Fall abgeschlossen«, verkündete Regina.
    »Was ist ein Fall?«, wollte Alana wissen.
    »Er hat einen Bösen ins Gefängnis gesteckt«, erklärte Diego.
    »Er war eigentlich gar nicht so böse«, sagte Ramone. »Er hat etwas Böses getan. Er hat einen schlimmen Fehler gemacht.«
    Nach dem Essen las Regina Alana vor, und Alana, die immer besser wurde, las ihrer Mutter ebenfalls etwas vor. Ramone und Diego sahen sich im Fernsehen eines der letzten Saisonspiele der Nationals an. Nach dem siebten Inning gab Diego seinem Vater die Fünf und ging nach oben. Alana gab Ramone einen Kuss und ging mit Regina in ihr Zimmer, wo ihre Mutter ihr zum Einschlafen noch etwas vorlas. Ramone öffnete eine Flasche Beck’s und sah das Spiel zu Ende.
    Regina war gerade im Bad, das an das Schlafzimmer grenzte, und wusch sich das Gesicht, als Ramone heraufkam und sich auszog. Er bemerkte ihren Aufzug – eines von Diegos Football-T-Shirts und eine ausgeleierte Pyjamahose – und schloss daraus: heute kein Sex. Doch so schnell gab ein Mann nicht auf. Schlabberlook hin oder her, einen Versuch war es allemal wert.
    Er schloss die Tür und schlüpfte unter die Bettdecke. Regina legte sich neben ihn und gab ihm einen keuschen Kuss auf den Mundwinkel. Ramone stützte sich auf einen Ellenbogen und versuchte mit einem weiteren Kuss die Lage zu sondieren.
    »Schlaf gut«, sagte sie.
    »Schon?«
    »Ich bin müde.«
    »Ich werde dich müde machen.«
    Ramone schob die Hand in ihre Pyjamahose und streichelte die Innenseite ihres Oberschenkels.
    »Alana kommt bestimmt jeden Moment herein«, protestierte Regina. »Sie war noch ziemlich wach, als ich gegangen bin.«
    Ramone küsste seine Frau. Ihre Lippen öffneten sich, und sie rückte etwas dichter an ihn heran.
    »Sie wird uns ertappen«, sagte Regina.
    »Wir werden ganz leise sein.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Komm schon, Schatz.«
    »Ich könnte dir einfach einen runterholen.«
    »Das kann ich auch selbst.«
    Regina und Ramone kicherten leise, und sie küsste ihn inniger. Er begann, ihre Schlafanzughose herunterzuziehen, sie hob gerade das Gesäß an, damit er die Hose leichter abstreifen konnte, als sie ein Klopfen an ihrer Schlafzimmertür hörten.
    »Verdammt«, grummelte Ramone.
    »Deine Tochter«, bemerkte Regina.
    »Das ist nicht meine Tochter«, widersprach Ramone. »Das ist ein siebenjähriger Keuschheitsgürtel.«
    Fünf Minuten später schnarchte Alana leise zwischen ihnen, die kleinen braunen Finger auf Ramones Brust gespreizt. Er musste zugeben, dass er ein wenig enttäuscht war. Aber er war auch glücklich.

    Das Leo’s war ziemlich voll, und aus der Jukebox dröhnte laute Musik. Einige Gäste nickten Holiday zu, als er durch das Lokal ging, um sich auf einen freien Hocker hinten in der Nähe der Tür zur Küche zu setzen. Weil er hier bekannt war, wurde er nicht angestarrt wie andere Weiße, wenn sie sich in einem Schwarzenviertel blicken ließen. Unter den Stammgästen des Leo’s hatte sich herumgesprochen, dass er ein ehemaliger Cop und unter zweifelhaften Umständen entlassen worden war. Das stimmte zwar nicht ganz, denn Holiday hatte von sich aus den Dienst quittiert, statt sich der offiziellen Untersuchung zu stellen. Doch er ließ den Leuten ihren Glauben. Einen schmutzigen Cop umgab eine gewisse geheimnisvolle Aura. Dabei hatte er eigentlich gar keinen Dreck am Stecken. Er war weder korrupt gewesen, noch hatte er auf beiden Seiten mitgemischt wie manche Polizisten, die in den späten 80ern rekrutiert worden waren, als man aus Mangel an Bewerbern die Kandidaten nicht allzu genau unter die Lupe nahm. Teufel, er hatte nur einem Mädchen, das er kannte, ein wenig geholfen. Schön, sie war eine Hure. Trotzdem.
    »Wodka on the rocks«, bestellte Holiday bei Charles, dem Barkeeper der Spätschicht. Leo war nicht da, oder er hatte gerade im Hinterzimmer zu tun.
    »Eine bestimmte Marke, Doc?«
    »Den billigsten.« Nach allem, was er bereits intus hatte, wäre Markenschnaps reine Verschwendung gewesen.
    Charles stellte Holiday seinen Drink hin. Die Jukebox spielte gerade eine Coverversion von »Jet Airliner« in rauchiger Soul-Rock-Manier. Die beiden Gentlemen rechts von Holiday

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