Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)
Schmerz erfasste Brad. Gleichzeitig befiel ihn ein Schwindelgefühl. Alles begann sich vor seinen Augen zu drehen, während die rote Welle des Schmerzes seinen gesamten Körper durchflutete.
Im nächsten Moment war alles um ihn herum dunkel.
5. Kapitel: Böses Erwachen
„He, aufwachen!“
Brad spürte, wie man ihn bei der Schulter fasste und ordentlich rüttelte.
„Vielleicht rufen Sie doch besser den Krankenwagen, Reverend“, war eine brüchige Frauenstimme zu hören.
„Ich glaube auch.“
Langsam kam Brad zu sich.
Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Es war, als würde er aus einem sehr tiefen Schlaf erwachen. Undeutliche vage Erinnerungen geisterten durch sein Bewusstsein. Erinnerungen, bei denen er sich auf Anhieb nicht recht sicher war, ob es sich um reale Erlebnisse oder böse Träume handelte.
„Haben Sie ein Handy, Reverend?“, erkundigte sich die Frauenstimme.
Brad öffnete jetzt die Augen. Er blinzelte. Das Sonnenlicht erschien ihm unverhältnismäßig grell. Vor ihm ragte ein dunkler Schatten auf. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe er erkannte, dass es sich um Reverend Donaldson handelte. Dieser holte ein Handy hervor und war bereits im Begriff die Notrufnummer zu wählen. Brad konnte ihn gerade noch davon abhalten.
„Reverend, er ist wach“, sagte die Frauenstimme. Brad wandte ein wenig den Kopf und blickte in das faltige, aber sehr sympathische Gesicht einer älteren Dame. Sie trug ein graues Kleid und eine dazu passende Handtasche.
„Schon gut, Mrs. Beagle“, sagte der Reverend und wandte sich Brad zu. Die alte Dame war jedoch schneller. Mit kleinen aber energischen Schritten trat sie auf Brad zu, bückte sich und fasste ihn am Arm.
„So helfen Sie ihm doch, Reverend. Der junge Mann war ja wohl ohne Bewusstsein, wie mir scheint.“
„Es geht schon“, sagte Brad.
„Wirklich?“, fragte Mrs. Beagle.
Ihm war einfach noch nicht gut. „Dann hängt das mit dem Kreislauf zusammen“, meinte Mrs. Beagle, „damit sollte man nicht spaßen.“
„Seltsam. So jung und schon Schwierigkeiten mit dem Kreislauf“, sagte der Reverend.
Die Gedanken rasten nur so durch Brads Kopf.
Bilder erscheinen vor seinem inneren Auge, vor allem das fratzenhaft verzerrte bleiche Gesicht des geheimnisvollen Totengräbers. Aber er vermochte es nicht diese Erinnerungen zu ordnen. Sie ergaben nur ein verworrenes Knäuel aus Ängsten und dem vagen Gefühl einer ungeheuren Bedrohung.
Ich muss hier weg, dachte er, diesen Ort so schnell wie möglich verlassen.
Brad stand auf, ihm war noch etwas schwindelig. Die Knie drohten ihm einzuknicken.
Und er fragte sich, woher diese eigenartige Schwäche kam, die ihn befallen hatte.
Dann erinnerte er sich wieder an die Berührung durch die Hand des Totengräbers und für eine Sekunde glaubte er erneut den Schmerz zu spüren, der ihn in jenem Moment durchfahren hatte. Er wandte sich an den Reverend, versuchte verzweifelt seine Gedanken zu ordnen.
„Was ist passiert?“, fragte Reverend Donaldson.
Auf einmal stand Brad alles wieder lebhaft vor Augen. Er wollte Reverend Donaldson davon berichten, aber es kam nicht mehr über seine Lippen als „Sir?“.
„Ja?“
Ein Kloß saß ihm im Hals. Er war unfähig, auch nur einen einzigen Ton hervorzubringen. Ein Gefühl der Kälte durchfuhr ihn und ließ ihn schaudern.
„Sie sehen doch, er ist völlig durcheinander“, sagte Mrs. Beagle.
„Nein, es ist wirklich nichts weiter“, behauptete Brad jetzt. „Ich komme schon zurecht.“
„Ist deine Mutter zu Hause“, fragt der Reverend.
„Nein, im Moment nicht.“
„Dann sag ihr aber, was passiert ist, wenn sie zurückkommt.“
„Sicher.“
„So ein Zusammenbruch ist nichts Normales in deinem Alter. Das sollte man ärztlich abchecken.“
„Schon klar, Reverend.“
Mrs. Beagle ging davon. Langsam und etwas unsicher bewegte sie sich auf das Grab ihres Mannes zu, des berühmten und in ganz Willington bekannten Colonel Beagle, der nach seiner aktiven Zeit in der Army die Geschicke des Ortes als Bürgermeister geprägt hatte.
„Reverend, ich möchte Sie gerne noch etwas fragen“, sagte Brad.
„Nur zu, mein Sohn“, erwiderte der Reverend, „du weißt, dass du dich mit allem an mich wenden kannst.“
„Es geht um den Totengräber.“
Innerhalb eines Augenaufschlags durchrasten Dutzende von Gedanken auf einmal Brads Hirn.
Soll ich ihm wirklich davon erzählen, dass dieser Mann mich am Kopf berührt hat und ich daraufhin das Bewusstsein
Weitere Kostenlose Bücher