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Der Totengarten

Der Totengarten

Titel: Der Totengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Pelecanos
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wären.«
    »Ich weiß.«
    »Hat er zurzeit einen Job?«
    »Der Mann ist auf Bewährung draußen, er muss einen haben. Arbeitet als Kassierer in einer Nachttanke mit Shop unten an der Central Avenue. Im Schichtdienst, manchmal auch nachts. Ich weiß das, ich bin ihm mehr als einmal nachgefahren.«
    »Wir könnten uns an seinen Bewährungshelfer wenden, nach seinen Arbeitszeiten fragen, mit seinem Chef reden. Rausfinden, ob er in der Nacht, als Johnson ermordet wurde, gearbeitet hat.«
    »M-hm«, machte Cook ohne Begeisterung.
    »Das da ist zwar kein Palast«, sagte Holiday mit einem Blick auf das Haus, »aber doch eine ganz nette Gegend für einen wie ihn, der gerade erst aus dem Knast gekommen ist.«
    »Das Haus hat seinen Eltern gehört. Sie sind gestorben, während er einsaß, und er als einziges Kind hat es geerbt. Es ist schuldenfrei; er muss nur die Steuern zahlen. Der Buick ist auch nicht seiner.«
    »Kann ich mir denken. Muss von seinem Vater sein. Nur alte Männer fahren Buicks.»Zu spät wurde Holiday klar, was er gesagt hatte. »Ich meine, das sollte nicht -«
    »Da ist er«, unterbrach ihn Cook, der das Haus im Blick behalten hatte, ohne an Holidays Bemerkung Anstoß zu nehmen.
    Holiday sah, dass sich der Vorhang am Erkerfenster teilte, und dahinter erschien, nur vage zu erkennen, das Gesicht eines Mannes mittleren Alters. Gleich darauf verschwand es, und der Vorhang fiel wieder zu.
    »Hat er Sie hier draußen schon mal gesehen?«, fragte Holiday.
    »Ich weiß es nicht, und soll ich Ihnen was sagen? Es kümmert mich einen Scheißdreck. Früher oder später wird er einen Fehler machen.«
    »Wir brauchen mehr Informationen über den Johnson-Mord.«
    »Sie haben die Leiche gesehen.«
    »Ich war auch am nächsten Tag am Fundort.«
    »Verdammt, Junge, haben Sie mit irgendjemandem gesprochen?«
    »Noch nicht. Ich kenne den Detective im Morddezernat, der den Fall bearbeitet. Er heißt Gus Ramone.«
    »Wird er mit Ihnen reden?«
    »Ich weiß es nicht. Der Ramone und ich, wir haben eine gewisse Vorgeschichte.«
    »Was haben Sie angestellt, seine Frau gevögelt?«
    »Schlimmer«, erwiderte Holiday. »Ramone war damals bei Internal Affairs und hat eine Untersuchung gegen mich geleitet. Ich habe ihn seine Arbeit nicht zu Ende bringen lassen.«
    »Großartig«, kommentierte Cook.
    »Dieser Bursche klebt förmlich an seinen Vorschriften.«
    »Trotzdem wäre es nett, wenn Sie mit ihm reden könnten.«
    »Wenn er den Stock aus dem Arsch nimmt, vielleicht«, sagte Holiday.

NEUNZEHN
    Nach ein paar Fischsandwiches mit scharfer Soße und Tatar von einer Imbissbude an der Benning Road fuhren Ramone und Rhonda Willis zur Metropolitan Police Academy, die am Blue Plains Drive auf einem offenen Gelände zwischen dem Anacostia Freeway und der South Capitol Street in Southwest lag. Sie ließen die Gebäude der K-9-Trainingseinheit, die sich auf demselben Grundstück befanden, und die Quartiere, in denen auch sie einmal untergebracht gewesen waren, hinter sich und stellten den Wagen auf einem vollen Parkplatz ab.
    Die Academy sah aus wie eine gewöhnliche Highschool, mit Unterrichtsräumen in den oberen Stockwerken sowie einer Sporthalle, einem Schwimmbad und weiteren Trainingseinrichtungen im Erdgeschoss. Polizeiveteranen wie Ramone nutzten den Kraftraum und das Schwimmbad, um sich in Form zu halten. Rhondas Eitelkeit hatte mit der Geburt jedes Kindes weiter nachgelassen, sie trainierte seit Jahren nicht mehr. Wenn sie einmal eine halbe Stunde für sich hatte, fand Rhonda, dass ein heißes Bad und ein Glas Wein viel besser für ihre körperliche und geistige Gesundheit waren als ein Besuch in der Sporthalle.
    Als sie eintraten, fiel den beiden auf, dass Treppengeländer und Zierstreifen in einem leuchtenden, beinahe neonartigen Lilaton gestrichen worden waren.
    »Das wirkt so beruhigend«, bemerkte Rhonda. »Ich frage mich, welches geniale Komitee diesen Farbton ausgewählt hat.«
    »Wahrscheinlich war Pink gerade nicht lieferbar.«
    Sie zeigten einem Officer hinter dem Eingang ihre Dienstmarken und gingen in die erste Etage. Es war Nachmittag, und viele Cops in Shorts und Sweatshirts trainierten vor ihrer Vier-bis-zwölf-Schicht an Geräten, auf Laufbändern oder mit Gewichten. Ramone und Rhonda blieben auf einem Treppenabsatz stehen, von dem aus sie die Sporthalle überblicken konnten.
    »Da ist der Mann, den ich suche«, sagte Ramone. »Er weiht die Jungs gerade in die Geheimnisse des Kampfsports ein.«
    Zwischen den

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