Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
ins Gesicht. Mit einem Stöhnen fiel er hintenüber.
Risquée rannte los, so schnell, wie ihre Beine sie trugen. Sie hatte gute Sprinterbeine, das hatten die Leute ihr oft gesagt. So oft, wie sie in ihrem Leben hatte wegrennen müssen, war das nicht verkehrt.
Hinter sich hörte sie Ole Spice, der sich die Seele aus dem Leib schrie. Dann schoss er auf sie. Pop-pop-pop . Sie rannte schneller.
Von hinten kamen zwei Autos die Straße herauf.
Wieder pop-pop-pop .
Sie hörte Glas splittern, der erste Wagen machte einen Schlenker, kam ins Schleudern und krachte in die Kutsche von Ole Spice.
Sie rannte noch schneller, immer weiter, immer schneller, ohne auf ihre Schmerzen zu achten oder auf die Schüsse hinter sich.
Sein Wagen wurde ihm vor der Nase weggestohlen. Carmine hatte das Dach offen und die Schlüssel stecken gelassen. Er war davon ausgegangen, dass er nur ein paar Sekunden weg sein würde. Wahrscheinlich hatten die kleinen Scheißer ihn beobachtet, seit er auf ihrer Straße angehalten hatte. Kaum dass er ihnen den Rücken zugedreht hatte, waren sie in den Wagen gesprungen und hatten so schnell zurückgesetzt, dass die Reifen quietschten. Dann hatten sie gedreht und Vollgas gegeben, als hinter ihnen die Hölle losgebrochen war.
Erst nur wenige Schüsse, dann war ein Wagen von der Straße abgekommen und – knall-bumm – in die Karosse des Killers gekracht. Dann noch mehr Schüsse – Automatikfeuer, das aus einem anderen Wagen kam: rat-tat-tat-tat-tattatat – sehr laut, es klang wie ein Sturmgewehr. Die Kugeln durchlöcherten die Autos, Querschläger schossen durch die Luft.
Carmine hatte keine Ahnung, wer da auf wen schoss und warum, und es war ihm auch egal, weil er nämlich in die andere Richtung davonlief und um sein geliebtes, trauriges kleines Leben rannte.
27
21.30 Uhr. Eldon Burns hatte auch noch ein Zuhause, wo er erwartet wurde. Er war fertig für heute. Er wollte heim in sein wachdienstgesichertes Haus in Hialeah, Lexi einen Kuss auf die Wange drücken, Vanessa und Leanne küssen, wenn sie denn noch zu Hause waren, ein schönes heißes Bad nehmen und sich mit ein paar Bierchen in seinen Keller verziehen und alte Boxfilme gucken. Der Freitagabend gehörte ihm allein, samstags traf er sich mit den Cutmen, und die Sonntage verbrachte er mit der Familie, vor allem mit Leanne, der jüngeren, klügeren und hübscheren seiner beiden Töchter. Er gab es nur ungern zu und tat sein Bestes, es nicht zu zeigen, aber sie war sein Liebling. Er setzte große Hoffnungen in sie: Elitecollege, danach ein Praktikum bei einem Kongressabgeordneten in Washington, vielleicht bei Strom Thurmond, den die Fäkalienfee sehr gut kannte.
Er stieg in seinen dunkelblauen Buick Skylark. Ledersitze, dunkle Holzamaturen, 2,8-Liter-Motor, goldene Speichenfelgen, sanftes Automatikgetriebe und reichlich Platz, wie in einem eigenen Privatklub: ein Wagen mit Klasse. Er besaß auch einen Cadillac Eldorado, aber der war für den Alltag einfach nicht so komfortabel wie dieser.
Er fuhr auf die Flagler. Kein Stau.
Er schob eine Kassette ins Autoradio. Sinatras neues Album She Shot Me Down , das erst in ein paar Monaten im Laden zu kaufen sein würde. Er hatte es direkt von Franks Management bekommen, weil er da ein paar Leute kannte. Er war ein Fan von Frank, hörte jeden Freitag seine Platten. Großartige Wochenendmusik.
Als Eldon auf die US1 fuhr, war er zu dem Schluss gekommen, dass die Scheibe für ein Alterswerk extrem gut war, vielleicht sogar die beste seit September of My Years . Frank bemühte sich nicht, besonders bedeutungsvoll daherzukommen oder sich bei den Hippies und den Langhaarigen anzubiedern, und er hatte sich auch den Star-Wars -Blödsinn gespart, nachdem er sich auf Trilogy damit versucht hatte. Nein, dies war Frank in Bestform, wieder einmal ganz allein an irgendeinem Tresen, nach mehreren Jack Daniels, und in Gedanken bei Ava Gardner, die ihn für einen Stierkämpfer hatte sitzen lassen. Die Jahre waren auch an seiner Stimme nicht spurlos vorbeigegangen, aber die Texte passten perfekt zu ihm. Ein schönes Album, Musik zum Entspannen. Womöglich würde es sogar Lexi gefallen, wenn er sie dazu bringen könnte, für eine Sekunde ihren Kenny Rogers vom Plattenteller zu nehmen.
Im Rückspiegel sah er den schwarzen Mercedes, der ihm schon folgte, seit er vom Parkplatz gefahren war, und das nicht gerade unauffällig. Er fragte sich, ob er jetzt gleich oder erst später etwas unternehmen sollte. Er lächelte
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