Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
Vom Netzwerk:
Damenunterwäsche.
    Rhonda und Ramone wechselten einen Blick, dann gingen sie in das andere Schlafzimmer, das gleich aussah wie das erste.
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrten, stand Shaylene Vaughn mürrisch da. Rhonda zückte ihren Notizblock und einen Stift.
    »Wer zahlt hier die Miete?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Auf wessen Namen ist der Mietvertrag für diese Wohnung abgeschlossen?«
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Wir können es auch herausfinden, indem wir bei der Wohnungsgesellschaft anfragen.«
    Shaylene schlug mit der flachen Hand leicht gegen ihren Oberschenkel. »Dominique Lyons. Er bezahlt die Wohnung.«
    »Ich dachte, Sie wissen seinen Namen nicht«, sagte Rhonda.
    »Er ist mir gerade wieder eingefallen.«
    »Sie haben doch einen Job. Können Sie sich denn die Miete nicht leisten?«
    »Ich und Darcia, wir geben ihm das Geld, das wir im Club verdienen. Er hält es für uns zusammen.«
    »Ist er Darcias Freund?«, erkundigte sich Rhonda. »Oder Ihrer?«
    Shaylene starrte Rhonda nur an.
    »Hat Dominique vielleicht einen Spitznamen, unter dem er auf der Straße bekannt ist?«, wollte Ramone wissen.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wo wohnt er?«
    »Hm?«
    »Hat er eine Adresse?«
    »Ich sag doch, ich weiß es nicht.«
    »Wo waren Sie in der vergangenen Nacht … sagen wir, nach Mitternacht?«
    »Ich hab im Twilight getanzt, bis ungefähr halb zwei. Dann bin ich nach Hause gegangen.«
    »Allein?«
    Shaylene antwortete nicht.
    »Was ist mit Darcia?«, erkundigte sich Rhonda.
    »Sie hat auch da gearbeitet.«
    »War Dominique auch im Twilight?«
    »Vielleicht, ja. Kann sein.«
    »Kennen Sie einen Jamal White?«, fragte Rhonda.
    Shaylene senkte den Blick auf ihre nackten Füße und schüttelte den Kopf.
    »Was soll das heißen?«, hakte Rhonda nach.
    »Ich kenne ein paar Jamals. Aber die Nachnamen weiß ich nicht.«
    Rhonda atmete langsam aus, dann reichte sie Shaylene ihre Karte. »Hier haben Sie meine Nummer. Sie können mir jederzeit eine Nachricht hinterlassen, Tag und Nacht. Ich möchte mit Darcia und Dominique sprechen. Sie haben doch nicht vor, in nächster Zeit zu verreisen?«
    »Nein.«
    »Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Wir melden uns wieder bei Ihnen.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Ramone.
    Sie verließen das Apartment, froh, wieder frische Luft atmen zu können, und stiegen in ihren Ford.
    »Eine Bumsbude ist das«, sagte Rhonda, während sie sich ans Steuer setzte. »Weiter nichts.«
    »Und du denkst, Dominique Lyons ist ihr Zuhälter.«
    »Vielleicht. Ich werde seinen Namen mal durchs System laufen lassen, vielleicht erfahren wir dann, was es mit dem Burschen auf sich hat.«
    »Jamal White verliebt sich also in eine Tänzerin-Schrägstrich-Nutte, ihr Zuhälter hat was dagegen, und peng.«
    »Das erscheint mir so weit plausibel.« Rhonda starrte durch die Windschutzscheibe. »Weißt du, irgendwann war das Mädchen da drin auch mal ein Baby, das jemand im Arm gehalten und abends mit Schlafliedern ins Bett gebracht hat.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Und sieh dir an, was aus ihr geworden ist. Dabei kann ich es ihr nicht mal verdenken, dass sie einem Mann ihre Liebe schenkt. Weißt du, weil ich all meine Zeit meinen Söhnen und diesem Job widme, vergessen die Leute leicht, dass ich trotz allem auch eine Frau bin. Und selbst eine christliche Frau wie ich hat hin und wieder, na ja, einfach das Bedürfnis nach einem Penis.«
    »Echt?«
    »Aber dieser Dominique Lyons, der Bursche muss einen ganz besonderen Penis haben. Ich rede von der Sorte Penis, die ein Mädchen dazu bringt, nackt in einer Bar zu tanzen und ihm dann ihr hartverdientes Geld zu geben. Die Sorte Penis, die sie dazu bringt, sich in einem Loch voller Kakerlaken ohne Einrichtung und anständige Verpflegung zu prostituieren und sich dabei wie eine Königin zu fühlen, alles aus Loyalität. Ich sag dir, das muss ein ganz außergewöhnlicher Penis sein.«
    »Verstehe.«
    »Gus?»Rhonda Willis ließ den Motor an. » Diese Art Penis brauche ich nicht.«

    Holiday und Cook saßen in Holidays Town Car. Sie hatten den Wagen drei Grundstücke von einem weißverkleideten Haus im Ranch-Stil in Good Luck Estates entfernt abgestellt, einer gepflegten Mittelklassesiedlung etwas abseits der Good Luck Road im Bezirk New Carrollton in Prince George’s County. Ein Buick neueren Modells stand in der Auffahrt. Die anthrazitgrauen Vorhänge des Hauses waren fest zugezogen.
    »Er wohnt nur zehn Minuten von mir entfernt«, bemerkte Cook.

Weitere Kostenlose Bücher