Der Totengarten
jung.«
»Ich habe den Dienst quittiert. Die Dienstaufsicht hat wegen irgendwelcher idiotischen Vorwürfe gegen mich ermittelt, da bin ich gegangen.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie hatten in Wirklichkeit eine völlig weiße Weste?«
»Nein. Aber ich war ein guter Polizist. Ich würde liebend gern etwas über diese Sache mit Asa Johnson rausfinden und es dem MPD unter die Nase reiben.«
»Leidenschaft ist etwas Gutes.«
»Die habe ich.«
»Lassen Sie mich Ihren Ausweis sehen«, verlangte Cook.
Holiday zeigte ihm seinen Führerschein. Cook ging zu dem Anrufbeantworter auf seinem Schreibtisch, drückte die Aufnahmetaste und sprach eine Nachricht auf. »Hier spricht T.C. Cook. Ich bin mit einem Daniel Holiday, einem ehemaligen Officer vom MPD, unterwegs zum Haus von Reginald Wilson.« Cook drückte die Stopptaste. »Um das aufzuschreiben, würde ich ewig brauchen, und manchmal kann ich nachher selbst nicht mehr lesen, was ich geschrieben habe. Ich wollte nur hinterlassen, wo ich bin.«
Dann öffnete Cook eine Schublade, zog ein kleines Diktiergerät hervor und gab es Holiday. Aus derselben Schublade nahm er eine .38er Spezial im Halfter und befestigte sie rechts an seinem Gürtel.
»Keine Sorge, ich habe eine Genehmigung.«
»Ich sage ja gar nichts«, erwiderte Holiday. »Ich habe selbst eine bei mir, draußen im Wagen. Ohne Genehmigung. Lieber riskiere ich, damit erwischt zu werden, als keine Waffe zu haben, wenn ich eine brauche.«
»Wenn man so lange eine getragen hat, wird man die Gewohnheit nicht so leicht wieder los.«
»Wohin soll es eigentlich gehen?«, fragte Holiday.
»Es hat etwas mit der grünen Stecknadel auf dem Stadtplan zu tun.«
Auf dem Weg zur Tür griff Cook nach einem ausgeblichenen hellbraunen Stetson mit einem schokoladenfarbenen Band, in dem eine mehrfarbige Feder steckte, und setzte ihn auf.
»Sie können fahren, Dan.«
»Nennen Sie mich Doc«, sagte Holiday.
ACHTZEHN
Rhonda Willis rief im Twilight an, einer Tittenbar an der New York Avenue, und verlangte den Türsteher der Tagschicht. Obwohl es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des MPD seit einiger Zeit nicht mehr erlaubt war, Nebenjobs in solchen Etablissements auszuüben, taten es viele trotzdem. Das Twilight mit seiner Vorgeschichte von Parkplatz-Schießereien und Messerstechereien im Gebäude setzte Cops außer Dienst dazu ein, die Gäste am Eingang abzuklopfen, da der Anblick einer Dienstmarke den Protest dagegen im Keim erstickte. Polizisten von einem bestimmten Schlag – solche, die auf Abenteuer und Vergnügen aus waren – arbeiteten gern in dieser Bar. Das Twilight hatte die besten Tänzerinnen, die beste Musik und die zwielichtigste Klientel der Stadt.
»Hi, Randy«, sagte Rhonda in ihr Handy. »Ich bin’s, Rhonda Willis vom VCB.«
»Hallo, Detective Willis.«
»Sie arbeiten also immer noch da unten, wie?«
Randolph Wallace war mit seinen zwölf Dienstjahren ein Veteran, aber noch immer in Uniform. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, doch das Familienleben langweilte ihn, und so verbrachte er möglichst wenig Zeit zu Hause. Wenn er nicht gerade beim MPD Dienst hatte, arbeitete er ein paar Schichten pro Woche im Twilight. Dort konnte er gratis trinken und hatte manchmal Affären mit den Tänzerinnen.
»Ja, schon«, sagte Willis.
»Hören Sie, ich brauche die Adresse einer Ihrer Tänzerinnen. Sie nennt sich Star und wohnt mit einem Mädchen namens Darcia zusammen. Wenn es geht, auch die Handynummer.«
Wallace schwieg.
»Es geht um die Ermittlung in einem Mordfall«, fügte Rhonda hinzu.
»Eigentlich ist das nicht in Ordnung«, protestierte Wallace. »Ich arbeite schließlich mit diesen Leuten zusammen, Detective.«
»Ich und mein Partner könnten auch persönlich vorbeikommen«, sagte Rhonda mit einem kleinen Lachen, um die Situation zu entschärfen. »Ich will gar nicht wissen, wie viel Kokain und Gras jetzt gerade da auf den Toiletten den Besitzer wechselt. Und dann all der gewerbliche Sex … Wir könnten auch die Sitte einschalten, wenn es das ist, was Sie wollen.«
»Detective -«
»Ich bleibe dran, während Sie mir die Informationen beschaffen.«
Ein paar Minuten später hatte Rhonda Adresse und Handynummer von Shaylene Vaughn, deren Künstlername Star war, und den vollen Namen und die Handynummer von Darcia Johnson.
»Danke, Randy. Passen Sie auf sich auf.« Rhonda beendete das Gespräch.
»Hast du da etwa gerade einen Kollegen erpresst?«, fragte Ramone.
»Der stürzt sich auch ohne meine
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