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Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bewegten sich beim Sprechen und seine Stimme hatte einen schneidenden, scharfen Klang. Er nahm Spitzhacke und Spaten von der Schulter. Brad fiel ein Amulett auf, das er um den Hals trug. Es war bronzefarben. Am Rand befanden sich eine Reihe verschlungener Zeichen, die Brad an jene Zeichen erinnerten, die im Mittelalter die Alchimisten verwendet hatten, um die Zusammensetzung ihrer Rezepturen zu verschlüsseln. In der Mitte war ein Gesicht in das Metall eingraviert, dessen Form Brad an die Konturen erinnerte, die er zuvor bereits im Staub der Fensterbank und in dem Rußfleck auf dem Grabstein seines Vaters gesehen hatte. Nur das die Augen jeweils aus Bernsteinen gebildet wurden, in denen Käfer gefangen waren.
    Dieses Amulett übte eine fast hypnotische Wirkung auf Brad aus. Der Totengräber hob den Kopf. Seine Lippen bildeten einen geraden Strich.
    „Verschwinde von hier!“, murmelte er. „Verschwinde und lass mich meine Arbeit machen!“ Er nahm die dunkle Sonnenbrille ab und rieb sich die karmesinroten Augen. „Dies ist ein Ort, an dem sich niemand länger als unbedingt nötig aufhalten sollte. Der Tod selbst ist hier anwesend. Seine Macht ist überall spürbar. Sieh dir die Bäume an, Junge! Siehst du die verwachsenen Formen, siehst du die Strukturen auf den Ringen, die aussehen wie Gesichter? Das sind die Schatten der toten Seelen. Dies ist ein böser Ort und wer sich hier zu lange aufhält... Also geh! Bevor dich die Kräfte aus dem Jenseits bannen.“
    Der Totengräber kicherte wie irre.
    „Ich habe keine Angst vor irgendwelchen Kräften aus dem Jenseits“, sagte Brad selbstbewusst.
    „Das solltest du aber, Brad. Das solltest du.“
    „Ich möchte einfach nur wissen, weshalb Sie ein grünes Licht auf das Grab meines Vaters gestellt und dabei so seltsame Rituale durchgeführt haben. Ich weiß nicht, mit welchem Trick Sie es hinbekommen haben, dass sich die Flammen der Ewigen Lichter grün verfärbten...“
    „Gar nichts hast du gesehen, Brad. Du hast nichts gesehen und nichts verstanden...“
    Er hob seine knorrige Hand und wischte mit einer schnellen Bewegung vor Brads Augen durch die Luft.
    Im nächsten Moment fühlte Brad, wie eine Kraft sein Bewusstsein berührte. Ein plötzlich auftretender Druck lähmte Brads Geist. Er war kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Halte dich in Zukunft fern von hier, Brad!“
    Der Totengräber bedachte Brad mit einem durchdringenden Blick. Die roten Augen weiteten sich dabei und traten aus ihren Höhlen hervor. Seine Stimme hallte in Brads Kopf schmerzhaft wider. Schwindel erfasste ihn.
    „Dies ist ein Ort des Todes, Brad“, sagte der Totengräber. „Ihr Fleisch mag zerfallen sein, ihre Knochen bleiben blank in der Erde liegen. Aber so wenig von ihren Körpern geblieben sein mag, so präsent sind ihre Seelen an einem Ort wie diesem.“ Wieder hallte die Stimme des Totengräbers unangenehm in Brads Kopf wider. Der Schädel drohte ihm schier zu zerspringen. Eine unheimliche, eisige Kraft umhüllte sein Bewusstsein. Er fröstelte bis ins tiefste Innere seiner Seele.
    Brad wusste, dass der lähmende Druck, der seinen Geist belastete, auf irgendeine Weise durch diesen Totengräber verursacht wurde, ohne dass er hätte erklären können, wie genau das geschah. Völlig erstarrt stand er da und die Kälte war jetzt bis in seine Finger-und Zehenspitzen vorgedrungen.
    „Die Seelen der Toten werden dich holen, wenn du dich zu sehr mit ihnen beschäftigst“, fuhr der Totengräber fort. „Sie schlagen jeden in ihren Bann, der sich nicht rechtzeitig aus ihrer Aura zu lösen vermag.“ Ein irres Kichern folgte. „Es mag verweste Körper geben, deren Seelen noch sehr lebendig sind, aber genauso ist das Gegenteil denkbar: tote Seelen in einem lebenden Körper. Und wenn du noch einmal wagen solltest, mir hinterher zu spionieren, werde ich dafür sorgen, dass du genau dazu wirst. Einen kleinen Vorgeschmack davon gebe ich dir jetzt schon.“
    Brad wäre am liebsten davongelaufen.
    Aber er war wie gelähmt – vollkommen unfähig, sich zu bewegen. Was geschieht hier nur?, durchfuhr es ihn. Der Totengräber streckte seine knochige Hand aus. Er berührte Brad mit den Fingerspitzen an der Schläfe. Mit der anderen Hand nahm er die dunkle Brille von den Augen. Das Rot der Pupillen begann sich wenig später auch in der Iris auszubreiten und erfüllte nach ein paar Augenblicken das gesamte Auge. Ein eigenartiges Leuchten erfüllte die Augen des Albinos jetzt.

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